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PR2616-Countdown für Sol

PR2616-Countdown für Sol

Titel: PR2616-Countdown für Sol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arndt Ellmer
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Zusammenprall mit den extrem starken Schirmfeldern der Station mussten sie mit der einen oder anderen Überraschung rechnen.
    Die Lebensdauer der Blasen betrug lediglich fünf bis zehn Minuten, aber in der Zwischenzeit sollte man ihnen nicht zu nahe kommen.
    Singh flog Schleifen, schraubte sich mit der Station in Spiralen nach unten, der Mitte der Konvektionszone entgegen. Die Ortung lief im dreifach redundanten Modus einschließlich der Vorausberechnung von Granula-Erscheinungen.
    Ein erstes Supergranulum tauchte aus der Tiefe auf, ein gewaltiges Ding mit fast 40.000 Kilometern Durchmesser, in dem Materie mit einer Geschwindigkeit von über 300 Kilometern pro Sekunde vertikal nach oben stieg. Diese Blasen hielten sich ein bis eineinhalb Tage, ihre Aufstiegsgeschwindigkeit reichte bis an die 15.000-Kilometer-Marke.
    »Wie hoch ist das Gefährdungspotenzial?«, brummte Bull nach einer Weile.
    »Knapp unter fünfzig Prozent«, antwortete die Positronik. »Also keine besondere Gefahr.«
    Je tiefer sie sanken, desto kritischer wurde es. Die Wege der aufsteigenden Granula, die sie mit ihren Sensoren verfolgen konnten, waren dann kürzer, das Ausweichen wurde schwieriger, da es schneller gehen musste.
    Bull hätte viel darum gegeben, wenn sie sonnentaugliche Sonden für eine solche Umgebung gehabt hätten. Die hoch spezialisierten Solar Moduls waren ausschließlich für den sonnennahen Bereich gedacht, zur kontinuierlichen Überwachung aller Vorgänge in der Korona. Direkt in der Korona wären sie geschmolzen wie Butter, denn für eine ausreichende Anzahl Energiemeiler und Paratronprojektoren waren sie zu klein.
    »Langsam«, sagte Shaveena Deb zu Singh.
    Bull hob den Kopf. »Keine Zeit. Weitermachen!«
    »Da unten lauern tödliche Monster!« Die Kommandantin zeigte auf das Holo mit dem Koordinatensystem. Dort, wo die Konvektionszone in die Strahlungszone überging, bildeten sich Megagranulae mit mehreren Hunderttausend Kilometern Durchmesser. »Wenn die aufsteigen, haben wir keine Chance, Bully.«
    »Steigen sie denn auf?«
    »Sobald sie sich mit genug Gas vollgesogen haben, ja.«
    »Das lässt sich berechnen. Ihr habt lange genug hier unten geforscht. Gib mir Fakten, Daten, Zeitfenster.«
    »Dort sind sie.« Deb deutete auf ein Fenster in der Holokugel. »Alles sauber nach Datum, Zeit und Ort sortiert.«
    Reginald Bull sah ein, dass es nichts brachte, wenn er sich darauf versteifte. Nach diesen Daten hätten sie sofort umkehren müssen. Es war verantwortungslos, die Station eine Sekunde länger in der Nähe solcher Megablasen zu lassen.
    Ataur Singh flog ein Ausweichmanöver. Noch waren sie hoch genug, um innerhalb von ein paar Minuten aus der Reichweite zu kommen.
    Nur auf eines konnten sie sich in dieser unberechenbaren Umgebung verlassen: Die Blasen stiegen immer senkrecht nach oben. Der Strahlungsdruck trieb sie empor, und er trotzte jeder Rotation und Fliehkraft.
    Bull warf Shaveena Deb einen kritischen Blick zu. »Zurück auf den alten Kurs!«
    Den Anzeigen in ARINNAS Koordinatensystem nach zu urteilen, mussten sie jetzt in der Nähe des Nagelraumers sein, ein paar Tausend Kilometer oberhalb vielleicht. Und vermutlich ewig daneben.
    Das Einzige, was ihnen in dieser Situation half, waren Shandas Aussagen, dass die Spenta etwas bauten und das Schiff ihnen dabei ... assistierte.
    »Sechsundsechzig«, sagte Singh. Er meinte 66.000 Kilometer. Damit hatten sie die Grenzen des Möglichen fast schon erreicht.
    ARINNA gab die erste Vorwarnung für die AMATERASU aus.
    »Im Notfall lassen sich diese Meldungen bestimmt abstellen«, sagte Bull.
    »Tut mir leid. Das ist im Fall der Sonnenstationen leider nicht möglich.« Shaveena Deb griff nach dem Kaffeebecher, der neben ihr schwebte, und nahm einen kräftigen Schluck. »Sicherheitsvorschriften.«
    Reginald Bull schluckte. Er holte tief Luft und nickte dann. »Wenn wir vor der Wahl stehen, die Station oder die Menschheit, wofür wirst du dich entscheiden?«
    »Das ist bösartig, Resident. Und du weißt das.«
    »Es ist realistisch. Ich werde Kraft meines Amtes die Sicherheitsvorschriften außer Kraft setzen.«
    Die AMATERASU war nun nah genug, um Details des Megagranulums zu orten. Der Druck in der Blase war – sonnendruckbereinigt – gering. Der Ionisierungsvorgang war noch nicht fortgeschritten. In der nächsten halben Stunde würde das Gebilde kaum aufsteigen.
    Shaveena Deb nickte. »Du brauchst mich nicht zu überreden. Wir wagen es!«
    Die Station behielt ihre Flughöhe

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