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PR2602-Die Todringer von Orontes

PR2602-Die Todringer von Orontes

Titel: PR2602-Die Todringer von Orontes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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vom Lehrvater gelehrt bekommen hatte. Konzentrierte sich. Fokussierte. Wählte den Riesen als Ziel seiner ersten Attacke.
    Gleich! Gleich! Fühl die Kraft. Lass sie fließen. Schieb sie rüber zu deinem Gegner, begrabe ihn darunter.
    Er war nahe genug. Sein Körper pulsierte. Awkurow fühlte sich stark wie selten zuvor. Nun konnte er beweisen, wie viel er wert war, was in ihm steckte.
    Er rollte hinter die nächstmögliche Deckung, nunmehr innerhalb jener Grenze, die eine hundertprozentige Trefferquote gewährleistete.
    Jetzt!
    Er versagte.
    Er versiegte.
    Die geräuscherzeugende Waffe des zweiten Wesens behinderte ihn. Sie trieb Furcht durch sein Herzband, sie schwächte ihn. Awkurows Bemühungen gingen ins Leere. Er fühlte ungewohnten Schwindel und beinahe hätte er sich übergeben.
    Er bog die Lamellen in einer verzweifelten Kraftanstrengung durch und unternahm alles, um diesen schrecklichen Lärm aus seinen Gedanken zu verbannen. Er würde nicht versagen, diesmal nicht ...
    Er hörte eine hohe, piepsige Stimme. Sie stammte vom dritten Feind. Er war ganz plötzlich am Hinterteil seines Leibes erschienen. Sein Organ klang schrecklich verzerrt; die Sprache der drei Eindringlinge war für die Ohren eine einzige Qual.
    Er fühlte sich bewegt. Hochgehoben. Gekrümmt, gebogen, eingefangen.
    Der Kleine hatte schreckliche Gaben und er war unglaublich stark. Er beherrschte die Telekinese, so wie Haubenort. Er nutzte sie mit einem Feingefühl, das er niemals für möglich gehalten hätte.
    Dennoch: Ein Aktiv-Kämpfer ließ sich von keiner Gefahr beeindrucken. Er würde in dem Bewusstsein sterben, seine Pflicht erfüllt zu haben. Seine Kraft für das Überleben des Stamms eingesetzt zu haben.
    Ein mächtiger Hieb traf ihn aus dem Nichts. Die Tonwaffe verwirrte seine Sinne immer mehr. Seine Kräfte verloren an Kompaktheit, sie strömten aus ihm hervor, ungebremst, kaum kontrolliert.
    Mit letzter Kraft gab ihnen Awkurow einen Richtungsvektor mit. Hin zu seinem ursprünglichen Ziel. Zum Riesen, der rascher als erwartet auf ihn zugestürmt kam.
    Er feuerte – und traf. Das Wesen erstarrte, nur zwei Körperlängen vor ihm, und stürzte, zu Eis gefroren, zu Boden.

10.
    Schiffsgeflüster: die Schwestern
     
    »Einsatz ist alles«, murmelte Tres Alucc, mehr zu sich selbst als zu den Begleitmusikern, die ihre Instrumente stimmten.
    War es so? Was hatte sie auf der Bühne zu suchen, während ihre Schwester unweit von hier mit dem Tod rang? Wer, verflucht noch mal, hatte das Recht, von ihr zu verlangen, ausgerechnet jetzt gute Laune zu verbreiten? Wem war sie etwas schuldig?
    Etwa den Cosmolodics? Diesem bunt zusammengewürfelten Haufen von Exzentrikern, die erst im gemeinsamen Musizieren zu einer Harmonie zusammenfanden, die in diesem Jahrzehnt als unerreicht galt?
    Oder den Besatzungsmitgliedern sowie Gästen der CHISHOLM? Der Schiffsführung? Perry Rhodan?
    Sie alle hatten Erwartungen. Dass Tres auf der Hauptbühne des Rosegarden Dome eine große Show ablieferte und die Stimmung an Bord verbesserte.
    Und wer interessierte sich für ihre Befindlichkeit, ihre Sorgen, ihre Ängste? Wer tröstete und stärkte sie in der Not?
    Heatha Neroverde hatte den Proberaum eben erst verlassen. Die junge TLD-Agentin hatte auf ihre etwas unbeholfene Art versucht, Tres Mut zuzusprechen.
    Viele Besatzungsmitglieder sagten: »Es wird alles wieder gut.« Oder: »Du musst nur fest dran glauben.« Oder: »Lor-Eli ist in besten Händen.« Oder: »Mach dir keine Sorgen.«
    Sie hatte all die Phrasen zu hören bekommen, die seit Jahrtausenden in allen Kulturen auf den meisten Welten des bekannten Universums Verwendung fanden. Sie sagten nichts aus. Sie übertünchten peinliche Momente und sollten dem nicht Fassbaren des nahenden Todes ein ganz klein wenig Schrecken nehmen.
    »Heute spielt der Uridil, Uridil, Uridil«, brummte Toti Andour, um zugleich der Bassgitarre einige seltsame Laute zu entlocken, die auf die Menge der während der Probe genossenen Alkoholmenge schließen ließen. »Man kann sagen, was man will: So wundervoll trifft keiner mehr den Ton ...«
    »Nicht heute!«, unterbrach ihn Jerigo da Untrach, der sonst so emotionslose Arkonide. »Erspar uns dieses eine Mal deine Loblieder auf Uridil. Er war zugegebenermaßen ein Virtuose; und dennoch nichts im Vergleich zur papierenen Leichtheit eines Sindlars.«
    »Wie kannst du es wagen ...«
    Wie sehr sie diese Streitgespräche zwischen den beiden Ausnahmekünstlern normalerweise liebte – und wie

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