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PR2606-Unter dem Stahlschirm

PR2606-Unter dem Stahlschirm

Titel: PR2606-Unter dem Stahlschirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Allgegenwärtigen Nachhut besonders angetan wäre.«
    Schon von Weitem hatten sie einen kurzen Blick auf den massigen schwarzen Stahlschirm erhascht. Das Gebäude war plump – aber keineswegs erdrückend in seiner Ausstrahlung. Eigentlich ein massiger Bau, der alles aufwies, nur nicht die Verspieltheit der anderen großen Bauten. Der Stahlschirm stand so unverrückbar da, als zähle sein Alter längst nach Zehntausenden von Jahren.
    Wahrscheinlich ist er sogar sehr viel älter, ging es der Irmdomerin durch den Sinn.
    Die schwarze Farbe erschien Jenke wie Patina – eine Ablagerung der Zeit. Sie mochte nicht ausschließen, dass der Stahlschirm schon immer hier stand und wirklich ALLDARS Zeitalter entstammte.
    Die einfache optische Distanzmessung ihres SERUNS verriet der Kommandantin, dass der Stahlschirm fünfhundert Meter hoch aufragte und dass sein Bodendurchmesser auf den Zentimeter exakt den gleichen Wert aufwies. Aus fünf riesenhaften Platten war der Koloss errichtet – Platten, die jeweils den Eindruck erweckten, aus einem einzigen nahtlosen Stück zu bestehen. Eine Art Stahlplastik höchstwahrscheinlich, doch für eine Materialanalyse stand der SERUN nicht zur Verfügung.
    Fünf gewaltige Platten, zu einem Gebäudefünfeck aneinandergelehnt, die Fugen zwischen ihnen mit einem Gespinst aus schwarzem Glas ausgegossen, das der Konstruktion ein klein wenig die optische Härte nahm.
    Hunderttausende hatten sich auf dem Platz versammelt. Als die Irmdomerin zurückschaute, waren die Zufahrtsstraßen hoffnungslos verstopft. Trotzdem herrschte eine überraschende Ruhe. Möglicherweise lagen akustische Dämpfungsfelder über dem Areal.
    »Alle, die gekommen sind, wollen den Avatar sehen«, raunte Shimco Patoshin. »Aber uns Favadarei ist nichts von ALLDAR oder ihren Heilsboten bekannt ...«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich das glauben darf«, wandte Kulslin Finukuls ein. »Das Shath als Mausoleum für eine verstorbene ... wie sagtest du, Jenke? Wesenheit? Unsere Mythen berichten von vielen Absonderlichkeiten, aber nirgendwo ist die Rede von einem Leichnam, von Wächtern oder gar davon, dass die Sonne Wennedent vor langer Zeit aus ihrer angestammten Umgebung herausgerissen worden wäre ...«
    Ein Raunen ging durch die Menge. Was immer in diesen Sekunden geschah, nur die am weitesten vorn Stehenden konnten es erkennen.
    Die Expeditions-Kommandantin war zumindest erleichtert, dass Kulslin plötzlich wieder schwieg. Seit Hascomen zweifelte der Shathologe an sich selbst und an seinem Wissen über die Planetenbrücke, das nicht im Mindesten mit Cuumflous Behauptungen in Einklang zu bringen war.
    Wahrscheinlich hätte Kulslin alles Gehörte sofort empört ignoriert und als dummes Geschwätz abgetan, wäre nicht die verblüffende Ähnlichkeit der Fato'Fa mit den Favadarei gewesen.
    Große Holos leuchteten über dem Platz auf.
    »Mareetu, Hoher Marschgeber und Bewahrer des Intrantums!«, krächzte ein Avoide in Jenkes nächster Nähe und schlug hektisch mit den Flügelstummeln. Aufbrandender Beifall sprang erratisch über den Platz.
    Jenke war eine gute Beobachterin. Ihr entging nicht, dass keineswegs alle begeistert reagierten. Ein paar Fato'Fa wirkten auf sie wie versteinert.
    Sie schaute wieder zu den Holos hoch.
    Ein Fagesy war in Großaufnahme zu sehen. Auf drei seiner langen und schlangengleichen Arme stemmte er sich in die Höhe, die beiden vorderen spreizte er in einer alles umfassenden, offensichtlich begrüßenden Geste ab.
     
    *
     
    »... die Völker des Universums kannten keinen Streit; es gab keine Not, und wo immer Katastrophen geschahen, waren ALLDARS Avatare zur Stelle, um zu helfen und neu aufzubauen. Um Schmerz und Leid zu lindern. Jene Zeit war die Blüte des Universums, Wissenschaft und Künste erfreuten sich regen Zuspruchs. Bis das Unglück geschah, in dessen Folge ALLDAR starb und mit ihr alle Avatare und das Reich zerfielen.
    Wir Fagesy der Allgegenwärtigen Nachhut sind die letzten Helfer von einst. ALLDARS Vermächtnis hat uns zu Wächtern ihrer sterblichen Hülle eingesetzt.
    Aber wir wachen nicht nur, das wäre zu wenig, eine Aufgabe, die ALLDARS Wirken niemals gerecht werden könnte. Wir forschen vor allem. Wir arbeiten an einem Konzept, das helfen wird, die Schutzmacht ins Leben zurückzuholen.
    Wir erwarten, dass unsere Welt endlich wieder so wird, wie sie in tiefer Vergangenheit war. Eine Welt ohne Kriege und Tod, ohne Hass, Neid und Aggressionen. Ein neues altes Reich, in dem alle

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