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PR2617-Der dunkelste aller Tage

PR2617-Der dunkelste aller Tage

Titel: PR2617-Der dunkelste aller Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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unvermittelt.
    Surtland lachte leise. »Auf diese Frage warte ich, seit wir den Asteroidengürtel durchflogen haben. Du bist nicht allzu neugierig, Toja?«
    »Doch«, sagte sie. »Ich habe nur gelernt, dass Antworten sehr viel präziser ausfallen, wenn die Fragen nicht zu früh gestellt werden.«
    »Nicht schlecht, werte anwesende Freundin«, bemerkte der Pilot amüsiert. »Bis zu solchen Gedanken bin ich noch gar nicht vorgestoßen.«
    »Kein Wunder«, sagte Zanabazar. Bevor der Plophoser verstand, worauf sie anspielte, redete sie schon weiter. »Meine Kinder haben ein positronisches Ablaufnetz erstellt, das geradezu eine ideale Grundlage dafür bildet, vielschichtige Arbeitsabläufe dieser Größenordnung in jeder Hinsicht transparent zu machen.«
    »Lass mich raten, wem du diesen kleinen Gefallen getan hast: Earl Grey persönlich?«
    »Und wenn es so wäre?«
    »Es ist so«, behauptete Surtland. »Mit wissenschaftlichen Dingen bin ich nicht betraut. Frag Godolphin. Ich würde meine Hand dafür ins Feuer legen, dass er dir alle Antworten geben kann.«
     
    *
     
    Enoch Godolphin war einen Kopf größer als die Robotikerin. Eine schlanke Erscheinung mit wachen hellgrauen Augen. Er suchte Tojas Blick, anstatt ihm zu entfliehen, wie sie es von etlichen Männern kannte.
    »Die Society of Absent Friends.« Der Leitende Senator des Synkopha öffnete den Brief. Ein Lächeln huschte über seine angespannten Züge, während er las. Mit einer Hand fuhr er sich durch das blonde Strubbelhaar, gleichzeitig schaute er die Robotikerin lachend an.
    »Ich hatte schon befürchtet, die Abwesenden würden nie zueinanderfinden. Es geht voran, Toja. Gerade jetzt erscheinen mir positive Signale dieser Größenordnung wichtiger als alles andere. Wir sollten sofort über die Fracht der LADY LAVERNA reden.«
    »Und über ihre Bestimmung«, versetzte die Robotikerin.
    »Nicht was, sondern wie wir sie effektiv und schnell unterbringen.«
    »Otherwise ...?«, versetzte Toja zögernd. Ein unsicheres Lächeln umfloss ihre Mundwinkel.
    Ihr Gegenüber kniff die Augen zusammen und musterte sie nachdenklich. Es war ein unschlüssiger, abwägender Blick. »Mir war nicht klar, ob dir alle vorgesehenen Bestimmungen geläufig sind«, sagte er leise.
    Toja schüttelte den Kopf.
    »Ich fange an, einzelne Fäden zusammenzuführen. Je mehr mir das gelingt, desto deutlicher erkenne ich, dass die abwesenden Freunde im Verborgenen Geschichte schreiben werden. Nur die Bestimmung erschließt sich mir noch nicht.«
     
    *
     
    Jupiter thronte über allem. Der Dynamik seiner wirbelnden, mäandernden Wolkenbänder konnte sich niemand entziehen. Und doch waren sie so unglaublich langsam in ihrer sichtbaren Bewegung, dass die Zeit in diesem Bereich des Sonnensystems stillzustehen schien. Eine Welt für sich ...
    Immer öfter ertappte sich die Robotikerin dabei, dass sie an einer Glassitfront stand, die Hände an der transparenten Fläche abgestützt und die Stirn ans Glas gedrückt. Dann starrte sie zu Jupiter hinüber und versuchte, Ordnung in ihre Gedanken zu bringen. War das Neugierde oder Lebensfreude? Sie wusste es nicht. Vor einigen Tagen hatte sie noch darüber nachgedacht, ob es möglich sein würde, Jupiter in eine neue Sonne zu verwandeln. In den Medien führten Hyperphysiker aller Couleur heiße Debatten über Für und Wider.
    Sol war nicht tot, sondern stand weiterhin als fernes, matt schimmerndes Auge im Raum. Bis es sich eines Tages schließen würde ...
    Aber auf Jupiter eine Kernfusion in Gang zu setzen ... Sie fragte sich, ob Adams womöglich genau das plante. Die mächtigen Aggregate aus der Antarktis, die darauf warteten, entladen und in die Matrix des Mondes integriert zu werden. Dann die Hochleistungs-Biopositroniken OTHER und WISE mit ihren bioplasmatischen Komponenten und einer hypertoiktischen Verzahnung ...
    Nein, wenn Adams tatsächlich beabsichtigte, unter dem Deckmantel der Rekonstruktion des Mondes die Zündung Jupiters zur neuen Sonne vorzubereiten, würde sie ihre Kinder diesem Ziel nicht opfern.
    Meine Roboter werden das Paradies nicht zerstören – ich habe sie geschaffen, damit sie Paradiese aufbauen.
    Für einen Moment war Toja Zanabazar gewillt, alles hinzuwerfen, ihre Roboter zu nehmen und nach Terra zurückzufliegen.
    Dann besann sie sich. Die Spenta und ihre Sonnennägel waren erst vor Tagen wie aus dem Nichts erschienen. Was Adams plante, reichte Jahre zurück. Er mochte ein untrügliches Gespür für Erfolg versprechende

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