PR Tefroder 02 - Segler im Sternenwind
vorwerfen.« Er blickte Rhodan in die Augen. »Und all eure Kameraden, die bislang überlebt haben, werden ebenso hingerichtet.« Seine goldene Gesichtshaut raschelte, als er sie zu einem grimassenähnlichen Grinsen verzog. »Ich wünsche euch viel Glück, Kameraden!«
Kameraden! Wie konnte es dieser Foltermeister auch nur wagen, sich auf eine Stufe mit ihnen zu stellen, die sie während der letzten Tage durch die Hölle gegangen waren!
Der Terraner memorierte das Programm, soweit er es von Zva Pogxa erfahren hatte. Außer ihnen war nur noch ein Sechserteam aus dem Stall Cha Panggus im Rennen geblieben. Es würde im ersten Kampfblock gegen drei erfahrene Cyberiaden-Athleten antreten. Nach einer Showeinlage und zwei weiteren Auseinandersetzungen, die von Teilnehmern rivalisierender Ställe gestaltet wurden, waren der Aktivatorträger und seine Kameraden an der Reihe.
»Darf ich bei den Kämpfen zusehen?«, fragte er einen Gui Col, der gelangweilt neben der energetischen Grenze stand, die die Athleten von den vordersten Schweberängen trennte.
»Nein«, lehnte der Pirat gelangweilt ab. »Ihr wartet in den Vorbereitungsräumen, bis ihr dran seid.«
»Ich möchte mich mit den Gegebenheiten vertraut machen«, sagte Rhodan ruhig. Er achtete darauf, sich deutlich zu artikulieren und von den Kameraarmen optimal in Szene gesetzt zu werden.
»Euch wird ohnedies eine andere Spielwelt als diese da zugeteilt«, meinte der Gui Col und wedelte mit dem Armtentakel in Richtung einer hügeligen Landschaft, die soeben vor den Augen der Zuseher entstand. Sie machte ungefähr ein Sechstel der Diskusfläche aus und lag im Zentrum der Scheibe.
»Ich weiß.« Rhodan gab sich hartnäckig. »Ihr erwartet von uns ein möglichst gelungenes Schauspiel. Eine Show der besonderen Art; die können wir euch nur bieten, wenn wir uns auf die Atmosphäre, die uns erwartet, vorbereiten.«
»Schwachsinn!«, knurrte der Gui Col und wandte sich ab.
Er hatte jedoch nicht mit der Reaktion der Menge gerechnet, der das kurze Gespräch über Schwebeholos vermittelt worden war. Rhodans verschrobenes, eigenbrötlerisches Verhalten war während der letzten beiden Tage immer stärker in den Fokus der Berichterstattung geraten, und man hing an seinen Lippen. Nicht zuletzt der schwülstige Vortrag über Sitte und Moral hatte seinen Ruf verstärkt, ein Kämpfer zwischen Genie und Wahnsinn zu sein. Man erwartete von ihm, dass er ungewöhnliche Dinge sagte und tat. Und in einer derart medial beeinflussten Umgebung würden die Zuseher erhalten, was sie forderten.
»Also schön«, murrte der Gui Col, nachdem die Buh-Rufe unüberhörbar laut und Armtentakel schmählich in seine Richtung gewunken wurden. »Du allein bleibst hier und siehst zu. Alle anderen verschwinden.«
»Danke«, meinte der Terraner und bemühte sich, seinen Tentakel zu einer Schlinge der Höflichkeit zu formen.
Ein Signal ertönte. Parizhoon, Kefauver und die anderen Mitglieder der Sechsergruppe wurden von einem Traktorstrahl gepackt und ins Innere der Simulationsscheibe getragen.
Sechs müde und ängstlich wirkende Wesen, mit denen Rhodan die letzten Tage im Cybertrop verbracht hatte, tauchten an der Spitze eines Hügels der Diskusscheibe auf. Sie sahen sich irritiert um. Ein Transmitterfeld hatte sie hierher versetzt. Ein Countdown lief an, eine Vielzahl der Gui-Col-Zuschauer zählte mit wachsender Begeisterung mit. Als die drei schlachtenerfahrenen Gegner der Gruppe am Fuß des Hügels materialisierten und erste Strahlschüsse Furchen durch das Grün der Wiesen zogen, schlug die Begeisterung in wilde Ekstase um. Die Gui Col bekamen, wonach sie gierten: den Kampf verkrüppelter und mit Cyber-Bestandteilen aufgepeppter Lebewesen auf Leben und Tod.
»Gefällt dir, was du siehst?«, hörte Rhodan die verhasste Stimme Cha Panggus plötzlich nahe bei sich.
»Es ist widerlich.« Der Aktivatorträger blickte sich um, konnte aber kein Akustikfeld erkennen, und schon gar nicht den Tributier persönlich. Wie ihm Zva Pogxa zugeflüstert hatte, würde er sich das heutige Schauspiel auf einer der Ehrentribünen ansehen.
»Mag sein, dass die Ausscheidungskämpfe nicht jedermanns Geschmack treffen. Aber dieses Spektakel ist immens wichtig für unser Volk und sein Selbstverständnis. Die Cyberiade hilft uns jedes Mal aufs Neue, unsere Rolle in der Galaxis Sternenquell zu begreifen. Uns ist es nicht nur bestimmt, zu herrschen; darüber hinaus haben wir Wertevorstellungen entwickelt, in denen Leben und
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