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PR2617-Der dunkelste aller Tage

PR2617-Der dunkelste aller Tage

Titel: PR2617-Der dunkelste aller Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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du sie? Da ist jemand eingeschlossen ...«
    Shanda Sarmotte schaute ihn irritiert an. Sie antwortete nicht.
    Bull lief weiter auf das Haus zu. Er wusste nicht, wieso das Feuer ausgebrochen war, aber er wusste, dass jemand auf Hilfe wartete. Jedes Krachen der brennenden Balken ließ ihn zusammenzucken, klang wie ein halb erstickter Schrei nach Hilfe.
    Die Hitze wurde unerträglich, der Rauch brannte wie Feuer in seinen Lungen. Bull wusste, dass er es so nicht schaffen konnte, aber er musste da hinein. Er konnte nicht einfach aufgeben.
    Ein paar Meter bloß. Gnadenlos trieb er sich weiter, denn da innen wartete jemand auf ihn. Seit Jahren ...
    Ein quälender Hustenanfall ließ ihn taumeln. Vornübergebeugt rang er nach Atem, da war plötzlich jemand neben ihm.
    Shanda.
    Sie redete auf ihn ein, doch er verstand nicht sofort, was sie sagte. Erst als sie ihn an den Schultern packte und rüttelte, war ihm, als bekäme er wieder besser Luft.
    »Wir sind auf Aveda. Die Häuser gehören zur Stadt Eratopolis, hier ist der entlegene Ferne Rand der Siedlung. Das Haus gehört der Familie Boko.«
    Bull nickte nur. Er fragte nicht, woher Shanda das alles wusste, vielleicht hatte sie es telepathisch herausgefunden. Doch wohl nur von den im Haus Eingeschlossenen. Er starrte sie an, einen Moment nur, dann musste er weiter.
    Shanda hielt ihn zurück. Mit beiden Händen umklammerte sie seinen Arm. Bull wurde wütend.
    »Du weißt noch nicht alles!« Die Mutantin brüllte ihn an.
    Boko. Hatte sie vorhin Boko gesagt? Plötzlich dachte Bull nicht mehr daran, sich loszureißen.
    »Korbinian?«, fragte er schwer. Er spürte die Impulse des Aktivatorchips unter seiner Schulter. Sie machten es ihm ein wenig leichter, einen klaren Kopf zu bewahren.
    »Korbinian ist sechs«, sagte Shanda. »Er hat eine Zwillingsschwester, Lia. Sie alle haben kaum soziale Kontakte zu den anderen in der Siedlung, das Haus steht ohnehin ein wenig abseits.«
    »Woher weißt du das?«
    »Die Muster, sie sind hier überall ... Das Feuer macht ihm Angst. Korbinian hat sich in Panik zurückgezogen. Es muss eine Art Enklave sein, in der er sich sicher fühlt, ein Raum, den er selbst geschaffen hat. Er nennt ihn den inverten Raum.«
    Bull starrte auf die Flammen. Er durfte nicht länger warten. Wer immer sich in dem Haus aufhielt, konnte aus eigener Kraft nicht mehr entkommen.
    »Der Junge hat bei seiner Flucht die Wohnungspositronik beschädigt, hat irgendeinen integralen Teil mit hinübergenommen. Deshalb funktionieren die Löschvorrichtungen nicht. Und die Positronik kann dem Mädchen nur sagen, dass Korbinian das Haus nicht verlassen hat. Lia sucht ihren Bruder. In ihrer Verzweiflung reagiert sie nicht einmal auf die schweren Verbrennungen, die sie erleidet. Und durch den Sauerstoffmangel wird ihr Gehirn irreparabel geschädigt.«
    »Ist er da drin?« Mit einer knappen Kopfbewegung zeigte Reginald Bull auf das brennende Haus.
    »Korbinian? Ja.«
    Bull lief weiter. Die Haustür stand offen. Sengende Hitze schlug ihm entgegen und raubte ihm schier den Atem. Er achtete kaum darauf.
    Shanda stolperte an ihm. »Er ist in der Küche!«
    Das Feuer breitete sich aus. Immer wieder fauchten Flammen wie bei einer Explosion in die Höhe und leckten unter der Decke entlang. Auch das Treppengeländer brannte schon, und das Feuer sprang auf die Stufen über. Oben brannten bereits die Fugen zwischen den Holzdielen, die imprägnierten Bretter hielten der Glut zwar noch stand, aber sie schwelten bereits.
    Korbinian kauerte unter dem Küchentisch. Er hatte die Beine angezogen und die Arme um die Knie geschlungen. Er merkte nicht einmal, dass jemand kam, starrte blicklos vor sich hin.
    »Er phantasiert«, sagte Shanda. »In seiner Vision sitzt er mitten im Feuer und sieht seine Schwester durchs Haus irren und ihn suchen. Er sieht, dass ihre Haare brennen und ihre Kleidung, aber er kann nichts dagegen tun. Immerhin ist das alles längst geschehen und liegt Jahrzehnte zurück.«
    »Ein ewiges Trauma«, murmelte Bull.
    Er versuchte, den Jungen anzusprechen, ihn aus seiner Trance herauszureißen, aber er drang nicht bis zu ihm durch. Er glaubte zu spüren, dass Korbinian Bokos Schuldgefühle wie eine Mauer zwischen ihnen standen.
    »So geht es nicht«, stellte er fest. »Wenn wir an ihn herankommen wollen, müssen wir ihn da packen, wo es wehtut.« Shanda schaute ihn fragend an. »Glaubst du, er würde dich als seine Schwester akzeptieren?«
    Die Mutantin zögerte. Sie starrte den Jungen an,

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