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PR2604-Die Stunde der Auguren

PR2604-Die Stunde der Auguren

Titel: PR2604-Die Stunde der Auguren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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akonische Namen zu geben. Jeder Name wie ein Manifest gegen die längst abgezogene Terminale Kolonne TRAITOR, die doch nicht nur Drorah vernichtet hatte. Er kannte kaum eine Familie, in der nicht eine Tochter Auris, Ykhantia oder Henna hieß, ein Sohn Doorn, Narvan oder Jere. Und das hatte sich seit dem Fanal von 1463 NGZ eher noch verstärkt.
    »Kannst du verstehen, was Anicee sagen will?«, fragte er den Servo.
    »Nein. Dieses pantomimische Idiom ist allerdings auch dazu ausgedacht, Außenstehenden unentzifferbar zu sein. Es hat eine privat-symbolische Tiefenstruktur, die ...«
    Routh winkte müde ab. »Lass gut sein.« Er rief: »Puc aktiv.«
    Augenblicke später nickte ihm die Figur im Smoking von ihrem Barhocker aus zu. »Schau dir das an«, bat Routh und ließ den Servo die Gespensterbotschaft abspielen. »Kannst du es übersetzen?«
    Puc nippte an seinem imaginären Drink. »Mein Translator ist weitgehend auf akustisch vorgetragene Standardsprachen der Milchstraße und deren Tochtersprachen eingerichtet«, erinnerte Puc ihn. »Dieses pantomimische Idiom ist hoch individualisiert und steckt voller Kehrwerte.«
    »Kehrwerte?«
    » Ja kann nein bedeuten, jetzt nie, hier kann nirgends meinen und so weiter. Wahrscheinlich können nur Anicee und Auris den wahren Sinn dieser Botschaft entschlüsseln.«
    »Du hast also keinerlei Idee, wovon das Gespräch handelt?«
    »Ideen hätte ich manche«, sagte Puc. »Anicee sagt vielleicht, dass sie jemanden getroffen hat. Möglicherweise heißt es aber auch, dass Anicee jemanden zu treffen hofft. Oder dass Auris jemanden getroffen hat oder treffen wird oder nicht getroffen hat oder niemals treffen wird, den Anicee gern treffen möchte oder gern getroffen hätte oder gern zu treffen vermeiden würde, jemanden aus ihrer Vergangenheit oder aus der Zukunft, der ihr ein Rätsel aus der Vergangenheit stellt oder eines aus der Zukunft lüftet, wenn du verstehst.«
    »Danke!«, sagte Routh trocken. »Du bist mir eine große Hilfe.« Er dachte eine Weile nach. »Kannst du erkennen, wohin die Gespensterbotschaft geschickt worden ist?«
    Es dauerte endlose Minuten, bis Puc erklärte, er könne aus dem dürftigen Datenmaterial keine eindeutigen Schlüsse ziehen. »Wenn ich aber tippen müsste, würde ich sagen, dass die Botschaft nach Europa ging.«
    »Europa?« Routh zog die Augenbrauen zusammen. »Wieso Europa? Sie hat Auris auf Luna kennengelernt. Was sollte sie also ausgerechnet in Europa?«
    »Soweit ich sehe, leben die Eltern von Auris Bugenhagen in Europa«, sagte Puc.
    Ich Idiot, dachte Routh. »Kannst du herausfinden, wo in Europa?«
    »Da müsste ich tief in deren Privatsphäre eindringen«, mahnte Puc.
    »Du tust es in meinem Auftrag«, sagte Routh.
    »Das macht es nicht legaler.«
    »Mach dich auf die Suche!«
    Die Figur im schwarzen Smoking erstarrte. Puc war in die Datenströme getaucht, die Terra in jedem Moment in Ozeanen von Information badeten. Er würde die Isosphären verschiedener Informationsbastionen durchtunneln, vor den positronischen Wällen flüchtige Datenexistenzen annehmen, die ihn in das Licht einer durchdringenden Legitimation rückten; er würde sich in Datenfrost kleiden und die Feuerwälle durcheilen und ganze Heerscharen von Skorpionen hinter sich ausstreuen, die rückwärts durch die virtuellen Netze krochen und seine Spur löschten, bemüht, seine und die Identität seines Auftraggebers zu schützen.
    Er brauchte beinahe drei Minuten. Dann löste sich seine Erstarrung, und er nippte an seinem Cocktail. »Sie leben in Hamburg.«
    »Gib mir die Kontaktdaten.«
     
    *
     
    Es dauerte beinah eine Stunde, bis es dem Servo gelungen war, eine Verbindung nach Hamburg aufzubauen. Mittelalter, dachte Routh. Die Katastrophe wirft uns zurück ins Mittelalter. Pestärzte kommen, die Straßen der Städte erleuchtet von Hexenfeuer.
    Die Positronik der Gegenseite wirkte erschüttert und verwirrt. »Ich kenne dich nicht.«
    »Meine Tochter Anicee ist mit Auris Bugenhagen befreundet«, sagte Routh. »Sie hat mir die Kontaktinformationen für den Notfall hinterlegt.«
    »Das ist plausibel«, befand der Servo der Bugenhagens.
    »Ist Anicee bei euch?«
    »Ich bin nicht befugt, Auskunft über den Status der Wohnanlage zu geben.«
    »Kannst du mir eine Verbindung zu Auris, ihrer Mutter oder ihrem Vater schalten?«
    Der Servo war nicht befugt. Aber er bot an, die Mutter von Auris zu kontaktieren und sie von Rouths Bitte zu unterrichten.
    Routh richtete sich darauf ein,

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