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PR2617-Der dunkelste aller Tage

PR2617-Der dunkelste aller Tage

Titel: PR2617-Der dunkelste aller Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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das Holo in seinem Büro, das Bild der langhaarigen Brünetten, die lachend jedem Betrachter entgegenkam?
    Oder Ataur Singh, der Erste Pilot? War es nur Nostalgie, dass er an überkommenen Gewohnheiten festhielt? Oder steckte mehr dahinter?
    Bull erkannte, dass er so zu keinem Ergebnis kommen würde. Jeder Mensch hatte seine Eigenheiten, die ihn verdächtig machten, er selbst schloss sich da keineswegs aus. Es kam immer darauf an, was jemand in gewisse Verhaltensweisen hineininterpretieren wollte. Eigentlich sollten wir über solche Zeiten längst hinaus sein, dachte er.
    Shanda Sarmotte räusperte sich. Benommen schüttelte sie den Kopf und fuhr sich mit beiden Händen in den Nacken. Ob sie ihre Verspannung lösen wollte oder lediglich aus Verlegenheit so reagierte, war nicht zu erkennen.
    »Was durch diesen Vorgang bewirkt wurde?« Auf einmal wirkte sie hellwach. Beunruhigt, erschien es Bull. »Eine Welt wurde neu erschaffen, ein Miniaturuniversum. Und wir sind darin gefangen!«
    »Wer?«, drängte Bull. »Wer hat das getan?«
    Shandas Seufzen ärgerte ihn und noch mehr, was sie sagte: »Geduld, mein Resident!« Als wolle sie die Wahrheit plötzlich hinauszögern.
    »Du kennst denjenigen?«
    »Nein!«, sagte Shanda heftig.
    Du lügst!, dachte Bull heftig. Ich mag es überhaupt nicht, wenn man mich zum Narren hält! Also heraus mit der Sprache!
    Sie reagierte nicht darauf. Obwohl sie erneut in sich versunken war. Fast bedauerte Bull seine heftige Reaktion. Er mochte es nicht, anderen Menschen unrecht zu tun, selbst dann nicht, wenn Shanda nichts davon mitbekommen hatte.
    In dem Moment schaute sie ihn durchdringend an. »Du bist ein blinder Fleck für mich ...«
    »Natürlich.« Er nickte. »Meine Mentalstabilisierung verwehrt dir den Zugriff.«
    »Ist noch jemand an Bord auf diese Weise geschützt?«
    Bull schaute den Ara an. Prak-Parlong reagierte mit einer unschlüssigen Geste. Über seinen Kommunikator rief er eine Holodatei auf. Selbstständiger Suchlauf. Nur eine Markierung hatte Bestand.
    »Ich hab's gesehen«, sagte der Resident. »Niemand außer mir.«
    »Da ist aber ein zweiter blinder Fleck für mich«, beharrte die Mutantin. »Ganz in der Nähe. Mannschaftsquartier. Ich fühle die Anwesenheit eines mächtigen Geistes, aber ich kann ihn nicht lesen. Und wenn ich es mit Nachdruck versuche ...«
    »Nicht!«, rief Bull warnend. »Mach ihn nicht auf dich aufmerksam!«
    Er nahm Verbindung mit der Bordpositronik auf. In der Medostation war ARINNA nicht permanent präsent wie in der Zentrale. Es war nicht schwer, über Shandas Angaben den Unbekannten zu lokalisieren.
    »Korbinian Boko.«
    Reginald Bull war verblüfft. Den großen schlanken Mann, der die köstlichsten terranischen Gerichte zauberte und den Bull auch schon einmal nach einem ganz banalen Hotdog gefragt hatte, hätte er wohl kaum verdächtigt. »Ausnahmsweise also der Koch und nicht der Gärtner.«
    »An Bord der AMATERASU gibt es keinen Gärtner«, stellte Prak-Parlong irritiert fest.
     
    *
     
    »Ich verstehe das nicht.« Shaveena Deb hatte in der Tat Mühe, damit klarzukommen. »Vielleicht habe ich mich zu sehr mit der Organisation und mit unseren Geldgebern befasst und zu wenig darauf geachtet, wer an Bord kommt. Aber ausgerechnet Boko. Was hat er davon, wenn er die Station sabotiert?«
    »Genau das werden wir ihn fragen«, sagte der Resident. »Und ich bin gespannt auf die Antwort.«
    »Er arbeitet doch nicht mit den Spenta zusammen? Wie auch?«
    Die Stationsleiterin war ein mütterlicher Typ. Sie mochte in allem, was sie tat, recht gut beschlagen sein, aber sie wirkte schwerfällig. In diesen Momenten sogar besonders. Nicht, dass sie sich für den gleichaltrigen Boko besonders interessiert hätte, aber sein Essen mochte sie. Und seinen Irish Coffee mit viel Sahne ebenso.
    Sie schaute von Bull zu Shanda Sarmotte und weiter zu den beiden Robotern, auf deren Begleitung Bull bestanden hatte. Es waren keine Kampfroboter, die gab es an Bord der Sonnenforschungsstation nicht, aber immerhin hatten die beiden menschenähnlichen, deutlich über zwei Meter großen Kolosse ein gewisses Abschreckungspotenzial. Wobei Bull sich durchaus bewusst war, dass sie gegen einen geübten Mutanten absolut nichts ausrichten konnten.
    Falls es hart auf hart kam, würde höchstens Shanda dem Sechzigjährigen Widerstand bieten können.
    Bull hoffte, dass es nicht zum Äußersten kommen würde. Außerdem hatte Boko niemandem Leid zugefügt. Dass der Schock Sarmotte fast

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