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PR Tefroder 02 - Segler im Sternenwind

PR Tefroder 02 - Segler im Sternenwind

Titel: PR Tefroder 02 - Segler im Sternenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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»Sie baut Druck ab, indem sie singt oder sich an Allzeit-Jazz-Größen erinnert. Ich finde nichts Verfängliches dabei.«
    »Sie ist labil«, beharrte Kefauver auf seinem Standpunkt. »Wir dürfen sie keinen Augenblick lang unbeobachtet lassen.«
    Rhodan schwieg. Er hielt es für vernünftiger, das Thema nicht weiter zu vertiefen. Sollte der Söldner Caadil Kulée doch ruhig seine Aufmerksamkeit schenken. Er wusste, dass er sich hundertprozentig auf die junge Frau verlassen konnte.
    Er trat vorsichtig zur Felskante vor und blickte in die Tiefe. Das blauweiße, schaumige Wasser schoss mit ungeheurem Druck nur wenige Meter neben ihm ins Freie. Der Fall hinab ins algengrüne Becken dauerte mehrere Sekunden. Dort unten hatte sich eine Kolonie entenartiger Vögel versammelt, deren tiefrote Pürzel immer dann aufleuchteten, wenn sie ins Gischtwasser eintauchten. Meist kehrten sie mit krebsartiger Beute zurück an die Wasseroberfläche. Dann kreischten sie laut, schlugen aufgeregt mit den bunten, zweigeteilten Flügelarmen und zogen sich an Land zurück, um dort ihren Fang zu verzehren.
    Es gab einen einzigen natürlichen Ausgang aus der Schlucht; ein schmaler Abfluss, der sich tief in den Fels gegraben und mehrere verschiedenfarbige Gesteinsschichten freigelegt hatte. Am schmalen, sandigen Uferstreifen zeigten sich neben den Entenwesen einige wenige, schwerfällig wirkende Räuber, womöglich Säuger, denen dünne Tentakel bündelweise aus dem riesigen, zahnbewehrten Maul wuchsen. Sie stießen seltsame, an einen Kuckucksschrei gemahnende Schreie aus, sobald ihnen ein Konkurrent in die Quere kam.
    Rhodans Anzug filterte all die Geräusche, Bilder und Momentaufnahmen aus. Angesichts des laut brüllenden Wasserfalls wäre es sonst unmöglich gewesen, diese ersten Impressionen von Hort Nooring zu sammeln.
    »Wie geht es weiter?«, fragte Parizhoon, der sich langsam schwebend zu ihnen gesellte.
    »Wir orientieren uns«, sagte Rhodan und schöpfte aus seinem reichhaltigen Erfahrungsschatz. »Wir nehmen uns so viel Zeit wie nötig, um diese Welt kennenzulernen. Wir müssen ein Gefühl für sie entwickeln.« Er dachte nach. »Wir hacken uns in Nachrichtensendungen und verschaffen uns einen Überblick über das Alltagsleben der Gui Col. Caadil soll Sonden nach allen Himmelsrichtungen ausschicken. Es besteht immer noch ein Restrisiko. Vielleicht vergleicht ein übervorsichtiger Gui Col die Reste des Meteoriten, den wir abgeworfen haben, mit jenen Bildern eines flammenden Etwas, die wir zweifelsohne während des Anflugs hinterlassen haben, und bemerkt, dass Masse und Wirkung des vermeintlichen Meteoriten nicht zueinanderpassen.«
    »Ich helfe Caadil«, sagte Adlai Kefauver und verabschiedete sich, offenbar froh darüber, weiteren Gesprächen und damit weiterem Konfliktpotenzial aus dem Weg zu gehen. Er stieg nervös von einem Fuß auf den anderen. Er machte deutlich, dass er nicht warten wollte.
    »Willst du mich begleiten?«, fragte der Aktivatorträger Parizhoon, einer Eingebung folgend.
    »Wohin?« Der Mentadride setzte den Kegelkörper auf einer glatten, von blauroten Algen bewachsenen Gesteinsfläche ab und streckte einen metallenen Tentakelarm ins Wasser.
    »Ich möchte einen Ausflug machen. Die Umgebung erkunden, Flora und Fauna besser kennenlernen.« Es gab ausreichend Bild- und Schriftmaterial über Hort Nooring. Doch es konnte nicht schaden, ihren Wissensstand zu erweitern.
    »Einverstanden«, sagte Parizhoon. »Ich ziehe mir nur rasch einen Regenmantel über.«
    »Du hast Humor.«
    »Bei dir wende ich tefrodischen Humor an. Bluesschen Esprit würdest du kaum verstehen.«
    »Wenn du wüsstest, was ich mir auf diplomatischer Ebene schon für Witze über Essenszubereitung und -verzehr anhören musste.«
    »Ich finde die Blues amüsant. Ihre Speicherspender sind weitaus tiefsinniger als die der Tefroder in mir.«
    Speicherspender ... Was für ein seltsames Wort. Parizhoon reihte sich fraglos in die Reihen jener mechanischen Geschöpfe ein, die sich ihres Selbst nicht sicher waren und nach einer Eigenidentität suchten. Ob Pos-bis, Kosmokratenroboter, Cyborgs oder gar Einzelfiguren wie Anson Argy-ris - sie alle waren Dinge und Wesen zugleich.
    »Ich informiere unsere Freunde, dann machen wir uns auf den Weg. Einverstanden?«
    »Wann immer du willst, Perry Rhodan.« Parizhoon zog den Tentakelarm ein, tastete wie prüfend über seine externen Waffensysteme und stellte sich an den Rand der Klippe. Er wirkte neugierig.
    Parizhoon

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