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PR2607-Der Fimbul-Impuls

PR2607-Der Fimbul-Impuls

Titel: PR2607-Der Fimbul-Impuls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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dem Medoroboter verbunden. Die Maschine verweigerte Routh jede Auskunft außer der, dass Auris weitgehend außer Lebensgefahr war.
    »Informiere dich bei der Maschine.« Routh sagte es lautlos und ohne die Lippen zu bewegen.
    »Das stellt ein Informationsvergehen dar«, hörte er Puc sagen.
    »Tu es.«
    Sie standen stumm da, Routh und der Robot, während Routh sich nach und nach erinnerte, welcher Behandlung man Auris unterzogen hatte. Puc speiste alle Informationen direkt in sein Gedächtnis ein.
    Der Kollaps des Warenhauses hatte den präfrontalen Cortex der jungen Frau massiv verletzt, also jenen Teil der Großhirnrinde, der eng mit den sensorischen Assoziationsgebieten des Cortex und dem limbischen System verbunden war.
    Dieser Teil des Gehirns empfing die von den Sinnen vermittelten und vorstrukturierten Signale, sortierte sie ins Gefüge ihres Gedächtnisses und färbte sie emotional ein, um ihren Absichten und Handlungen Ziel und Zweck zu geben.
    »Kurz: Das Unglück hat ihr Selbst weitgehend zunichtegemacht«, resümierte Puc und erinnerte Routh an mögliche Folgen: Auris könnte, wenn sie je wieder erwachte, eine andere Auris sein. Möglich, dass sie jede Selbstkontrolle eingebüßt hatte, jede Fähigkeit zu einem sozial verträglichen Handeln. Ein Triebleben bar aller zivilisatorischen Hemmungen, eine unaufhörliche und gegenstandslose Euphorie ...
    »Genug«, unterbrach Routh. »Wie sieht die Therapie aus? Kann man sie heilen?«
    »Die Mediker schätzen die Chance auf eine vollständige Heilung gering ein«, sagte Puc. »Dazu waren die Schädel-Hirn-Traumata zu massiv. Beträchtliche nekrotische Gewebemengen mussten entfernt werden. Für bio-enzymatische Wundreinigung war kein zeitlicher Spielraum. Der Gewebedrucker konnte nicht alles neuronale Material ersetzen. Sie haben sich entschieden, die Hirnsubstanz nicht komplett zu restaurieren, eine komplette Neuzüchtung, selbst aus eigener DNS, würde ihren Charakter auf null setzen und daher eine Form des Mords darstellen. Sie versuchen es stattdessen mit einer Zerebralprothese.«
    »Wann wird diese Prothese eingesetzt?«, fragte er. Terranische Mediker mieden diesen Eingriff. Er galt als ethisch bedenklich. Die Hirnprothese mochte alles geben, um die Persönlichkeit wiederherzustellen. Trotzdem schleuste man mit diesem Gerät etwas Maschinelles ins Gehirn und damit ins Bewusstsein ein.
    »Der Operationsplan der Klinik sieht sie für morgen früh vor, sechs Uhr.«
    Routh nickte. »Gut«, sagte er laut. »Ich gehe jetzt.«
    »Auf Wiedersehen und achte auf deine Gesundheit«, wünschte der Servorobot.

4.
    Sonnenstation AMATERASU
    10. September 1469 NGZ
     
    Der Tag war erst drei Stunden alt, als Reginald Bull und Shanda Sarmotte vom Flottenraumhafen im Südwesten der Stadt aus in Richtung Sonne starteten. Die GEO SHEREMDOC, ein 200-Meter-Schiff, war ein Schwerer Kreuzer der MINERVA-Klasse.
    Bull hielt sich den Flug über in der Zentrale auf. Shanda Sarmotte hatte die Einladung des Kommandanten dorthin abgelehnt.
    Man hatte ihr eine Kabine zur Verfügung gestellt, eine spärlich möblierte Kammer mit Hygienezelle, Liege und einem Tisch, in dessen Kühlregion je eine Flasche Wasser, Fruchtsaft und ein braunes, koffein-, zucker- und kohlensäurehaltiges Limonaden-Kaltgetränk standen. Letzteres hatte angeblich eine vieltausendjährige Tradition und erfreute sich vor allem bei Kindern besonderer Beliebtheit.
    Sarmotte legte sich auf die Liege, die Hände im Nacken gefaltet, und betrachtete die Decke. Einmal strich sie kurz mit ihren telepathischen Kräften durch das Schiff und tauchte ihren Geist in das mentale Sammelsurium. Es war die übliche Mixtur, die man auf menschlichen Raumschiffen fand: eine Konzentration auf die Maschinen, die so intensiv war, dass sie einer Symbiose ähnelte; Sorge um die Angehörigen, die man auf Terra zurückließ; bunt und wahllos dahintreibende Gedanken.
    Sarmotte wusste, dass es Menschen gab, die solche telepathischen Exkursionen für indiskret hielten. Sie grinste. In einem Imperium der Blinden würde auch das Sehen als indiskret gelten – hatte jedenfalls Gucky behauptet.
    Gegen vier Uhr stellte ein Hyperfunkoffizier, dessen Namen sie nicht verstanden hatte, ein Gespräch nach Terrania durch. Sie erwartete, dass es Rence Ebion sein würde. Sie lebten zusammen. Sarmotte hatte ihn nicht persönlich über ihre Abreise informieren können und nur der Wohnungspositronik einige kurze Sätze unter PP – Private Priorität – zukommen

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