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PR2609-Im Reich der Masken

PR2609-Im Reich der Masken

Titel: PR2609-Im Reich der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Herzogin
     
    »Herzogin!«
    Gardeleutnant Pridon verneigte sich.
    Saedelaere tat es ihm gleich, auch wenn ihm die Geste antiquiert erschien. Doch er stand Angehörigen eines Volkes gegenüber, das ihm nach wie vor völlig fremd war. Der gute Kontakt mit Pridon durfte ihn nicht darüber hinwegtäuschen.
    Die Herzogin blieb reglos und richtete den Blick aus den Schlitzen ihrer Maske auf ihren Besucher. Den Zwergandroiden schien sie absolut zu ignorieren.
    Ihre Gestalt war perfekt, schön wie eine altgriechische Statue mit idealem Körperbau und überirdischen Proportionen.
    Sie trug ein blaues Kleid, das eng an ihrem Körper anlag. Der Stoff schlug nur über den Beinen kleine Falten.
    »Willkommen.« Ihre Stimme klang überraschend kühl und distanziert.
    Oder empfand Saedelaere es nur so als fremder Besucher? Was konnte er über Details ihrer Gefühlswelt sagen? Sein Blick blieb auch weiterhin an ihr hängen. Woran erinnerte sie ihn nur in ihrer Perfektion? An ein ideales Wesen, wie es die sieben Mächtigen oder Kosmokratenroboter wie Cairol waren?
    Entfernt ja, aber es war nicht das, was ihm eigentlich bekannt vorkam. Er konnte es nicht beim Namen nennen, und je intensiver er darüber nachdachte, umso mehr schien es ihm zu entgleiten.
    Es lag greifbar nah vor ihm, doch er vermochte es nicht in Worte zu fassen, wie die Bezeichnung für einen Gegenstand, die einem sprichwörtlich auf der Zunge lag, aber den Weg ins Gehirn nicht fand.
    Die Maske der Herzogin erstrahlte wie sie selbst in einem überirdischen Glanz. Sie stellte diejenige des Gardeleutnants noch weit in den Schatten.
    Ein sinnverwirrendes Muster aus Goldfäden schlängelte sich darüber. Es zog den Betrachter in sich hinein, öffnete ihm eine unendliche Tiefe, ein verschlungenes Labyrinth. Edelsteine setzten darin markante Punkte, scheinbar in einer willkürlichen Verteilung, und doch begriff Saedelaere, dass ein Sinn dahinterstehen musste.
    Aber dieser Sinn erschloss sich ihm nicht.
    Die Herzogin schwieg, und Alaska fragte sich, ob sie wohl spöttisch lächelte, weil sie ihre Wirkung auf andere genau kannte. Warum trug sie wie offenbar alle Wesen in ihrem Umfeld eine Maske?
    Was verbarg sie?
    Sie hob eine Hand. Die Haut schimmerte in vornehmer Blässe, die Finger bogen sich elegant. Die Nägel leuchteten wie blutrote Fanale. »Folgt mir.«
    Zu dritt gingen sie los, doch Saedelaere war überzeugt, dass sie eigentlich nur den Gardeleutnant und ihn selbst gemeint hatte.
    Eroin Blitzer ließ sich nichts anmerken, obwohl er die Ablehnung wohl ebenso bemerkte. Sein graues Gesicht blieb ausdruckslos, genauso, als würde er selbst eine Maske tragen.
    Von der Schleusenkammer aus betraten sie einen Korridor. Die Wände sahen aus, als wären sie mit Holz getäfelt, doch der Anblick verwirrte Saedelaere auf einer tieferen Ebene seines Bewusstseins. Woran es lag, konnte er selbst nicht benennen. Als er die Finger über die Wände streifen lassen wollte, tauchten die Spitzen in die scheinbar feste Materie ein.
    Eine holografische Optik?
    Ihre Schritte hallten in seinen Ohren wider, bis sie die erste Abzweigung erreichten. Die Herzogin wandte sich nach links, und nun gingen sie auf einer Art Teppich, in dem die Sohlen ihrer Schuhe halb versanken.
    Saedelaere sah hinab; der Boden bewegte sich leicht, wie eine Wiese im Wind. Unwillkürlich bückte er sich, fand tatsächlich etwas wie dichte Grashalme auf weicher Erde, und pflückte einen. Er fühlte sich weich und organisch an und verströmte einen sanften Geruch nach wilden Kräutern. Erdkrumen steckten unter seinen Fingernägeln.
    In Nischen in den Wänden wuchsen Blumen in üppiger Farbenpracht. Rot, gelb und blau strahlten ihm Kelche entgegen. Auf den Blütenblättern schillerten Wassertropfen in buntem Licht aus verborgenen Quellen an der Decke.
    Überflüssiger Luxus, dachte Saedelaere. »Die Technologie des Palastes scheint noch perfekt zu funktionieren«, wandte er sich an die Herzogin.
    »In den inneren Bereichen durchaus.« Sie sah ihn an, und sofort versank er wieder in dem Goldlabyrinth ihrer Maske. »Dort funktioniert alles, sogar die Teile, die du wohl als ... überflüssig empfindest. Was wohl daran liegt, dass du ihre Funktion für unsere Psyche nicht verstehst.«
    Ihn überkam das Gefühl, sie schaue ihm direkt ins Herz. Er konnte nicht definieren, wieso, aber es kam ihm vor, als zeige sie Geringschätzung wegen seiner einfachen, notdürftig geflickten Gesichtsmaske.
    Überhaupt musste es etwas bedeuten,

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