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PR2602-Die Todringer von Orontes

PR2602-Die Todringer von Orontes

Titel: PR2602-Die Todringer von Orontes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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zugleich. Man konnte sie so leicht für Gutes wie für Böses einsetzen. Was Awkurow bislang über den Alten erfahren hatte, gehörte er zu den gemeinsten und hinterhältigsten Todringern des Klans.
    Der kleinste Gegner verschwand und tauchte an anderer Stelle wieder auf, nur wenige Körperlängen von ihnen entfernt. Awkurow behielt vor Schreck die Luft im hinteren Körperdrittel gespeichert. Er meinte, das Wesen riechen zu können. Sein Spitzzahn wirkte bedrohlich und vermittelte tödliche Gefahr. Dieser da war so ... so ... anders. Ein Fremder. Ein Feind, der hier nichts zu suchen hatte!
    Der Kleine hing in der Luft, sah sich unschlüssig um. So als hätte er etwas entdeckt, wäre sich seiner Sache aber nicht ganz sicher. Nach einer Weile verschwand er, um in geraumer Entfernung zu rematerialisieren.
    »Ich hab's ja gesagt!« Ojabanc knurrte. Die Augen seines Kranzes glänzten bösartig. »Wenn ich nicht will, findet er uns nicht.«
    Solange sie zusammenblieben. Der Alte legt eine Art gedankliche Glocke um sie. Sobald sie sich trennten, wäre er nicht mehr in der Lage, jedem Einzelnen Schutz zu gewähren. Auch die in die Exoskelette eingebauten Gimmicks wohl nicht. Ihre Gegner trugen Anzüge, die wie neu wirkten und deren Aufbauten auf eine Vielzahl von Möglichkeiten schließen ließen.
    »Hinterher!«, befahl Dorjanpol den drei Aktiv-Kämpfern.
    Natürlich blieben die Todringer liegen; doch die gemeinsam ausgebildete Waffe folgte den zwei großen Wesen, die mit weiten Sprüngen ihrer seltsamen Fortbewegungstentakel flüchteten.
    »Ich verliere sie!«, ächzte Zygmalo.
    »Sie sind zu schnell für mich«, murmelte Haubenort.
    »Ich kann nicht mehr!«, stöhnte Berntarm.
    Dorjanpols Körper blähte sich ein wenig auf. Er war der unumstrittene Anführer. Nun erhielt er die Gelegenheit zu beweisen, warum dies so war.
    Er vermittelte Zuversicht. Kraft. Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Selbst Awkurow, der mehrere Körperlängen vom dem so gestrengen und mitunter düsteren Gruppenleiter entfernt lag, bekam eine geringe Dosis dieser kraftspendenden Gabe ab. Dorjanpol machte, dass er wieder Mut schöpfte und sich an einer Form von Enthusiasmus berauschte, die er niemals zuvor gespürt hatte.
    Das Offensiv-Trio jagte den beiden Feinden einen weiteren Steinklumpen hinterher. Er war größer als jene zuvor, huschte wie ein Diabrang durch das Zwielicht, voll Kraft, voll eingeimpftem Hass.
    »Lass mich helfen!«, bat Awkurow Dorjanpol. »Ich könnte die beiden Gegner ablenken, sie verwirren ...«
    »Nein!«
    »Aber ...«
    »Ich sagte: Nein!«
    Awkurows Enthusiasmus schwand so rasch, wie er gekommen war. Zurück blieben Enttäuschung und Frust. Er fühlte sich stark; stärker sogar als die erfahrenen Quarring-Kämpfer. Sie bildeten zwar ein starkes Kollektiv; doch in dieser Stärke lag zugleich ihre große Schwäche.
    Sie waren berechenbar. Ihre Gegner mussten bloß lange genug durchhalten. Bald würden die Kräfte der Todringer nachlassen, Dorjanpol die Kontrolle verlieren, ihnen die Ideen ausgehen. Und dann ...
    Er rollte davon. Ohne nachzudenken. Ohne die Konsequenzen seines Tuns zu berücksichtigen.
    Hinter mir die Feuerflut, dachte er. Sollen sie mir doch den Leib bis zum Platzen aufpumpen, wenn wir dieses Abenteuer überleben.
    Awkurow rollte auf die beiden groß gebauten Feinde zu, konzentrierte sich und machte sich bereit, seine verschmähte Gabe einzusetzen.
     
    *
     
    Da waren sie: Der eine Feind fuhr mit seinen Greiffingern über eine seltsame Waffe, die Töne jenseits des Erträglichen absonderten und nach einer Weile gewiss zum Tod führten. Der andere, riesengroß, klobig, allem Anschein nach ein Aktiv-Kämpfer vierten Grades, sah sich wachsam nach allen Richtungen um. Zwei mickrige Augen schränkten sein Sehvermögen ein. Er verfügte bestenfalls über ein 240-Grad-Gesichtsfeld.
    Awkurow nutzte die Topografie aus, passte seine Körperfarbe den Gegebenheiten an. Er rollte und wälzte so leise wie möglich. Es war nicht mehr weit. Einige Körperlängen noch. Dann konnte er seine Fähigkeiten einsetzen. Zygmalo, Berntarm und Haubenort hatten ihre Kriegsarbeit längst eingestellt, wahrscheinlich völlig erschöpft von der Anstrengung.
    Awkurow meinte, die Wut Dorjanpols über seinen Alleingang körperlich zu spüren. War der Anführer denn in der Lage, ihn seine Emotionen über eine derartige Entfernung spüren zu lassen?
    Er rückte näher, ging überlegt vor, nutzte jede Deckung. Hielt den Atem an, wie er es

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