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PR2609-Im Reich der Masken

PR2609-Im Reich der Masken

Titel: PR2609-Im Reich der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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die einzelnen Türme miteinander. Wer sich in ihnen bewegte, den überkam das Gefühl, im freien Raum zu gehen. Großartige Stille dämpfte jedes Geräusch auf ein Minimum.
    Gerade die Bogengänge waren bei allen wichtigen Gesprächen und Verhandlungen sehr beliebt; die scheinbar schwerelose Glas-Architektur schränkte den Blick in keine Richtung ein. Auch der Palast selbst war durch ein raffiniertes System von Spiegelungen nie zu sehen.
    Der Betrachter schaute normalerweise endlos über die Weiten des Reiches der Harmonie. Nur selten verließ der Verwaltungspalast die Grenzen des Reiches.
    Bei dem Gedanken an die Heimat fühlte Pridon tiefe Wehmut. Er musste sein Zuhause wieder erreichen! Und mit ihm diejenigen, deren Schutz ihm angetragen worden war; allen voran die Herzogin.
    Er fragte sich, ob sie noch lebte. Oder war der Palast in all seiner Herrlichkeit inzwischen nichts weiter als ein gigantischer fliegender Sarg?
    Die Schmerzen, die nicht nur seinen Kopf im Griff hielten, sondern längst weiter ausstrahlten, machten ihm mehr und mehr zu schaffen. Die Anomalie erwies sich als eine höllische Umgebung, nicht geschaffen für das Leben.
    Er hatte bereits Medikamente eingenommen, doch vergeblich. Sämtliche verfügbaren Kräfte suchten nach einer Lösung, weil die ersten Totalausfälle in der Mannschaft drohten.
    So weit durfte es nicht kommen! Denn was immer sie im Palast vorfanden, es führte zweifellos zu Problemen. Sie alle mussten einsatzfähig sein, um den Schwierigkeiten entschlossen entgegenzutreten.
    Ein Schrei riss ihn aus seinen Gedanken.
    Boraod!
    Der Berater presste die Hände gegen den Leib. Gurgelnde Laute drangen unter der Maske hervor.
    Pridon war als Erster bei ihm. Boraod fiel auf die Knie. Hinter den Augenschlitzen schimmerte nur fahles Weiß, ein unheimlicher Anblick.
    Eine medizinische Robotereinheit eilte heran. Das Stampfen der metallenen Gliedmaßen klang dem Gardeleutnant überlaut in den Ohren.
    Der Berater sackte nach vorn. Pridon fing ihn auf. Die Maske rutschte über seinen Arm, verschob sich dabei leicht. Ein Würgen, dann klatschte etwas Dunkles auf den Boden: Blut.
    Der Roboter griff mit einem Tentakelarm zu. Die Spitze schob sich unter Boraods Maske, ein zweiter Arm rollte sich um den Brustkorb. Dioden flackerten, ein leises statisches Summen erklang. Pridon stand nahe genug, dass es alle anderen Geräusche übertönte.
    »Die allgemeine Problematik hat mehrere Adern in seinem Gehirn platzen lassen«, diagnostizierte der Roboter. »Irreparabel, eine Beseitigung der Schäden ist nicht möglich. Ich vermerke den Todeszeitpunkt.«
    Pridons Hände verkrampften sich.
    Die allgemeine Problematik.
    So lautete die offizielle Bezeichnung für das Phänomen, für das sie keinen korrekten Namen fanden.
    Die Auswirkung der Anomalie. Die unbekannte Strahlung. Das Resultat der entarteten Strangeness.
    Nichts davon klang besser.
    Nichts würde den Berater wieder lebendig machen.
    Der plötzliche Tod ging ihm nah, auch wenn er Boraod stets als eine Art Konkurrent angesehen hatte. Und das lag nicht nur daran, dass Pridon jederzeit der Nächste sein konnte.
     
    *
     
    In der Holoaufzeichnung glomm die Metallhülle des Palastes matt aus sich heraus. Es gab kein Sternenlicht in dieser Anomalie, das sie zu reflektieren vermochte. In sonnendichten Bereichen des Kosmos strahlte die Oberfläche oft wie ein leuchtendes Fanal und zeugte von der Herrlichkeit der Harmonie.
    Von Harmonie konnte in diesen Stunden absolut nicht die Rede sein.
    »Gibt es Funkverbindung?«, fragte Boraods Stellvertreter, der dessen Platz augenblicklich eingenommen hatte.
    Tamaz wies bei Weitem nicht so viel Erfahrung auf, aber seine Akte nannte ihn einen der talentiertesten Strategen, die derzeit im Militär dienten.
    Dieser Fakt war Pridon als Gardeleutnant zwar bekannt, aber er hatte bislang kaum ein Wort mit dem jungen Tamaz gewechselt. »Selbstverständlich nicht! Glaubst du, ich würde nicht längst ...« Er brach ab. Er wollte keine Diskussionen führen; sollte sich der andere den Rest selbst denken.
    Wieder einmal meldete sich Alaska Saedelaere via Funk zu Wort. Mit einer herrischen Geste befahl der Gardeleutnant allen zu schweigen.
    »Der Anflug verläuft problemlos«, berichtete ihr Verbündeter. »Im Palast scheint man unsere Annäherung nicht bemerkt zu haben. Es gibt keine Reaktion.«
    »Weil sie blind im Raum treiben! Genau wie es uns ohne deine Hilfe ergehen würde! Vermutlich weiß niemand, was sich außerhalb

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