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PR Tefroder 01 - Das genetische Siegel

PR Tefroder 01 - Das genetische Siegel

Titel: PR Tefroder 01 - Das genetische Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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eine längere Erzählung.
    Rhodan warf einen Blick auf den Wanderstab. Er war mannshoch und aus einem weißlich hellen Holz gefertigt. Wäre ihm der Mann irgendwo in den Gebirgen Terras begegnet, hätte Rhodan, was das Material des Stocks anging, auf Esche getippt - ein hartes, zähes, aber hinreichend biegsames Holz. Hier und da schimmerte es allerdings schwach bläulich, wie kalte Milch, was den Eindruck verwischte, einen Stoff irdischer Herkunft vor Augen zu haben.
    Der Stab war weitgehend geradlinig, kaum gewunden, und er lag dem Mann offenbar gut in der Hand. Am unteren Ende bedeckte ein Gummipuffer den größeren Teil einer stählernen Spitze. Rhodan wusste, dass man einen solchen Bergstock beim An- und Absteigen als beidhändige Stütze führen konnte, die die Trittsicherheit deutlich erhöhte und zumal die Kniegelenke beim Abstieg entlastete. Allerdings wirkte das Gerät im Zeitalter der technischen Gehhilfen, der biomechanischen Steiggamaschen und positronischen Balancesupporter mehr als nur anachronistisch. Archaisch geradezu.
    Der Mann hatte die Begutachtung stumm und lächelnd über sich ergehen lassen. »Setz dich«, lud Rhodan ihn ein und wies auf den freien Stuhl.
    Aus den Augenwinkeln sah er, dass sich die Oxtornerin und die Ferronin von ihren Plätzen erhoben - langsam und zäh, als wären sie übersatt von ihrem Getränk, schwer und träge. Oder als müssten sie sich durch Sirup kämpfen.
    Der Mann blieb stehen, löste sich leicht von seinem Stab und lächelte erst Rhodan, dann Caadil an. »Ihr habt eine lange Reise vor euch.«
    Rhodan nickte. »Morgen. Auch wenn mir Rückreisen oft kürzer erscheinen als der Hinweg.«
    »Ist das so?«
    Für einen Augenblick herrschte Schweigen. Überhaupt war es merkwürdig still geworden im Raum, alles klang gedämpft, als wäre schwerer, aber unsichtbarer Schnee gefallen, der alle Geräusche schluckte.
    »Ich habe eine Bitte«, sagte der Schrat. »Halt' das bitte für einen Augenblick.« Er reichte Caadil den Wanderstab und begann, in den Tiefen seiner Joppe zu wühlen. Endlich förderte er ein Stück Papier hervor und legte es zwischen Rhodan und Caadil auf den Tisch. Es war ein Brief, ein altertümlicher Umschlag aus wirklichem Papier, versiegelt mit tiefrotem Wachs.
    Rhodan nahm den Brief in die Hand. Absender und Empfänger waren mit schwarzer Tinte aufgeschrieben, aber er konnte beides nicht lesen - sei es, dass er die Buchstaben nicht kannte, oder dass die Handschrift zu den völlig in sich gekehrten, unleserlichen gehörte.
    »Bist du so gut«, fragte der Schrat, »und nimmst diesen Brief an dich?«
    Rhodan hob den Brief an. Er wog, was ein Brief eben wog, jedenfalls seiner Erinnerung nach. Er hatte etwas Derartiges seit vielen Jahrhunderten nicht mehr in Händen gehalten. »Er ist nicht frankiert. Müssen Briefe nicht frankiert werden? Alter postalischer Brauch.«
    Auma Taccomi und Kalakujen hatten inzwischen zwei oder drei Schritt getan - Auma, die Oxtornerin, hatte einen deutlichen Vorsprung vor der Ferronin gewonnen, nun aber schienen beide mitten im Raum festzustecken. Rhodan fühlte sich leicht beschwipst und auf nie gekannt Weise überfordert.
    Ich bin vergiftet worden, dachte er für einen Moment, unter Drogen gesetzt - unmöglich!
    Er schaute Caadil an. Vielleicht würde er sie gleich in der Tür stehen sehen, sie würde seine Kabine an Bord der FARYDOON noch gar nicht betreten haben und ihn mit einem mitleidig-spöttischen Lächeln fragen: »Habe ich dich geweckt?«
    Und er würde sagen: »Ja. Ich habe geschlafen. Wirres Zeug geträumt. Du hast mich geweckt. Vielen Dank dafür.«
    Aber die Vortex-Pilotin stand nicht in der Tür, sondern sie saß vor ihm, an ihrem Tisch im Stondac Zum menschenfressenden Konos in der Stadt Geeti auf Khordaad, im Leerraum unter der Milchstraße versunken. Über ihre Lippen huschten leichte Wellen aus Licht. Der metallische Synthostoff ihrer roten Robe klirrte leicht.
    Sie war ganz in die Betrachtung ihrer Hand versunken, die den Wanderstab des Waldschrates umfasst hielt. Das Schmuckmosaik auf ihrem linken Handrücken, das Ornament aus winzigen Muscheln, war unverändert. Und war es doch nicht. Die in sich verschlungene, verknotete Symmetrie, dieses Labyrinth aus Kehren und Wendungen, hatte sich auf undefinierbare Art und Weise geöffnet.
    Konzentrier dich, dachte Rhodan. Schalte um. Sofort. Der Schrat... der Brief... das Dessert...
    »Alter postalischer Brauch?«, echote der Waldschrat fröhlich. »Das ist gut. Wir

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