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PR2617-Der dunkelste aller Tage

PR2617-Der dunkelste aller Tage

Titel: PR2617-Der dunkelste aller Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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seiner Verwirrung geboren. So viel war ihm klar: Wo immer er sich befand, dies war nicht das Innere der Sonne, weder aktiv noch erloschen, das war auch nicht der Weltraum, wie er sein sollte. Nicht einmal banale Zweidimensionalität ...
    Seine Hand stieß durch den Helm hindurch und schrammte über seine Stirn.
    Der Helm war verschwunden. Bull trug keinen SERUN mehr, sondern eine einfache Bordkombination.
    Ein Traum?
    Er kniff sich in den Handrücken, der Schmerz war deutlich spürbar. Aber womöglich träumte er nur, dass er sich zwickte. Auch, dass er in dieser Skizzenwelt atmete. Die Luft war sogar angenehm natürlich, sie roch nicht nach Zusätzen wie an Bord der Sonnenforschungsstation. Vor Kurzem schien es sogar geregnet zu haben, jedenfalls schmeckte Bull das Aroma feuchter Erde.
    »Was ist das für eine Welt?«, murmelte er. »Ich werde doch nicht verrückt, oder ...?«
    »Ich weiß es nicht, mein Resident«, sagte Sarmottes Stimme hinter ihm.
    Er fuhr herum. »Wo bist du gewesen?«
    Eigentlich hatte er fragen wollen, was sie nicht wusste, aber das war in der Sekunde schon vergessen. Shanda Sarmotte trug ebenfalls keinen SERUN mehr. Ihre Bordkombi war nicht nur gewagt geschnitten, der Magnetsaum stand zudem ein Stück zu weit offen. Bull schluckte. Wenn das tatsächlich ein Traum war, dann einer der angenehmeren Sorte.
    Shandas Erwiderung lenkte seinen Blick zurück auf die Strichlandschaft. »Dasselbe wollte ich dich fragen. Ich habe dich gesucht.«
    »Schön«, sagte er. »Und nun? Ein Spaziergang, der uns auf andere Gedanken bringt? Ich habe das Gefühl, jemand will etwas von uns.«
    Sarmotte schwieg dazu.
    Sie liefen auf die Hügel zu, die jedoch vor ihnen zurückzuweichen schienen. Immer weiter öffnete sich der Horizont, und das Dämmerlicht, das inzwischen über diesem Land lag, wirkte sogar angenehm.
    Über sein Kombiarmband rief Reginald Bull nach der AMATERASU. Er hatte es nicht anders erwartet: keine Antwort.
    Als er die Uhrzeit über seinem Handgelenk projizierte, stellte er wenig überrascht fest, dass die Zeit für Shanda und ihn stehen geblieben war. Fünfzig Minuten nach Mitternacht, der Zeitpunkt, als sie beide die Mannschleuse verlassen hatten.
    Die Landschaft wiederholte sich. Bull war sich dessen ziemlich sicher. Shanda und er liefen im Kreis. Er zeigte auf einen der näheren Hügel, dessen geschwungene Kammlinie ihm schon vor einigen Minuten aufgefallen war. Gefühlte Minuten, denn die Zeitanzeige behauptete anderes.
    »Ich bin doch nicht Tifflor«, sagte er schroff. »Nicht einen Schritt gehe ich weiter.« Er schaute um sich. »Hörst du, wer immer du bist? Ich bin raus aus diesem Spiel, ich mag einfach nicht.«
    Shanda schaute ihn verwirrt an. Nein, sie blickte an ihm vorbei. Zögernd hob sie den Arm und deutete auf etwas, das Reginald Bull nicht sehen konnte. Er wandte sich um.
    Rauch hing in der Luft, und das waren nicht nur ein paar Striche, das war echt.
    »Ein Haus brennt«, stellte Shanda fest.
    Sie liefen los. Nicht mehr auf dem Weg, der sich ruckelig vor ihnen abgezeichnet hatte, sondern quer über das Gelände, das weiterhin so spartanisch blass blieb wie zuvor. Strichhäuser tauchten auf, eine Siedlung fast nur aus niedrigen, schmucken kleinen Gebäuden. Irgendwo dazwischen ragte ein mehrgeschossiges Bauwerk auf.
    Die ersten Flammen waren zu sehen. Gierig leckten sie aus den Fensteröffnungen und züngelten an der Fassade in die Höhe. Ein aufkommender Wind fachte das Feuer weiter an. Das Knistern und Prasseln des um sich greifenden Brandes war deutlich zu hören.
    Dieses Haus war das einzig Reale in der Siedlung. Außerdem stand es ein wenig abseits.
    Es schien größer zu werden, je näher er kam. Schließlich ragte es monströs vor ihm auf, bedrohlich geradezu. Die Flammen hatten auf den Dachstuhl übergegriffen und stoben schon tosend in die Höhe. Dichter, fetter Qualm drang unter den Dachziegeln hervor, auch aus den Fenstern quoll der Rauch, und die helle Fassade war zumindest im Bereich des Obergeschosses längst schwarz verrußt.
    »Warum dieses Haus? Warum ist niemand da, der das Feuer wenigstens zu löschen versucht?«
    Bull glaubte, Panik zu spüren und Entsetzen über das, was da geschah. Und ein beklemmendes Schuldgefühl stieg in ihm auf und ließ ihn taumeln.
    »Wenn da innen jemand ist?«, rief er. Das Haus war nicht mehr zu retten. Wenn nicht bald Löschroboter erschienen, würde es bis auf die Grundmauern niederbrennen. »Hörst du die Schreie, Shanda? Hörst

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