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PR2606-Unter dem Stahlschirm

PR2606-Unter dem Stahlschirm

Titel: PR2606-Unter dem Stahlschirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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sich von dem warmen Wind umschmeicheln. Mit beiden Händen fuhr sie über ihr kurzes rotes Haar. Momentan schien es ihr, als kehrte sie nach langer Zeit der Abwesenheit nach Hause zurück. Was der Wind herantrug, weckte diese Empfindungen, die sie seit Jahren unterdrückte. Auf Irmdom war sie lange nicht gewesen.
    Alldar-Shat war ein brodelnder Wurmtopf ... Soweit Floisar Cuumflous Aussage. Obwohl der Informationsspieler versucht hatte, seine Abneigung gegen die Metropole zu verbergen, war ihm das nicht gelungen. Die Vibrationen seines Sprechsegels hatten ihn verraten, ebenso wie die fahle Blässe seiner Lichtzacken.
    Alldar-Shat kannte keine offizielle Regierung, funktionierte aber dennoch. In gewissem Rahmen, solange jeder Einwohner bereit war, Abstriche hinzunehmen. Manchmal auch nicht, jedenfalls nicht so, wie es Cuumflous Vorstellungen entsprochen hätte. Genau das hatte der Fato'Fa zwischen seinen Worten anklingen lassen.
    Zumindest äußerlich ist Alldar-Shat eine Stadt wie Terrania und Hunderte andere, sagte Jenke Schousboe nun zu sich selbst.
    Es gab unendlich viele Beschäftigungsmöglichkeiten: sportliche Wettkämpfe und kämpferische Turniere, Lehrgänge für Philosophen und Kunstschulen jeder Art und Provenienz. Genetische Fabriken luden dazu ein, hinter die Kulissen des Lebens zu schauen. Einzelne Stadtbezirke erweckten historische Epochen zu neuem Glanz und versanken in Nostalgie. Da waren Museen, Konzerthallen, Theater. Von den Industrieanlagen und Fabriken, die Shath mit allem Notwendigen versorgten, ganz zu schweigen.
    Kurzum: eine Megalopolis, in der Angehörige unterschiedlichster Völker Seite an Seite lebten und einer vom anderen lernen konnte – wenn er das wollte.
    Eine Megalopolis aber auch, in der Einsamkeit nistete und die Medien unglaublich vielen Individuen den Rhythmus diktierten. Tag und Nacht verquirlt zu einem Einheitsbrei, wurde das Leben zur Konserve, die man heißhungrig in sich hineinschlang ...
    ... und am Ende war man hungriger als zuvor.
    Jenke Schousboe kannte diese Art unerfüllten Lebens. Sie hatte es geliebt und gehasst, und nun brandete es ihr von Neuem entgegen. Sie schritt kräftig aus, ließ den Blick schweifen, versuchte zu analysieren und hinter die Fassaden zu blicken. Währenddessen hoffte sie, dass die SERUN-Aufzeichnung wenigstens auf einfacher Basis funktionierte. Für spätere Auswertungen, falls diese dann noch wichtig waren.
    Mit singenden Triebwerken jagten mehrere Gleiter zwanzig, fünfundzwanzig Meter hoch durch die Straßenschlucht. Das waren keine Nurflügler der Allgegenwärtigen Nachhut, wie sie den SKARABÄUS angegriffen hatten. Wie hatte der Informationsspieler sie genannt? Rüstgeleit.
    Jenke wollte nicht ausschließen, dass in den Gleitern trotzdem Fagesy patrouillierten. Arbeiteten die hochgezüchteten Triebwerke nur im Stadtbereich? Dann wurden die Nurflügler deshalb außerhalb der bewohnten Regionen eingesetzt.
    Von allen Seiten eilten Städter heran. Jenke lenkte ihre Schritte bewusst in die Richtung, in die sich die Masse bewegte. So viele unterschiedliche Gestalten waren unterwegs, dass die Handvoll Menschen in ihren klobigen Schutzanzügen kaum auffallen dürfte. Die beiden Favadarei ebenfalls nicht. Der eine oder andere hastige Blick galt der in Alldar-Shat ungewohnten Größe Kulslin Finukuls'. Und immer waren es Fato'Fa, die deshalb kurz zögerten.
    »Wie weit wollen wir uns den öffentlichen Verkehrsmitteln anvertrauen?«, fragte Pettazzoni.
    Ein länglich ovaler Flugkörper senkte sich soeben auf den freien Platz vor den Wartenden. Zügig strömte die Menge in den Schwebebus.
    Als das Vehikel nach etwa einer halben Minute wieder abhob, standen vor den Terranern nicht einmal mehr zwanzig Personen. Aber hinter ihnen wuchs die Schlange schon wieder an.
    »So voll ist es sonst nicht«, wurde die Expeditions-Kommandantin unvermittelt angesprochen. »Jedenfalls nicht auf der Route ins Stadtzentrum.«
    »Die Route führt zum Stahlschirm?!«, sagte sie, von der Betonung weder Frage noch Feststellung. Ohnehin war dies das einzige Ortsdetail, das sie nennen konnte, um nicht als unwissende Fremde angesehen zu werden.
    Der Mann vor ihr nickte zögernd. »Zum Stahlschirm.«
    Er war nur einen oder zwei Zentimeter größer als Jenke und sah aus wie ein Allerweltsterraner. Die legere Folienkleidung hing möglicherweise ein wenig zu locker von seinen Schultern; die schräge Naht im Taillenbereich unterstützte den Eindruck, dass er in einem

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