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PR2617-Der dunkelste aller Tage

PR2617-Der dunkelste aller Tage

Titel: PR2617-Der dunkelste aller Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Toja Zanabazar wissen.
    »Vergil ist scheu.« Surtland schnippte mit den Fingern. »Wir werden ihn nicht zu Gesicht bekommen.«
    »Ich bin nicht sicher, dass der Graf davon erbaut sein wird.«
    »Wie ist er?«
    Toja zog eine Braue hoch. »Traditionell«, sagte sie lapidar. »Er hat eine besondere Note an sich. Ich glaube, es ist ein Privileg, für ihn zu arbeiten.« Sie lächelte plötzlich. »Der Graf plant vorausschauend. Vergil Rifeshyd sei scheu, sagtest du. Ich bin sicher, dass wir ihm in spätestens dreißig Minuten gegenüberstehen und den Brief übergeben werden.«
    Es dauerte nicht einmal zwanzig Minuten, bis OTHER und WISE den Eremiten aufgespürt hatten. Nicht in der Basis, sondern eineinhalb Kilometer entfernt, wo Rifeshyd sich ein Eisloch gegraben und mit Planen und Schnee abgedeckt hatte. Der Mann war wirklich im Begriff gewesen, den Start der LADY LAVERNA in eisiger Temperatur abzuwarten.
    Rifeshyd reagierte spröde und unwillig. Das änderte sich erst ein wenig, als er den Brief in Händen hielt. Mit dem kleinen Finger schlitzte er den Umschlag auf, dann las er.
    Er las noch einmal, starrte Surtland an und musterte die Robotikerin nachdenklich und so unsicher, als hätte er seit einer Ewigkeit keine Frau gesehen. In der Hinsicht war er das genaue Gegenteil von Surtland. Wahrscheinlich ätzten sich die beiden Männer deshalb gegenseitig an, während sie an die Arbeit gingen.
    Längst lag die Nacht über dem Land, aber die Scheinwerferbatterien der LADY durchbrachen die Schwärze mit gleißender Helligkeit. Mit schwerem Gerät gingen die Roboter des Frachters daran, große Maschinen, Aggregatblöcke und Bauteile aus der Basis zu bergen.
    Sooft Surtland neben der Station gelandet war, nie wäre er auf den Gedanken gekommen, in den Tiefenbereichen ein gewaltiges technisches Lager zu vermuten. Schon gar nicht in der Caldera des Mount Sidley.
    Bis weit in den späten Vormittag des 16. September hinein dauerten die Verladearbeiten, wobei gleichzeitig die Fracht für das Wegasystem ausgeladen und in der Caldera deponiert werden musste. Aber das war eindeutig der einfachere Part.
    Einige Module konnten wegen ihrer Größe oder der besonderen Form nicht in die Laderäume der Springerwalze aufgenommen werden. Surtland ließ sie kurzerhand außenbords andocken, und Vergil Rifeshyd erwies sich als kompetente Unterstützung.
    Bis die letzten Arbeiten erledigt waren, diskutierten die beiden unterschiedlichen Männer längst über Gott und die Welt.
    Eines war auf jeden Fall klar: Rifeshyd wollte nie sein Leben in der Einsamkeit dem Trubel einer der großen Städte opfern, wie immer diese Stadt auch heißen mochte. Und Surtland ...
    »Ich fühle mich als Terraner«, gestand er lachend, und das meinte er auch so. »Trotzdem möchte ich eigentlich keiner sein. Die meisten sind doch nur mit einer Frau liiert. Wo bleibt da die Aufregung, die Spannung, das täglich Neue? Und die Vielfalt unserer Gene wird darüber entscheiden, wem die Zukunft gehört. Die Evolution hat doch gerade erst begonnen.«
    »Du sprichst von der Zukunft«, wandte Toja Zanabazar ein. »Sie wird nicht den Menschen gehören, nicht in tausend und schon gar nicht in zehntausend Jahren. Meine Kinder werden einmal das erben und weiterführen, was wir heute aufbauen.«
    »Du bist verrückt, Toja«, entfuhr es dem Frachterkapitän, und er selbst erschrak am heftigsten über seine Bemerkung. Auch darüber, dass Toja Zanabazar zustimmend nickte.
    »Ich weiß das«, sagte die Robotikerin unbewegt. »Henry Whistler, der aktuelle, hat mir das schon vor Jahren vorgeworfen, aber von ihm hätte ich das am wenigsten erwartet.«
    Eine halbe Stunde später hob die LADY LAVERNA ab. Erst in mehreren Kilometern Höhe zündeten die Impulstriebwerke.
    Terra fiel schnell hinter dem Frachter zurück. Auch Luna verlor sich rasch in der Dunkelheit des fremden Weltraums.
    Sol stand als heller Stern im Heckbereich der Hologalerie.
    Die LADY überquerte die Umlaufbahn des Roten Planeten.
    Sol war merklich kleiner geworden. Nahezu unmerklich verlor das Zentralgestirn an Präsenz.
    Der Asteroidengürtel. Die Springerwalze näherte sich dem inneren Gasplaneten Jupiter.
    Sol war noch mehr zusammengeschrumpft, hatte weiter an Bedeutung verloren. Die Sonne war da, doch ihr Licht und ihre Wärme reichten nicht mehr aus, menschliches Leben zu erhalten.
    Schon hier draußen spielte es keine nennenswerte Rolle mehr, ob die Sonne lebte oder starb. Wichtig war einzig und allein, dass ihre

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