PR2617-Der dunkelste aller Tage
Gesicht.
»Sechzigtausend«, nahm er den Faden wieder auf. »Du bist meschugge, Koltzin. Dem wird der Graf niemals zustimmen.«
»Wenn du Manns genug bist, machst du das Geschäft ohne deine Amme.«
»Der Earl Grey in Kent ist nicht meine Amme, aber er ist ein besserer Geschäftspartner als du. Er hält sein Wort.«
»Legst du es darauf an, mich zu beleidigen?«
»Was willst du hören, Koltzin?«
»Ob du mithältst. Wenn du schon geschäftlich kneifst.«
»Du hast eine unmögliche Art, die Dinge zu vermischen.« Surtland setzte sein schiefstes Grinsen auf. »Aber sechzigtausend, das ist für den Grafen in keiner Weise verhandelbar. – Um was spielen wir?«
»Etwas ganz Besonderes, schlage ich vor.« Genießerisch fuhr sich der Springer mit der Zunge über die Lippen. »Um die Gunst einer gelangweilten Dame. Sie war drauf und dran, das Solsystem zu verlassen, als diese dumme Geschichte passierte. Jetzt sitzt Vinette Tutunus bei mir an Bord und weiß nichts mit sich anzufangen.«
»Wie schade.« Surtland warf einen Blick auf das Labyrinthfeld, überflog die eingesetzte Summe und wühlte aus einer Tasche seiner weit geschnittenen Kombination eine Handvoll neuer Spielsteine hervor. »Nicht, dass du glaubst, diese Vinette würde mich interessieren – ich will nur dein Geld.«
»Dafür bist du ein zu schlechter Spieler. Was ist jetzt mit der Ware, die du an Bord hast? Was will der Graf dafür?«
»Achtzigtausend, Minimum.«
»Verderbliche Ware für das Wegasystem«, murmelte der Springer, während er mit zwei Steinen eine Doppelkombination zog. »Es sieht schlecht aus für dich, mein Lieber. Hier wie dort. Für derart große Entfernungen ist deine LADY wohl doch schon zu gebrechlich.«
»Die Wega ist gleich nebenan.«
»Das war sie einmal, Flint. Du bist um zehn Tage zu spät ... Hast du das deinem Earl schon erzählt?«
»Er weiß es«, behauptete Surtland. Nachdenklich betrachtete er die Spielkonstellation, die nicht gerade zu seinem Besten stand. Eigentlich war es nur eine Frage weniger Züge, und sie konnten ausfallen, wie sie wollten ...
»Ich denke, diese Vinette ist eine schuppenhäutige zähe Echsenfrau«, schwächte er ab. »Nicht gerade die passende Unterhaltung für einen Mann wie mich, oder?«
»Oh.« Der nächste Zug lag bei Koltzin, und er nutzte ihn weidlich aus. »Sie hat wunderschöne Lamellen an Handflächen und Fußsohlen. Unsere Evolution sollte sich eine Scheibe davon abschneiden. Mit ihr kannst du wunderbar die Wände hochgehen.«
Der Spott wurde beißender. Immer lief es darauf hinaus, wenn Surtland mit dem Patriarchen zusammentraf. Das war schon etwas wie eine lieb gewordene Gewohnheit. Alle paar Monate waren sie einander auf irgendeinem kleinen Raumhafen begegnet. Seit dem Transfer war es ein Dauerzustand.
Aya in diesem Moment zu sehen hatte Surtland nicht erwartet. Aber eigentlich war er sogar froh, dass sie unangemeldet in die Bar stürmte. Von Koltzin argwöhnisch beäugt, der wohl schon einen Spielabbruch befürchtete, kam Aya auf ihren Mann zu.
»Eine merkwürdige Lady ist an Bord«, raunte sie Surtland zu und wedelte mit der Visitenkarte vor seinem Gesicht. »Das hier soll ich dir geben. Sie hat drei seltsame Roboter dabei. Die sind gestört, die Maschinen, wenn du mich fragst, reden kein Wort und sehen aus wie ... wie ... Kunstwerke. So eine kann doch nur verrückt sein. Außerdem weigert sie sich, wieder zu gehen. Das ist eine Klette, Flint, lass dich bloß nicht mit der ein!«
Surtland warf einen Blick auf die Karte und versteifte sich. Ruckartig schwang er sich vom Hocker.
»Eine Nachricht von Earl Grey?«, fragte der Springer spitz. »Verkaufen um jeden Preis?«
»Ich habe zu tun«, erwiderte Flint Surtland wenig glaubwürdig. »Wir setzen das Spiel ein andermal fort.«
»Und Vinette? Was ist mit ihr?«
Surtland zuckte nur die Achseln. Im Gehen zeigte er auf den Springer.
»Begleite unseren Freund nach draußen!«, bat er Aya. »Ich will sicher sein, dass er tatsächlich von Bord geht.«
*
Als müsse er sich kühle Luft zufächeln, wedelte Surtland mit der Visitenkarte vor seinem Gesicht. Unruhig schob er den Mund von einer Seite zur anderen, und dabei musterte er seine Besucherin und deren Roboter ziemlich eindringlich. An jedem schien sein Blick geradezu sezierend festzukleben.
Unvermittelt hielt er inne und tippte mit dem Zeigefinger auf die beschriebene Rückseite der Karte.
»Das da ... Ist Earl Grey sicher, dass er genau dieses Ziel
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