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PR2607-Der Fimbul-Impuls

PR2607-Der Fimbul-Impuls

Titel: PR2607-Der Fimbul-Impuls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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der Hand. Ihre Augenränder waren dunkel; sie machte einen restlos übermüdeten Eindruck. Ihre Begeisterung über Rouths Besuch hielt sich in denkbar engen Grenzen. Anicee war für sie alles andere als ein akuter Fall: die Schlagader repariert, das Schulterblatt mit Synthoknochen stabilisiert. Die Knochen waren noch nicht ideal rekonstruiert, aber die Nano-Geflechte arbeiteten. Das heranzuzüchtende Ersatzorgan für die gequetschte Leber aus Original-DNS sollte in einigen Wochen fertig sein und danach implantiert werden. Das, so Fünfziger, wüsste seine Tochter aber wohl selbst.
    Sie sah seinen besorgten Blick und lächelte: »Zur Not genügt so ein Platzhalter aber auch für ein halbes Jahr und länger. Wir implantieren ja schließlich keine Biomaschinen aus dem Mittelalter.«
    Routh stellte ihr dieselben Fragen wie bereits an der Rezeption: »Hat sie irgendeine Nachricht hinterlassen? Sich irgendwohin abgemeldet?«
    Die Epsalerin war mit ihren vielleicht 1,50 Metern deutlich kleiner als Routh, erreichte aber auch eineinhalb Meter Schulterbreite. Sie schaute mit einem gequälten Lächeln zu ihm hoch. »Nur an Tagen, wenn meine Langeweile überhandnimmt, verdinge ich mich zusätzlich noch als Pförtnerin, bei der Nachrichten hinterlegt werden. Oder Geschmeide und Pralinenschachteln.«
    »Es hätte sein können«, verteidigte sich Routh.
    Lilou Phyrting musterte ihn nachdenklich. Dann tippte sie auf seine linke Schulter, die im Vergleich zur rechten ein wenig abfiel. »Das ließe sich beheben.«
    Routh schüttelte unwillig den Kopf, wobei ihm ein paar schwarze Haarsträhnen ins Gesicht fielen. Er schob sie zur Seite. »Da es kein Schaden ist, muss es auch nicht repariert werden.«
    Phyrting nickte ihm zu und drehte sich um. Unwillkürlich fasste Routh nach ihrem Oberarm. Er spürte, wie die Muskelpakete unter ihrer Montur spielten.
    »Entschuldige«, sagte er und ließ los. »Aber gibt es eine Aufzeichnung von ihrem Zimmer und dem Gang?«
    »Natürlich. Aber ich bin nicht befugt, sie dir zu zeigen. Schließlich ist Patientin Anicee Ybarri volljährig.«
    »Ich bin ihr Vater.«
    »Hab ich nicht vergessen. Aber das macht sie nicht jünger«, sagte die Medikerin.
    Routh fischte in seiner Kombinationstasche und förderte seine Legitimationsfolie hervor. »Ich bin Journalist. Ich recherchiere und erbitte offiziell Auskunft.«
    Die Epsalerin betrachtete die Folie eine Weile. Als Routh schon erwartete, sie würde die Legitimation in die Hand nehmen und auf ihre Echtheit überprüfen, nickte sie.
    »In Ordnung.« Seufzend winkte sie eine kleine, kreiselförmige Roboteinheit herbei und sagte: »Bring diesen Mann in die Klinikverwaltung. Er ist autorisiert, die Vorgänge in Raum 771 und dem näheren räumlichen Kontext mittels hausinterner Aufzeichnungen einzusehen.«
    »Definiere den räumlichen Kontext«, bat die Verwaltungseinheit in einem säuselnden Tonfall.
    Phyrting sagte: »Der Journalist folgt der in Zimmer 771 therapierten Patientin. Ihre Wege gegebenenfalls bis zur Empfangslobby und zum Ausgang sind in diesem Fall der räumliche Kontext.«
    »Der Journalist möchte mir bitte folgen«, sagte der Kreisel. Er schaukelte ein wenig auf seinem Prallfeld und nahm langsam Fahrt auf.
    Die Epsalerin wurde zu einem nächsten Notfall gerufen.
    Routh folgte dem Kreisel.
     
    *
     
    In den Räumen der Klinikverwaltung saß kein Mensch. Die zuständige Positronik akzeptierte Rouths Legitimation und spielte ihm die entsprechenden Aufzeichnungen vor.
    Routh beobachtete, wie sich seine Tochter im Bett aufrichtete.
    »Was planst du?«, hörte er den Medorobot, der an der Wand auf einem Prallfeld schwebte und Anicees Zustand medizinisch überwachte.
    »Ich gehe.« Ihre Stimme klang matt.
    »Wohin?«
    »Weg«, sagte Anicee. Ihre Hand fuhr über den MultiKom an der Wange. Die Mediker hatten ihn desaktiviert. Anicee musste das spätestens in diesem Moment bemerken. Sie dachte anscheinend nach, änderte aber nichts daran. Sie streifte die Medofolie von der Haut. Für einen Augenblick stand sie nackt im Raum. Routh hatte seine Tochter lange nicht mehr unbekleidet gesehen.
    Anicee öffnete den Schrank und entnahm ihm erst das Hygienetrikot, dann die Stiefel, und zog beides an. Schließlich warf sie sich das Kleid aus mimetischem Tuch über.
    Sie überlegte lange. Drei, vier Minuten stand sie regungslos im Raum. Dann hatte sie eine Entscheidung getroffen. Ihr Kleid bildete Ärmel aus und eine Kapuze; der Rockteil verlängerte sich zusehends

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