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PR2607-Der Fimbul-Impuls

PR2607-Der Fimbul-Impuls

Titel: PR2607-Der Fimbul-Impuls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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geriet in einen großen, sich ruhig dahinwälzenden Gedankenfluss, über dem ein finanzielles Zahlengestöber tobte. Der Gedankenfluss strömte träge zwischen zwei Ufern, die bevölkert waren von einer erstaunlich großen Anzahl gut aussehender, nackter Männer, die sich in der Sonne räkelten oder athletischen Übungen hingaben.
    Sarmotte zog sich zurück und folgte der Spur des Aromas.
    Deb blickte ihr in die Augen. »Du hast mich gelesen, Mädchen?«
    Sarmotte nickte.
    Deb sagte fröhlich: »Ich habe mich immer gefragt, wie das ist, wenn einem die Gedanken gelesen werden. Aber es fühlt sich nach gar nichts an.«
    Bull stellte die Tasse dann auf die breite Armlehne des Kommandantensessels ab. »Wären wir so weit?«
    Sarmotte nickte. »Ich schau dann mal«, sagte sie und schloss die Augen.
    Bull bemerkte, wie sich ihr Körper anspannte. Shaveena Deb tippte wie beiläufig etwas auf das Kommandomodul ihres MultiKoms. Gleich darauf schwebte ein Medoroboter aus einer Nische der Zentrale in Richtung der Telepathin und hielt zwei oder drei Meter von ihrem Sessel entfernt in ihrem Rücken.
     
    *
     
    Shanda Sarmotte streifte durch verschwiegene, bewegte Räume, durch sphärische Hallen, denen jede Begrenzung fehlte, allem offen. Sie fühlte sich bodenlos leicht. Sie war die einzige Wanderin in einer schnell wechselnden Landschaft aus schierer Energie. Musterlose, wirbelnde Muster.
    Sie fühlte sich orientierungslos. In der Menschenwelt spiegelte sich die räumliche Dimension im menschlichen Bewusstsein. Sagte man nicht, dass ein Wald am helllichten Tag, wenn niemand ihn sah, unsichtbar war, schwärzer als die finsterste Nacht?
    Nun strich und glitt und strömte sie durch dieses blicklose Niemandsland.
    Hin und wieder versicherte sie sich, dass die Gedanken der anderen noch da waren, Shaveena Deb und Ataur Singh und das Bewusstsein Konnie Givernys, der Zweiten Pilotin der AMATERASU, das mal mit technisch-navigatorischen Überlegungen, mal mit bunten skurrilen Phantasien erfüllt war.
    Die junge Konnie Giverny, deren Mund so oft lachte, selbst in Gedanken.
    Aber Sarmotte spürte, dass diese mentalen Rückversicherungen sie behinderten. Wozu auch dieses Festhalten an der menschlichen Gedankenwelt? Sie wusste, dass sie bloß paranormal unterwegs war. In Wirklichkeit saß sie auf einem Sessel in der Zentrale der Sonnenforschungsstation, beschützt und behütet von Menschen wie von ihren immer wachsamen Maschinen.
    Sie ließ los.
    Einmal losgelassen, fühlte sie sich bald geborgen. Die Sonne selbst hatte eine sechsdimensionale Präsenz. Es war ein stetes unterschwelliges Raunen, eine von allen Seiten anklingende Einflüsterung von Dasein.
    Für eine Weile ließ sich Sarmotte in dieser Präsenz treiben. Ihr war, als ob sie an einem heißen Tag in einen Fluss gestiegen wäre, der sie kühlte und hielt und dessen sanfte Strömung sie mit sich nahm.
    Die Sonne tat ihr gut. Plötzlich konnte sie verstehen, warum jemand wie der Pilot sich in diesem Lichtball heimisch fühlte.
    Warum er in der Sonne lebte und warum er eines Tages und in ferner Zukunft dort sterben wollte. Sein Körper würde aufgelöst in Energie. Entlastet und erlöst von allem.
    Unverhofft hatte Sarmotte eine Vision: Es gab ein Land, mitten in der Sonne, filigran vom Licht, das über sie ausgegossen wurde. In dem Land eine Stadt. Verlassen und menschenleer. Für einen flüchtigen Augenblick glaubte Sarmotte dennoch, die Stadt führte ein Eigenleben. Da war etwas wie Sehnsucht in allen Gebäuden – aber Sehnsucht wonach?
    Sie dachte: Die Häuser haben ihre Seelen verloren und warten auf deren Rückkehr. Aber der Gedanke kam ihr fremd vor, in den tiefsten Schatten ihres Bewusstseins gepflanzt und dort gewachsen, dass er beinahe wie ihr eigener Gedanke schmeckt, aber doch nur beinahe.
    Sie schüttelte ihn ab.
    Alles in dieser Landschaft mit Stadt erschien ihr winzig klein, wie ein Miniaturmodell, eine Stadt, aus einem hohen Orbit aus betrachtet. Dabei war alles dort unten geradezu unwirklich detailliert.
    Befremdlich war zudem, dass die Höhe in ihrer Vision auch eine zeitliche Dimension aufwies. Die Stadt und das Land lagen nicht nur räumlich tief unter ihr, sondern auch in den Tiefen der Vergangenheit.
    Unvordenklich alt.
    Älter als die Sonne.
    In der Mitte der Stadt war ein Platz. Auf dem Platz erhob sich eine Säule. Die Säule bestand aus ineinander verschlungenen Figuren, die jemand aus einem einzigen Block gehauen haben musste. Viele dieser Figuren wirkten

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