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PR2610-Die Entscheidung des Androiden

PR2610-Die Entscheidung des Androiden

Titel: PR2610-Die Entscheidung des Androiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Blitzer
     
    Etwas Rotes wirbelte auf mich zu. Wie verrückt, dass ausgerechnet ein Stück der Spezialverstärkung mich traf, das eigentlich dazu eingebaut worden war, um den Flüchtlingen in diesem Raum das Leben zu retten. Und das gerade in dem Moment, als ich ohnehin schon am Boden lag.
    Ich schlitterte weiter, über aufgeworfenes, raues Material. Ein dunkler Riss gähnte direkt neben meinem Kopf, als ich liegen blieb; ich starrte in eine flammende Tiefe. Hitze stieg daraus empor, schlug mir ins Gesicht. Ich konnte nicht behaupten, mich dabei wohlzufühlen.
    Andererseits, warum sollte es mich stören? Ich wusste, was rund um mich geschah. Die ROTOR-G verging, und es würde nicht mehr lange dauern, bis von dem Beiboot nicht mehr übrig blieb als zu Staub zermahlene Materie, die sich weitgehend aus dem normalen Raum-Zeit-Gefüge verflüchtigte.
    Von ihr, von mir und auch von Alraska Saedelaere. Denn die Kapsel konnte ohne einen Zwergandroiden oder die Kommandantin selbst den automatischen Startvorgang nicht auslösen.
    Das war das eigentlich Traurige. Nun hatte Alraska schon so lange den Status eines Übergangs-Kommandanten, und es half ihm nichts, weil die grundlegenden Sicherheitseinrichtungen der LEUCHTKRAFT diese Position ganz einfach nicht kannten. Einen Übergangs-Kommandanten hatte es nie zuvor gegeben, also wurde er auch nicht berücksichtigt.
    In diesen Augenblicken des Untergangs, in denen meine lange Existenz ihr Ende fand, fragte ich mich, ob ich damit tatsächlich auf einen echten Fehler in der Konstruktion und den Gesetzen der Kosmokratenwalze gestoßen war.
    Bedauerlich war nur, dass ich nie erfahren würde, ob Fallun Vierauf meine Botschaft erhalten und – wichtiger noch – verstanden hatte. Er könnte alles ändern, ob zum Guten oder zum Schlechten, das musste sich zeigen. Leider durfte ich es nicht mehr miterleben.
    Dennoch blieb einiges, wenn ich auf die letzte Zeit meiner Existenz zurückschaute: mehr Aufregung und Erlebnisse, als es einem Zwergandroiden sonst über Ewigkeiten hinweg vergönnt war.
    Denn was waren kosmische Schlachten und die Reisen quer durch das gesamte Universum im Auftrag der Hohen Mächte ... Was waren die Wunder des Alls und die Begegnung mit Materiequellen und Kosmokraten ... Was waren Kämpfe von Superintelligenzen und die Bestrebungen, einen Dritten Weg zu beschreiten ... Was war all das im Vergleich zu dem, was ich hatte erleben dürfen?
    Die Frau Samburi Yura hatte mein Leben berührt und mich verändert, und ich durfte auf einem Weg gehen wie kein Zwergandroide vor mir: den Weg zu mir selbst.
    Am Ende hatte ich etwas gefunden, das einmalig war in den Weiten des Alls:
    Mich selbst. Eroin Blitzer. Ich war mehr als nur einer von vielen Zwergandroiden, mehr als die anderen Commo'Dyr an Bord kobaltblauer Kosmokratenwalzen.
    Ich war einmalig.
    Und ich starb.
    Wie schade.
    Der Gedanke gab mir Auftrieb. Ich konnte mich immerhin noch bewegen. Der Aufprall hatte mir nicht sämtliche Glieder zerschmettert, obwohl es sich zunächst so angefühlt hatte.
    Also stand ich wieder auf. Die müßigen Überlegungen kosteten mich Zeit. Weniger als eine Sekunde zwar, aber selbst diese geringe Zeitspanne kam einer Ewigkeit gleich. Früher hätte ich nie so verzögert gehandelt. Es war wohl eine Folge dessen, dass ich mich verändere.
    Ich konnte mich nicht orientieren. Der Raum war doch nicht groß! Ich musste mich darin zurechtfinden und das Ziel ausfindig machen können! Aber um mich brauste und donnerte es, und immer neue Bereiche stürzten ein.
    Wo befand sich die Rettungskapsel? Vor mir, hinter mir? Auf der Seite? All diese Kategorien verloren angesichts dieses Chaos und dieser Zerstörung jede Bedeutung.
    Gerade wollte ich losgehen, irgendwohin, als etwas auf mich zuflog. Instinktiv duckte ich mich, um auszuweichen.
    Das orangefarbene Lebewesen zischte an mir vorüber, dicht über dem Kopf.
    Das Firibirim!
    Welch absonderliche Begegnung im Angesicht des Todes. Hatte ich es nicht schon in der Rettungskapsel gesehen, gemeinsam mit seinem Artgenossen und mit Alraska? Wie kam es dann wieder in den freien, kollabierenden Raum zurück?
    Ich riss die Hand hoch und bekam etwas zu fassen. Ein grelles Piepen und schrill schreiende Laute bestätigten mir, dass ich tatsächlich den Schwanz des wollkugelartigen Wesens erwischt hatte.
    Während Staub auf mich niederging, zog ich den Arm zurück. Das Firibirim piepte, und große Augen starrten mich an zwischen dem buschigen, verdreckten Fell.
    Es

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