PR2609-Im Reich der Masken
Strangeness ... getrübt sind.«
Der Maskenträger verstand, worauf ihn sein kleiner Begleiter hinweisen wollte. Es war eine ebenso brillante wie simple Idee. Er musste versuchen, den fremduniversalen Einfluss zurückzudrängen ... exakt in jenem Bereich, den die Orter anpeilten, um ihn zu analysieren.
Eilig justierte Alaska Saedelaere ein neues Zielgebiet für die Orter der ROTOR-G. Es lag dicht außerhalb des geordneten Gebiets, nur wenige Kilometer hinter dem Kokon aus Pridons Einheiten.
Gleichzeitig konzentrierte er sich darauf, den Eisbrechereffekt in diese Richtung zu lenken. Wie er es tat, wusste er nicht; er vermochte weder die Wirkung des Fragments gezielt hervorzurufen noch sein Handeln in Worte zu fassen.
Es geschah intuitiv, ereignete sich von allein, wie Feuer automatisch seine Umgebung erhitzte oder Wasser sich auf einer ebenen Fläche ausbreitete.
Aber schon der Wind konnte die Richtung, in die Flammen ausschlugen, ebenso beeinflussen, wie Wasser an einen bestimmten Ort lenken. Und Saedelaere war mehr als der Wind.
Er behielt die Messdaten im Auge.
Die Werte zeigten nichts an außer leerem Weltraum, aber diesen definierten sie in einer klaren raumzeitlichen Physik, mit korrekten Naturgesetzen und verständlichen Grundlagen.
Saedelaeres Finger nestelten aneinander, die Daumen verschwanden in den zu Fäusten geballten Händen.
Weiter. Es muss weitergehen!
Der Fokus der Orter verschob sich um etliche Kilometer ins Unbekannte.
»Und es ward Licht«, ließ sich Eroin Blitzer hörbar zufrieden vernehmen.
*
Die Grenze der Reichweite, die die Orter auf diese Weise erlangten, ließ sich nicht genau definieren. Mal ging es nur wenige Hundert Kilometer hinaus, dann um ein Vielfaches mehr.
Noch immer konnten sie bei Weitem nicht den gesamten Innenraum der Anomalie durchdringen, aber die Chancen, auf etwas zu stoßen, ohne jahrzehntelang suchen zu müssen, stieg sprunghaft an.
Mehr noch, den Berechnungen des Zwergandroiden zufolge würden sie die Irregularität in wenigen Tagen, schlimmstenfalls Wochen durchforsten können.
Dieser Optimismus erhielt allerdings einen deutlich Dämpfer, als Saedelaere den ersten Versuch schon nach einigen Stunden vor Erschöpfung abbrechen musste. Es forderte eine ungeheure Konzentration, die er nicht länger aufrechterhalten konnte.
Er fiel in tiefen Schlaf.
Dank der regenerierenden Wirkung des Zellaktivators kam er schnell wieder zu Kräften. Eine einfache Mahlzeit aus den Bordvorräten tat ihr Übriges, um ihn erfrischt an die Arbeit gehen zu lassen.
So erschien am selben Tag zum ersten Mal der Palast der Harmonie auf den Orterholos der ROTOR-G.
9.
Gardeleutnant Pridon
Heimat der Schmerzen
Pridon wandte sich an seinen Berater. »Sieh dir das an! Wir haben den Palast tatsächlich gefunden.«
Der kleinwüchsige Boraod schob seine Maske zurecht. Als ob das nötig gewesen wäre; natürlich saß sie wie immer perfekt.
»Alaska Saedelaere erweist sich als wertvoller Verbündeter«, sagte er diplomatisch. »Es war richtig von dir, auf den Einflug in die Anomalie zu drängen.«
»Obwohl manche sich dagegen aussprachen«, ergänzte der Gardeleutnant mit scharfer Stimme.
Ein Gedanke durchfuhr ihn wie eine Klinge: Unter anderem der Kommandant des Schiffes, der bei dem Versuch gestorben ist.
Sie näherten sich dem Verwaltungspalast in langsamem Synchronflug, an den sie sich immer mehr gewöhnten. Ein praktikabler Standard unter diesen Bedingungen.
Die eigenen Orter versagten völlig, doch Saedelaere sendete von der ROTOR-G aktuelle Holobilder. Die Technologie seines Schiffes war in höchstem Maße erstaunlich.
Demnach kamen sie dem Verwaltungspalast der Herzogin stetig näher und würden ihn in weniger als achtzehn Minuten erreichen, wenn es gelang, die Geschwindigkeit zu halten.
Pridon genoss den Anblick des Raumschiffspalastes einen stillen Augenblick lang – ein Anker des Friedens inmitten der Schmerzen, die immer stärker in ihm tobten. Er war wieder im Spiel, um seiner Aufgabe nachzukommen!
Die fünfhundert Meter durchmessende, grob würfelförmige Einheit war tatsächlich ein Palast, anders konnte man es nicht bezeichnen. In der Architektur lag etwas Erhabenes, das wohl keinen Angehörigen des Reiches kalt ließ.
Einbuchtungen und Einschnürungen im Grundkörper erweckten den Eindruck zahlreicher Türme. Meist schlank ragten sie viele Decks hoch auf, von besonders starken Schutzschirmen gesichert.
Rundum durchsichtige Rundbögen verbanden
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