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PR2617-Der dunkelste aller Tage

PR2617-Der dunkelste aller Tage

Titel: PR2617-Der dunkelste aller Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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ohne besondere Aufgaben war. Gab es das überhaupt? Eigentlich wusste sie viel zu wenig über die Gesellschaft der abwesenden Freunde.
    »Ich werde mir einen kleinen Gleiter nehmen, damit wir zur LADY LAVERNA hinauskommen«, sagte Toja rein mechanisch.
    »Genau das hatte ich eben vorgeschlagen«, erwiderte der Kontrolleur. »Ich wollte wissen, ob ich das für dich erledigen soll.«
    »Natürlich! Was glaubst du, wofür du da bist?«
    Als Toja keine zwei Minuten später in dem kleinen Zubringer-Gleiter saß, tat es ihr schon leid, dass sie den Roboter so angefahren hatte. Mit ihren Kindern, die schweigend neben ihr schwebten, wäre sie bestimmt nicht so umgesprungen.
    Der Zubringer setzte zwischen den Landebeinen der LADY LAVERNA auf. Aus der Nähe wirkte das Schiff noch älter als in der Holowiedergabe. Eine fleckige, zernarbte, typische Springerwalze. Ein Frachtschiff mittlerer Kategorie, schätzte Toja. Viel Ahnung hatte sie von solchen Dingen nicht. Wenn sie den Kopf in den Nacken legte und in die Höhe sah, war der Koloss immer noch recht imposant.
    Toja blickte ein wenig zu lange in die Höhe. Das Schiff verlor sich zwar nicht in den Wolken, aber von ihrem Nacken ging plötzlich ein Hauch von Benommenheit aus. Sie taumelte, als sie weiterging, als wäre ihr Gleichgewicht jäh aus den Fugen geraten.
    Erst als sie die Sirenen hörte, die im gegenüberliegenden Hafenbereich heulten, wurde ihr bewusst, dass in diesen Sekunden wieder ein Gravo-Phänomen aufgetreten war.
    Eine Schleuse im Bugbereich stand offen. Matte Helligkeit zeichnete sich dort ab. Toja Zanabazar ging darauf zu. Pollux, OTHER und WISE schwebten neben ihr.
    »Du hast eine gute Wahl getroffen!«, sagte unvermittelt eine markante Stimme. Die Robotikerin blieb stehen, drehte sich um, doch da war niemand.
    Die Stimme redete unbeeindruckt weiter: »Flint Surtland, der Kapitän der LADY LAVERNA, begrüßt dich mit aller Herzlichkeit. Welche Wünsche du auch hast, wir werden alles daransetzen, sie schnell und zuverlässig zu erfüllen.« Es war ein Akustikfeld. Toja ärgerte sich, dass ihr das nicht sofort aufgefallen war.
    »Einige Daten zu unserem Schiff, bis du die Hauptschleuse erreicht hast: Die LADY misst vierhundert Meter, ihr Durchmesser beträgt beachtliche achtzig Meter. Variable Frachträume erlauben es uns, nahezu jede Fracht anzunehmen und normgerecht weiterzuleiten. Dabei spielt der Aggregatzustand nur eine untergeordnete Rolle. Wir werden uns weigern, ungesichertes Plasma an Bord zu nehmen, doch ansonsten alles.«
    Das leise Lachen, das nun erklang, empfand Toja als durchaus sympathisch. Sie nahm an, dass es Kapitän Surtland selbst war, der diese Nachricht generiert hatte. »Die LADY mag ein paar Jahre auf dem Buckel haben – über das Alter einer Frau spricht man nicht, man genießt es –, aber gerade das beweist ihre absolute Zuverlässigkeit. Der Einsatz neuester Positronik-Technik erlaubt uns, mit einer Stammbesatzung von nur fünfzig Personen auszukommen.«
    Du hast dein Ziel erreicht, dachte Toja Zanabazar. Sie stand genau unter der Hauptschleuse, die unsichtbare Stimme hatte sie punktgenau dirigiert, ohne dass sie diese Beeinflussung überhaupt wahrgenommen hätte.
    Kindergeschrei erklang aus der offenen Schleuse, gefolgt von lautem Schimpfen. Verwundert blickte Toja in die Höhe. Für einen Moment glaubte sie an ein neues Gimmick, dann sprang tatsächlich jemand von oben herab.
    Drei bis vier Meter fiel der kleine Körper ungebremst und überschlug sich dabei, dann griff die Automatik ein. Sanft wie eine Feder landete ein Kind neben Toja.
    Es war tatsächlich ein Kind, aber kein Springer, wie die Robotikerin aufgrund der Walze vermutet hatte. Es sah aus wie ein kleiner Terraner. Das Alter? Vielleicht sechs oder sieben Jahre, kaum mehr.
    »He!«, brüllte es von oben. »Untersteh dich und quatsch alle Leute an.«
    »Wer bist du?« Der oder die Kleine, Toja konnte das nicht sagen, zupfte an ihrer Pluderhose. »Willst du zu Papa? Bist du die neue Frau?«
    »Halt die Klappe, Surfo! Wie viele Frauen Papa heiratet, geht dich nichts an.«
    Toja Zanabazar biss sich auf die Lippe. Genau das war es, weshalb sie ihre Kinder für die besseren hielt. Ein Roboter war nicht aufsässig und verriet schon gar nichts, was andere Leute herzlich wenig anging.
    »Du bist also Surfo?«
    »Klar. Und du bist diese verrückte Helena? Tolle Roboter hast du, sind das richtige Eiszapfen? Mama sagte, dass du ein neues Geschwisterchen für mich ...«
    »Still,

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