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PR2617-Der dunkelste aller Tage

PR2617-Der dunkelste aller Tage

Titel: PR2617-Der dunkelste aller Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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du Naseweis! Noch ein Wort, und du wanderst in die Bilge.«
    Toja hatte sich ablenken lassen. Erst jetzt sah sie, dass eine Frau aus der Schleuse herabgeschwebt war. Dem Augenschein nach eine Terranerin. Die Frau mochte um die vierzig sein. Sie trug aufreizende Transparentkleidung, die allerdings mit Diffusoreinschlüssen durchsetzt war.
    »Du bist also Helena! Na ja, Flint hat in letzter Zeit einen etwas eigenartigen Geschmack. Aber sei's drum, wir werden uns schon zusammenraufen.«
    »Wer bist du?«
    Mehr brachte Toja in dem Moment nicht über die Lippen. Alle ihre Vorstellungen von einem abwesenden Freund waren wie Seifenblasen zerplatzt. Sie fühlte sich, als hätte ihr jemand den Boden unter den Füßen weggezogen. Aber vielleicht, rettete sie sich in eine vage Hoffnung, war der Kapitän ja eher ein Bote – und Freunde waren nur die beiden Unbekannten, deren Monogramme auf den Briefen standen.
    »Aya – ich bin Aya!« Die Frau sagte das so entrüstet, als müsse jeder sie kennen, der sich dem Schiff auch nur bis auf einen Kilometer Sicherheitsabstand näherte. »Ich bin Flints Favoritin! Hat er dir nicht von mir erzählt? Das sähe ihm ähnlich.«
    »Wo ist Flint? Ich meine, Mister Surtland?«
    »Mister? Jetzt hör mal zu, Helena. Ich weiß nicht, von welchem Hinterwäldlerplaneten du kommst, aber wenn du glaubst ...«
    »Ich heiße nicht Helena. Mein Name ist Toja.« Zweimal musste die Robotikerin das sagen, bis Aya überhaupt registrierte, dass irgendetwas in die falsche Richtung lief.
    »Toja? Von dir hat Flint noch nie gesprochen. Tut mir leid, aber das ist so. Bist du schwanger von ihm?«
    »Nein«, sagte Toja verwirrt.
    Ayas Miene hellte sich leicht auf. »Wenigstens etwas. Wir sind fünf Frauen, na ja, mit Helena bald sechs, siebzehn Kinder und acht Enkel, ich denke, das reicht.«
    Sie sind keine Roboter, ging es der Museumsdirektorin durch den Sinn. Sie wissen nicht, was sie tun.
    »Was willst du?«, fragte Aya.
    Endlich schaffte Toja es, die Visitenkarte zu überreichen, die Adams ihr für den Kapitän mitgegeben hatte. Aya drehte die Karte mehrmals zwischen den Fingern. »Was soll ich damit?«, fragte sie zögernd.
    »Gib sie deinem Mann! Und das möglichst schnell.«
    Toja Zanabazar gab ihren Kindern einen Wink, dass sie ihr folgen sollten. Sie stieß sich ab und schwebte im umgepolten Schleusenfeld in die Höhe. Ein paar Sekunden später stand sie im Schiff.
     
    *
     
    »Ich hab mich verhört.« Demonstrativ rüttelte Flint Surtland mit dem kleinen Finger in seinem Gehörgang. »Du meine Güte, ich werde allmählich alt. Welchen Preis hast du genannt, Koltzin?«
    »Sechzigtausend«, antwortete der Springer und zwirbelte seine spitz von den Schultern vorstehenden Bartenden. Knallrot hatte er den üppigen Vollbart gefärbt, ihn zu zwei Zöpfen geflochten, die jeweils eine Handspanne weit durchhingen, zur Schulter geführt wurden und von hinten unter den mächtigen Epauletten eingeklemmt waren. »Sechzigtausend für die Ware, das ist mein letztes Wort. Du weißt genau, wie verderblich das Zeug aus der Venusatmosphäre ist. Richtige Gewächsgärten sehen anders aus.«
    »Siebzigtausend war dein letztes Wort, Patriarch Koltzin.«
    Der Mehandor brach in brüllendes Gelächter aus. Mit einer Hand raffte er seine Spielsteine zusammen und warf sie zwischen die Zufallsfelder. Etwa die Hälfte blieb in unterschiedlichen Positionen hängen, der Rest klapperte in den Einsatzbereich.
    »Ich bin immer wieder erstaunt, was für Lügner ihr Plophoser seid.« Koltzin ächzte und kratzte sich im Nacken. »Du hörst noch zu gut, Flint. Mir sträubt sich jedes Haar, wenn ich mit dir zusammen bin.«
    »Weil du von mir lernen kannst?«
    »Pfah ... Was ist, hältst du mit?«
    Unruhig wetzte Surtland auf seinem Hocker hin und her. Er saß schräg da, weil so die angespannte Haltung einigermaßen erträglich für ihn wurde. Alles an ihm war leicht verschoben. Das breite Gesäß fand nicht genug Platz auf dem Hocker, die kurzen Beine reichten nicht einmal bis zum Boden. Dafür wusste er nicht, wohin mit den etwas zu lang geratenen Armen, und die schmalen Schultern hatten ihm bei einigen seiner Kinder – oder waren es die Bastarde, die seine Frauen ihm unterjubeln wollten? – den Spitznamen Tara eingebracht. Den sie natürlich nur dann benutzten, wenn sie glaubten, er würde es nicht hören.
    Sorgsam massierte er seine gebrochene und schlecht wieder eingerichtete Nase, sie stand wirklich schief im

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