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PR Tefroder 02 - Segler im Sternenwind

PR Tefroder 02 - Segler im Sternenwind

Titel: PR Tefroder 02 - Segler im Sternenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Wie der Aktivatorträger bemerkte, waren sie nicht das einzige Objekt, das vom Himmel fiel; immer wieder blitzten verglühende Sternschnuppen auf. Caadil Kulée ritt in deren Begleitschutz dem Erdboden entgegen. Allmählich löste sie das Fesselfeld jenes Meteors, den sie Huckepack mitgeschleppt hatten, und sorgte dafür, dass er ebenfalls der Reibungshitze ausgesetzt wurde, ohne allzu viel Substanz zu verlieren. Die Pilotin wusste ganz genau, was sie tat und wie sie es tun musste.
    Die Seenplatte machte ausgedehnten Sumpflandschaften Platz, dann einer grauen, verwitterten Steinebene, die letztendlich von bizarr geformten Brocken blauen Gletschereises abgelöst wurden. Ein Sturm mit Spitzen von mehreren Hundert Stundenkilometern tobte dort draußen. Nirgendwo waren Spuren einer Ansiedlung zu erkennen. Die Gui Col hielten diesen unwirtlichen Teil ihres Heimathortes weitgehend naturbelassen.
    Oder?
    Das erhöhte Sicherheitsbedürfnis der Piraten würde vor keinem Winkel Hort Noorings haltmachen. Sicherlich befanden sich auch hier, im ewigen Eis, Ortungs- und Abwehrstationen. Berücksichtigte Caadil diesen Faktor, oder verließ sie sich hier, knapp vor der Landung, auf ihr Glück?
    »AI di Meola«, flüsterte sie, ohne in ihrer Konzentration auch nur einen Deut nachzulassen. »Dave Brubeck. Bass Clarinet and his Coltermen. Ainur da Hangern; marsianischer Free-Jazz, interpretiert von der göttlichen Ka-rantikia. Zawinul, der Meister aller Meister. Birdland. Twonosischer Menetekel-Jazz. Melhardt, der Mentor. Uzzi Förster im Einhorn. Meist sturzbesoffen, aber immer genial. OscarKleinFattyGeorgeCabCallowayAnton-Bogner... «
    Ihre Stimme verlor sich, wurde zu einem Gemurmel unterhalb der Wahrnehmungsschwelle. Sie selbst indes war pure Konzentration. Sie hievte die Vortex-Gondel über mehrere Geländewellen, wich mit unglaublichen Reflexen einer unvermutet hochragenden Felswand aus, klinkte den mitgeschleppten Meteor nahe eines kleinen, kümmerlichen Wäldchens aus Krüppelgewächsen aus und zog ihr Schiff hoch. Sie rasten dahin, nicht mehr als zwanzig Meter über der Erdoberfläche, nur noch von vereinzelten Feuerschüben angetrieben. Hinter ihnen ging der Wald in Flammen auf. Der Boden zitterte, eine Druckwelle fegte über sie hinweg, ohne ihre Fahrt auch nur im Geringsten beeinflussen zu können.
    Ein Spalt tat sich vor ihnen im Eis auf. Dunkel und bedrohlich war er. Caadil lenkte die Gondel hinein, ließ sie durch den natürlichen Höhlenraum gleiten, mit einer Restgeschwindigkeit von gut und gern einhundert Stundenkilometern. Sie folgte einem trüben Lichtschimmer und den Spuren beginnender Vegetation. Das schmale Gletscherfeld des Südpols war überquert, sie fanden sich auf der anderen Seite der Planetenkugel wieder, in einem Dämmerbereich, in dem das Leben allmählich wieder Fuß fasste und die Temperaturen stiegen.
    Unter ihnen glitzerte trübes, milchiges Wasser eines reißenden, immer breiter werdenden Flusses. Gletscherwasser hatte sich über Äonen hinweg seinen Weg gebahnt, durch karstiges und weiches Gestein eine Furt geschlagen. Der Fluss mäanderte durch das unterirdische Reich auf den Funken Helligkeit zu, der allmählich breiter wurde.
    Unvermittelt ging die Sonne auf - zum wievielten Mal während der letzten Minuten? - und warf erste, vorsichtige Strahlen über sie. Rhodan schloss geblendet die Augen.
    Caadil Kulée bremste ihr Gefährt endgültig ab, ließ es für einen Moment in der Luft stehen, bevor sie es am Flussufer parkte; nur wenige Meter von einem Wasserfall entfernt, dessen Fluten sich in ein fünfzig Meter tiefer gelegenes Becken ergossen.
    »Willkommen auf Hort Nooring«, sagte die Pilotin, »dem Ferienparadies für Abenteurer.«
    Rhodan stieg vorsichtig aus und streckte, nach der langen Gefangenschaft im Inneren der winzigen Kabine, erleichtert seinen müden Körper durch.
    Der Lärm des Wassers war ohrenbetäubend. Schaum gischtete immer wieder über das Ufer des Flusses hinweg und benetzte ihn mit einem Sprühregen. Binnen weniger Sekunden war sein Schutzanzug nass. Adlai Kefauver gesellte sich zu ihm.
    »Das war eine beachtliche Leistung!«, rief Rhodan dem Kommandan-ten der Sternenwacht Myrmidon zu. »Unsere Pilotin steigert sich von Einsatz zu Einsatz.«
    »Das wirre Geplapper, das sie während des Anflugs von sich gegeben hat, gefällt mir gar nicht«, meinte Adlai Kefauver kritisch. »Sie hat sich nicht ausreichend unter Kontrolle.«
    »Blödsinn!«, entfuhr es dem Aktivatorträger.

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