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PR2609-Im Reich der Masken

PR2609-Im Reich der Masken

Titel: PR2609-Im Reich der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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abspielt.«
    Pridon überlegte, ihm von Boraods Tod zu berichten, entschied aber, dass andere Dinge wichtiger waren. Der Todesfall war eine interne Problematik. Sollte es weitere Ausfälle geben, konnte er Saedelaere immer noch informieren. »Wie lange?«
    »Knapp acht Minuten. Ich werde versuchen, jemanden im Palast über die Notfallfrequenz zu erreichen. Ich melde mich, sobald ich etwas Näheres weiß.«
    Das holografische Abbild verschwand, die Funkverbindung brach ab.
    Was geht dort drinnen vor?, fragte sich der Gardeleutnant. Was bei allen Welten und Sonnen der Harmonie war mit der Herzogin geschehen?
    Boraod war ebenso schnell wie plötzlich gestorben. Stand ihnen dasselbe Schicksal bevor? Und wie groß konnten die Chancen für die Besatzung des Verwaltungspalastes sein, die den tödlichen Bedingungen schon viel länger ausgeliefert waren?
    Wenn die Herzogin nicht mehr lebte, war Pridons Versagen größer und schrecklicher als das jedes anderen vor ihm. Und doch musste er abwarten, während sich der Verbund quälend langsam seinem Ziel näherte.
    Die medizinische Robotereinheit entfernte Boraods Leiche aus der Zentrale.
    Am Boden blieb ein Blutfleck zurück; das Letzte, was an den Berater erinnerte.
    Der Gardeleutnant starrte auf das Holo des Palastes, das sich Schritt für Schritt vergrößerte. Immer mehr der filigranen Details wurden sichtbar – die Säulengebilde, in denen die Schutzschirmprojektoren ankerten ... die Reliefs, die Szenen aus Mythen und Legenden, die sich mit solchen aus der echten Historie des Reiches der Harmonie mischten ...
    Der Anblick war Pridon absolut vertraut. Er kannte jede Einzelheit des Schiffs, innerlich wie äußerlich. Jeder einzelne Kriech- und Wartungsgang ankerte in seinem Schädel, jeder Korridor und jeder Zugang zum Rechnernetz, jede Schleuse und jede Notkapsel.
    Den Bauplan kannte er besser als seinen eigenen Körper. Für den Fall, dass Angreifer den Palast attackierten, konnte er sich an allen nur denkbaren Orten auf die beste Weise verschanzen und die internen Sicherheitsprotokolle für den Verteidigungskampf nutzen.
    Ebenso wusste er, wo es am leichtesten war, von außen unbeobachtet einzudringen. Allerdings hatte das noch nie ein Vorsteher der Schutzflotte bislang in die Tat umsetzen müssen.
    Er würde der Erste sein.
    Fragte sich nur, ob es ihn zur lebenden Legende prädestinierte oder ob er in Kürze beim Versuch, die Herzogin zu befreien, starb.
    Musste er sich gegen aktiven Widerstand zur Wehr setzen? Befand sich der Palast in den Händen der mutmaßlichen Piraten? Und wenn ja, konnte Pridon mit seinen Untergebenen und mit Saedelaeres Hilfe die Eroberer besiegen, oder standen sie von vornherein auf verlorenem Posten?
    Unvermittelt krümmte sich Pridon unter einer neuen Schmerzattacke zusammen. Alles verschwamm vor seinen Augen. Seine Zähne knirschten aufeinander, er schmeckte Blut.
    In diesem ungünstigsten aller Momente meldete sich Alaska Saedelaere erneut. »Es gibt keine Antwort aus dem Palast.«
    Der Gardeleutnant hatte genau das erwartet.
    »Kannst du ins Innere orten?«, presste er mühsam heraus. Der Versuch, sich nichts anmerken zu lassen, scheiterte kläglich. »Weisen irgendwelche Details auf eine Eroberung hin?« Es fiel ihm schwer, deutlich zu sprechen. Die Übelkeit drohte ihn mit sich zu reißen.
    Sein Verbündeter zögerte kurz. Zweifellos bemerkte er genau, dass mit Pridon etwas nicht stimmte, sprach es aber nicht an. »Die Außenhülle scheint völlig intakt. Auch mithilfe der Sensoren sind keine Beschädigungen feststellbar.«
    »Also?«
    »Abwarten und weiter heranfliegen. Wir werden schon feststellen, wenn jemand uns angreift.« Saedelaere zögerte kurz. »Pridon?«
    »Ja?«
    »Wie schlimm ist es?«
    »Ich kann es ertragen.« Er tackerte mit den Fingerspitzen. Dreizehn Mal. Beruhigend. »Allerdings gibt es bereits einen Todesfall, und wir finden kein Schutzmittel. Ich fürchte, es wird zunehmen.«
    »Wenn du mir alle medizinischen Daten sendest, werde ich mit den Möglichkeiten der ROTOR-G versuchen, ein Heilmittel gegen die Umstände zu entwickeln.«
    Die Umstände. Das klang auch nicht besser als die allgemeine Problematik. Genauso ein verlogenes Gelegenheitswort. »Danke!«, sagte der Gardeleutnant und schämte sich, schon wieder als Bittsteller auftreten zu müssen.
     
    *
     
    Endlich standen sie dem Palast so nahe, dass ihn Pridon mit den schiffseigenen Instrumenten wahrnehmen konnte; er befand sich innerhalb des von der ROTOR-G

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