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PR2609-Im Reich der Masken

PR2609-Im Reich der Masken

Titel: PR2609-Im Reich der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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die Alraska und mich isolierten und einsperrten. Ihre Schüsse durchdrangen die energetischen Wände, jagten in winzigen Strukturlöchern hindurch. Unser Gegenfeuer verpuffte wirkungslos.
    Alraska feuerte dennoch, Punktbeschuss auf eine Stelle, um das Prallfeld zum Kollabieren zu bringen.
    Zur Hälfte war ich wie gelähmt, konnte kaum reagieren. Sholoubwa? Die einzige Spur zu Samburi Yura sollte dieser hilflose Roboter sein? Eine Kampfeinheit stampfte an ihm vorbei, schob ihn achtlos beiseite und schoss auf uns.
    Ich musste es akzeptieren.
    Akzeptieren ... so wie ich endlich die Erkenntnis akzeptieren musste, die ich in Samburi Yuras Rückzugsort gewonnen hatte.
    Das Bild jener Albtraumlandschaft stieg vor mir auf, und wieder ging ich mit dem robotischen Wächterwesen in das Gebirge.
     
    *
     
    Ich gehe mit dem robotischen Wächterwesen in das Gebirge, das plötzlich vor uns aufragt. Die Welt hat sich geändert hier im Rückzugsort der Kommandantin. Inmitten der LEUCHTKRAFT entsteht eine weite Landschaft voller zerklüfteter, kahler und toter Berge.
    Ich weiß, dass sie nicht real sind, nicht einmal Holografien, sondern nur in meinem Verstand existieren.
    Im Verstand eines Androiden, der keine Daten mehr nüchtern analysieren kann, sondern den Reizen und Impulsen ausgeliefert ist wie ein Sterblicher.
    Was geht hier vor?
    Das metallische Kaninchen springt unablässig weiter. Es stößt aus Versehen einen kleinen Stein an. Er kommt ins Rollen, und wo er eben noch lag, gähnt ein schwarzes Loch in der Wirklichkeit. Auf seinem Weg reißt er andere mit sich. Zurück bleibt eine perforierte Realität, die keine Realität ist. Aus den Löchern dringt das Nichts hervor und will alles fressen.
    Wir gehen weiter.
    »Folg mir!«, ruft das Wächterwesen. »Dies ist die Zeit, die du erwartet hast. Aber was du findest, wird dir nicht gefallen.«
    Angst breitet sich in mir aus. Doch ich lasse mich nicht aufhalten. Kurz drehe ich mich um. Die Berge sind wieder komplett, nur noch allgegenwärtiges kahles Gestein. Es ragt himmelhoch auf und höher, denn es endet nie und es gibt keine Himmel.
    Rundum sind wir eingeschlossen.
    »Eine Zeit der Ernte«, sagt das Kaninchen, und die metallischen Schnurrhaar-Drähte vibrieren. »Jeder erntet, was ihm gebührt. Du suchst die Kommandantin und brichst doch ihr Vertrauen, Commo'Dyr Eroin Blitzer?«
    Tue ich das?, will ich fragen, aber kein Wort kommt über meine Lippen.
    Denn inmitten des Tals, an einem Berghang, sehe ich, was ich finden werde.
    Was ich gesucht habe.
    »Nein! Nein, das nicht!«
    Das Wächterwesen erreicht das Ziel, und es zerschmilzt. Träge Metalltropfen rinnen über das tote Gestein und bilden einen seelenlosen See, aus dem ein einsamer Draht ragt.
    Ich verharre, bis meine Füße ohne meinen Willen weitergehen. Ich fühle etwas Feuchtes und sehe unwillig hinab. Ich stehe in den Überresten des Kaninchens. Flüssiges Metall quillt unter meinen Sohlen hervor.
    Ohne nachzudenken oder mich dagegen wehren zu können, stampfe ich weiter.
    Dann stürze ich vor meinem Ziel zu Boden, und mir wird kalt.
     
    ENDE
     
     
    Das Reich der Harmonie, dessen Herrscherin und der Konstrukteur Sholoubwa – all das scheint für Alaska Saedelaere sowohl greifbar wie in weite Ferne gerückt. Wie soll er unter diesen Umständen Samburi Yura finden können?
    Christian Montillon geht dieser Frage in Band 2610 nach, der in einer Woche überall im Zeitschriftenhandel unter folgendem Titel erscheinen wird:
     
    DIE ENTSCHEIDUNG DES ANDROIDEN
     

Illustration
    2609
     

     
    Gardeleutnant Pridon
     
    gezeichnet von Michael Wittmann

 
     
    Auguren? (II)
     
    Ein besonderes Mittel der Sayporaner – möglicherweise sogar zur mentalen Beeinflussung? – ist das von ihnen als Phenube bezeichnete Instrument, das einer Mischung aus Saxophon und Dudelsack ähnelt: ein Saxophon aus dunklem Holz, das mit einem Luftsack betrieben wird. Die Phenube produziert warme, dunkle, nachhallende Töne; die Klänge berühren das Zwerchfell. Das Spiel wirkt einerseits meditativ, andererseits aufwühlend, die Melodie zweischneidig, mal spöttisch, lockend, dann unbeirrbar, vorandrängend, schwermütig und verheißungsvoll – und vielleicht steckt noch deutlich mehr dahinter, das weit über die reine Akustik hinausgeht.
    Hinsichtlich der »Augurenreden« der Sayporaner, die vor allem auf Kinder und Jugendliche bemerkenswerten Eindruck zu machen scheinen, bleibt unklar, wie viel davon nur »heiße Luft« ist und was sich

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