PR Tefroder 03 - Die Stadt der tausend Welten
teilte er dem Ei mit. Das Meer, der Strand, hinter ihm eine weite Ebene, die in der Ferne vor einem Gebirgszug zu enden schien. Meer, Strand, Ebene und Gebirge, alle Schattierungen von Rot.
Er kniff die Augen zusammen. Tief in der Ebene glaubte er, eine Bewegung wahrzunehmen. Figuren, Köpfe wie von Pferden. Die roten Mähnen schienen im Wind zu flattern, langsam, in Zeitlupe.
»Ganz Chenmos ist eine Zeitlupe«, sagte das Ei.
»Du liest meine Gedanken?« Die Gedanken eines Mentalstabilisierten kann niemand ohne Weiteres lesen. Nicht einmal ein Telepath.
»Wäre ich ein schlichter Gedankenleser, könnte ich deine Gedanken nicht lesen«, tröstete das Ei.
»Was bist du dann?«
»Jedenfalls keiner dieser Puppenspieler«, sagte das Ei verächtlich.
»Gut, dass wir das immerhin ausschließen können«, sagte Rhodan. »Chenmos - ist das der Name dieser Welt?«
»Oho«, stimmte das Ei zu.
»Ich bin hier, um etwas über das Schema zu erfahren.«
»Frag«, ermunterte ihn das Ei.
»Weißt du etwas über das Schema?«
»Ja«.
Rhodan seufzte. »Und würdest du mir etwas über das Schema sagen?«
»Was willst du wissen?«
»Alles.«
»Das ist ein wenig ungenau. Man könnte viel über das Schema sagen.«
»Wer hat das Schema gegründet? Wie lange existiert es schon? Welche Völker gehören ihm an?«
»Früher habe ich hier endlose Pilgerströme gesehen«, sagte das Ei. »Wohin immer ich schaute, endlose Pilgerströme, alle in Richtung des Gute-Götzen-Plateaus von Spane.«
»Ich versteh dich nicht«, sagte Rhodan. »Es tut mir leid, aber ich verstehe nicht, was du meinst.«
»Oho«, sagte das Ei, und es klang resigniert, »wie ich diese Puppenspielerei hasse! Aber gut.«
Bewegung kam in das Ei. Es wuppte; etwas schlug von innen gegen die Schale. Erste Brocken platzten zur Seite, trudelten zu Boden. Eine Gestalt pellte sich aus dem Ei, humanoid, ein Mensch, ein Mann. Nackt, fast hager, dunkelblond, graublaue Augen.
Ein Gesicht, das sich in seiner Heimat allgemeiner Bekanntheit erfreute.
Das Gesicht von Perry Rhodan.
Der nackte Rhodan ging langsam an dem bekleideten Rhodan vorüber. Er hockte sich an das Ufer, streckte die Hand aus und berührte das Wasser.
Rhodan sah ihm stumm zu.
Nach einer kleinen Ewigkeit trat er auf die nackte Gestalt zu und berührte sie an der Schulter. »Ich habe wenig Zeit. Und ich habe es reichlich satt. Wenn ich nur hier bin, um eueren Mysterienspielen zuzuschauen, verzichte ich auf weitere Informationen über das Schema und bitte darum, nach Airmid zurückgebracht zu werden.«
»Gewiss«, sagte die nackte Gestalt. »Wer schickt dich?«
»Ein gewisser Gonddo Munussaje. Sagt dir der Name etwas?«
»Nein«, sagte die nackte Gestalt.
»Also weißt du nichts, was du mir über das Schema verraten kannst?«
»Das Schema hat keine Geheimnisse«, sagte der nackte Rhodan und erhob sich. Er ging an Rhodan vorbei und sagte: »Komm mit.«
»Ich habe es eilig«, wiederholte Rhodan.
»Etwas wie Eile gibt es auf Chenmos nicht«, belehrte ihn der Fremde. »Komm mit.«
»Wohin gehen wir?«
»Zum Gute-Götzen-Plateau«, sagte die nackte Gestalt. Er schritt über die Bruchstücke der Schale; es knirschte.
Rhodan seufzte und schloss sich dem Fremden an. Was blieb ihm übrig?
Sie gingen lange. Manchmal änderte sich die Gegend nicht einen Hauch, obwohl Rhodan meinte, seit Stunden unterwegs zu sein. Dann wieder wischten die Landschaften nur so vorbei, als stünden sie am Panoramafenster eines Schnellzuges: Steppen und endlose Wälder, Ruinenstädte, abgrundtiefe Canyons, über die sich spiralförmig in sich verdrehte Brücken spannten; Seen; Meere. Alles in tiefes Rot getaucht.
Hin und wieder stellte Rhodan dem Fremden eine Frage, erhielt aber keine Antwort oder nur eine derart widersinnige, dass ihm ganz wirr im Kopf wurde. Da schwieg er.
Das Gute-Götzen-Plateau war ein kahler Landstrich, sicher etliche Hundert Meter über dem Meeresniveau; eingekesselt von unglaublich fernen Bergen. Der Horizont war viel weiter als auf Terra; sie mussten sich auf einem sehr großen Planeten befinden.
Wenn es denn ein Planet war.
Die drei Götzen waren Standbilder. Jedes von ihnen zeigte einen Humanoiden, zwanzig, vielleicht dreißig Meter hohe, weitgehend monochrome Figuren wie aus purem, rötlich schimmerndem Gold, die auf einem tonnenförmigen Sockel standen.
Trotz ihrer Monumentalität wirkten die Figuren eher wehmütig als triumphal; ein Hauch von Abschied lag um sie, als hätten sie diesen Ort
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