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PR2611-Gegen den Irrsinn

PR2611-Gegen den Irrsinn

Titel: PR2611-Gegen den Irrsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
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saß vornübergeneigt an seinem Terminal, verkrampft, angespannt.
    »Ich weiß es nicht, Alraska«, rief er. »Die Zustände an Bord der LEUCHTKRAFT sind ... chaotisch.«
    Chaotisch.
    Für ein Dienstwesen, das den Mächten der Ordnung angehörte, besaß dieses Wort eine zusätzliche, noch tiefere und verzweifeltere Bedeutung.
    »Lass mich sehen.«
    Saedelaere verließ seinen Platz. Den Rest der Reise konnte er genauso gut an Blitzers Seite verbringen. Die letzte Navigatorin war längst ausgefallen. Die Arbeitsroboter verrichteten nun wieder ihren Dienst. Dem Terraner blieb nur mehr die Kontrolle der Flugdaten – entscheidend Einfluss nehmen würde er nicht mehr.
    Entweder gelang ihnen die Flucht aus der Anomalie unter Volllast der noch funktionsfähigen Energiemeiler und Antriebsblöcke rechtzeitig, oder es war alles zu spät, und sie würden das fremde Kontinuum an Bord eines riesigen fliegenden Sarges verlassen.
    Was dann geschehen würde, wusste Saedelaere nicht.
    Er trat neben Eroin Blitzer an das hufeisenförmige Terminal. In der Holosphäre sah er einen Teil der kavernenhaften Zentrale der LEUCHTKRAFT.
    Saedelaere stutzte.
    »Was geht in der Zentrale der LEUCHTKRAFT vor?«, fragte er, erschrocken über die Bilder, die er sah. »Kannst du mir diese Ausschnitte vergrößern?«
    Blitzer warf ihm einen Blick zu, den Saedelaere von früher kannte, als sie alles andere als Verständnis füreinander aufgebracht hatten. Blitzer litt unter Stress.
    »Sicher, Alraska«, sagte der Kleine, sichtlich bemüht, ruhig zu klingen. Er unterbrach die Sprechverbindung mit dem Kosmokratenraumer.
    Das Bild blieb. Mit brennenden Augen blickte Saedelaere in die Holosphäre.
    »Wie viele ...«, begann er. »Weshalb befinden sich so viele Zwergandroiden in der Zentrale?«
    »DAN hat Fallun Vierauf seiner Zuständigkeiten enthoben«, erzählte der Zwergandroide. »Er hat Gorn Myrek als Kommandanten installiert.«
    Saedelaere pfiff leise durch die Zähne. »All diese Androiden haben sich bisher in der LEUCHTKRAFT befunden?«
    »In ihren Booten, ja«, bestätigte Blitzer. »Und in den Wartehallen.«
    Saedelaere dachte zurück an die abstürzenden Schreine der Ewigkeit, die von der Beibootflottille der LEUCHTKRAFT gerettet worden waren. Er hatte gewusst, dass es weitere Zwergandroiden an Bord des Kosmokratenraumers gab, er hatte jedoch keine genaueren Zahlen erfahren.
    »Wenn ich mich nicht täusche, ist immer noch Vierauf tonangebend in der Zentrale«, sagte Saedelaere. »Weshalb?«
    »Er hat DAN erpresst.«
    »Womit?«
    »Damit.«
    Eroin Blitzer vergrößerte einen Teilausschnitt des Bildes; eine Holosphäre.
    Darin sah Saedelaere schroff aufragende Felswände, die eine albtraumhafte Szenerie umrahmten.
    Verdreckte Mischwesen, halb Puppe, halb Tier- und Pflanzling, verrottet und auseinanderbrechend, schlugen mit allerlei Werkzeug auf ein eiförmiges Gebilde ein, über das schwarze Flüssigkeit träge rann.
    Immer wieder stürzten mächtige Felsbrocken hinunter, erschlugen Mischwesen, füllten das Tal mit Schotter und Geröll.
    Saedelaere kniff die Augen zusammen.
    Eines der Wesen kam ihm bekannt vor. Die kleine, entfernt humanoide Gestalt stand auf zwei kurzen Beinen mit übergroßen Füßen. Der Rücken wirkte buckelartig krumm; aus dem ovalen Kopf standen zwei Extremitäten ab, die er nicht sofort als Hörner, Ohren oder gar Augen identifizieren konnte.
    Bedeckt wurde der Körper von einem pelzartigen Überzug, von dem sich lange Streifen gelöst hatten und herunterhingen. Dazwischen glänzte etwas Goldenes.
    In den Händen hielt es einen Gehstock, mit dem es auf das eiförmige Gebilde einschlug.
    Saedelaere stutzte. Das goldfarbene Objekt – es handelte sich um eine Kette.
    Eine Uhrenkette.
    »Nein!«, flüsterte er.
    Das Kaninchen hatte ihm mehrere Male im Innern der LEUCHTKRAFT-Landschaften wertvolle Boten- und Wegweiserdienste geleistet. Mit der Zeit hatten sie sich aneinander gewöhnt – jedenfalls war dies der Eindruck gewesen, den Saedelaere gehabt hatte.
    Und nun kauerte es inmitten der anderen Unglückswesen und schlug auf das Gebilde ein, das allein durch seine klotzige Präsenz inmitten des Weltuntergangsszenarios pure Gefährlichkeit ausstrahlte.
    »Was zum Multiversum stellt dieses Ei dar?«, fragte Saedelaere.
    »Das da«, stieß Blitzer düster aus, »habe ich während einer Erkundung der LEUCHTKRAFT gefunden. Frau Samburi hat mir den Weg gewiesen. Das da ist eine Nekrophore.«
    Saedelaere verschlug es die

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