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PR2609-Im Reich der Masken

PR2609-Im Reich der Masken

Titel: PR2609-Im Reich der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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einen Namen, tief in mir: Dies ist Rosella Enthon, der Geschlossene Mond der Friedensfahrer, der Rückzugsort der Enthonen.
    Rückzugsort ...
    Woher weiß ich davon? Es hängt mit der Geschichte der Kommandantin zusammen, mit ihrem Volk. Bestimmt hat sie mir einmal etwas darüber erzählt, aber wieso kann ich mich nur verschwommen daran erinnern?
    Seltsam berührt setze ich einen Fuß vor den anderen. Ich muss mich dazu zwingen, die Augen wieder zu öffnen und ein weiteres Sakrileg zu begehen.
    Weiß ich mehr, als mir bisher klar geworden ist? Hat die Frau Samburi mir noch mehr anvertraut, Dinge, die tief in mir begraben sind? Oder strahlt diese Umgebung auf mich aus? Vielleicht stammt das Wissen aus den Wänden und Bildern, die es an denjenigen weitergeben, der hier entlangläuft.
    Entschlossen gehe ich weiter, schüttle alle Zweifel ab. Im Geheimen arbeite ich für die Kommandantin, erfülle ihren Willen! Sie hat mich auserwählt. Ihre Worte, die sie an mich richtete, beweisen es.
    Es wird die Zeit kommen, in der ich suchen soll ... das hat die Frau Samburi Yura mir aufgetragen. Und diese Zeit ist jetzt! Hat das Wächterwesen mit seinen seltsamen Worten nicht genau das bestätigt?
    Der Korridor macht eine Biegung.
    Und dahinter beginnt der Albtraum.
     
    *
     
    »Analyse abgeschlossen«, meldete der Bordrechner der ROTOR-G. »Die Menge des Tonmaterials ist für eine Entschlüsselung der Bedeutungsebene einer beliebigen Sprache ausreichend.«
    Nach dieser Feststellung nahm Eroin Blitzer eine winzige Pause wahr, die dem Atemholen eines Sterblichen glich, aber für einen Bordrechner völlig untypisch war. Eine Maschine musste weder Luft holen noch nachdenken, wenn sie einmal alle Daten durchgerechnet hatte.
    Erst nach diesem kurzen Moment fuhr die seelenlose Stimme der ROTOR-G fort: »Normalerweise genügt es. In sämtlichen vergleichbaren Fällen, die in meinen Datenbanken verzeichnet sind, würde es ausreichen. In diesem Fall ist eine Entschlüsselung jedoch nicht möglich. Die Sprache der Firibirim bleibt zum allergrößten Teil unübersetzbar.«
    »Firibirim?« Den Moment der Vergangenheit hatte ich in meiner Erinnerung eingefroren, um in Kürze wieder darauf zuzugreifen, ohne weitere Zeit zu verlieren.
    »So bezeichnen sie sich selbst. Die Analyse der Töne legt es aufgrund einer lautmalerischen Übereinstimmung zu mehr als 95 Prozent nahe. Eine Hypothese, die eine ausreichende Arbeitsgrundlage bildet.«
    »Akzeptiert«, sagte ich. Nichts lag mir momentan ferner, als logische Schlussfolgerungen des Bordrechners zu hinterfragen. »Beginne mit einer alternativen Art der Datenbeschaffung. Taste auf psi-energetischer Ebene die Gehirne dieser ... Firibirim ab. Versuche eine Zuordnung von Gedankenstrukturen, Nervenimpulsen und Lauten. Untersuche außerdem die lautbildenden Organe in ihren Sprachzentren.«
    Nun war ich es, der kurz zögerte. »Unauffällig«, ergänzte ich dann.
    Damit würde der Bordrechner wieder für einige Zeit beschäftigt sein.
    Lange genug.
     
    *
     
    Das sollen die privaten Räumlichkeiten der Kommandantin sein?
    Die Welt endet, denn ein Albtraum frisst sie auf. Schwärze zuckt aus den Wänden, nur unterbrochen von feurigen Strömen. Darin sehe ich mich selbst, doch meine Haut ist nicht schwarz, sondern silbern.
    Wie Metall.
    Oder ist sie einfach nur heller als dieses allesfressende Nichts, das sich in die Ewigkeit ausweitet, ein Weltall ohne Sterne, mit tobenden Strängen aus Hitze, die die Wirklichkeit auflösen?
    Meine Augen ... die Augen meines Abbilds glotzen seelenlos, und kaum sehe ich hin, verästelt sich der Feuerstrom ein weiteres Mal. Ein Ende zuckt in sie hinein und brennt sie aus. Leere Höhlen gähnen nun in meinem Roboterkopf, doch es macht mir nichts aus.
    Mir?
    Nur diesem traurigen Abbild von mir, das so verändert wurde, dass ...
    Das Bild ändert sich. Die Schwärze wallt auf, weht alles hinweg.
    Keine Feuerströme mehr.
    Nur ein Universum aus Eis. Alles erstarrt, und tief darin eingefroren liegt die Frau Samburi Yura. Ich habe sie gefunden, doch ich wünschte, es wäre mir nicht gelungen.
    Ihr Mund steht offen, und etwas steckt zwischen den Zähnen. Zuerst denke ich, es sei ihre geschwollene Zunge, doch dann quellen Käfer und Würmer heraus, die sich im Eis bewegen wie durch Wasser. Sie schwimmen auf mich zu. Ich stehe starr und schaue zu.
    Die Schwärze schwappt über meine Füße. Sie verschwinden darin, ebenso wie die Beine. Dennoch falle ich nicht, aber nur, weil Füße

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