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PR2617-Der dunkelste aller Tage

PR2617-Der dunkelste aller Tage

Titel: PR2617-Der dunkelste aller Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Entwicklung haben, aber die Zukunft kannte nicht einmal er.
     
    *
     
    Gut zwanzig Kilometer tief in der noch luftig-porösen Matrix des Mondes, senkrecht unter Galileo City, war ein Asteroid inmitten des dort schon dichten Gestänges verankert worden. Mit seiner grob elliptischen Form, drei Kilometern Länge und rund fünfhundert Metern maximaler Dicke war es kein besonders großer Brocken, der da zwischen Mars und Jupiter eingefangen und herantransportiert worden war. Gemessen an der Ausdehnung des Mondes Ganymed, der immerhin größer war als der innere Planet Merkur, bedeutete dieser Asteroid nicht mehr als ein Kieselstein im Untergrund.
    Am 17. September war Enoch Godolphin an Bord der LADY LAVERNA gekommen. Unter dem Kommando des Senators hatte Surtland die Springerwalze in die Matrix eingeflogen und war bis zu dem Asteroiden abgetaucht.
    Toja Zanabazar fühlte sich in der Tat an einen Tauchgang in unbekannte Gefilde erinnert. Das Innere des Mondes glich einem Korallenstock, in dem es von bunten Fischschwärmen nur so wimmelte. Zu Hunderten waren diese Schwärme mal hier, mal dort, sie spien Material aus, modellierten es und verschwanden meist schon nach Stunden wieder als Schwarm, so schnell, wie sie herangekommen waren. Die LADY gehörte zu ihnen, dick und bauchig und mit allem, was an ihrer Haut hing, geradezu unförmig.
    Drei Tage nahm es in Anspruch, den Frachter von den außenbords verankerten mächtigen Aggregaten zu befreien und die großen Laderäume weitgehend zu leeren. Eine blühende Koralle, die ihren Samen ausstieß ...
    »Alles hat seinen vorbestimmten Platz, nichts wird abtreiben oder keine Verwendung finden.«
    Godolphin führte die Robotikerin zu dem Asteroiden. In dem leichten Raumanzug, den Toja Zanabazar angelegt hatte, fühlte sie sich noch ein wenig mehr als Taucherin, die in unbekannte Gefilde vorstieß.
    Sie hatte die Kaverne schon in den Holos der Außenbeobachtung entdeckt. Gut hundertfünfzig Meter durchmessend, verriet die Höhlung schon wegen ihrer nahezu exakten Rundung auf den ersten Blick, dass sie mithilfe schwerer Desintegratoren entstanden war. Zumindest hatte Menschenhand nachgeholfen, wenn es darum gegangen war, eine natürlich entstandene Struktur technisch nutzbar zu machen.
    »Zehn bis zwölf Tage sind für alle Arbeiten veranschlagt«, stellte der Senator fest. Mithilfe seines Tornisteraggregats setzte er am Rand der Kaverne auf. Für Toja, die unmittelbar neben ihm landete, machte er eine umfassende Handbewegung.
    »Hier wird das Kastell entstehen, die Arbeiten sind nach allen teils langwierigen Vorbereitungen endlich in die Abschlussphase eingetreten.«
    »Ein Kastell – das klingt für mich nach Festung. Nach einem bestimmten Punkt einer Grenzbefestigung.«
    »Eher ein Dschinn in der Flasche.«
    Godolphin lachte leise, als die Frau sich ihm zuwandte und er ihre fragend weit aufgerissenen Augen hinter der Helmscheibe sah.
    »Ein Flaschengeist«, sagte er ein wenig verständlicher. »Der Begriff ist aus alten terranischen Mythen und Legenden entlehnt. Wer die Flasche öffnet und den Dschinn in die Freiheit entlässt, hat für gewöhnlich drei Wünsche frei.«
    »Welche drei Wünsche?«, wollte Toja Zanabazar wissen.
    Der Senator antwortete mit einer leicht unsicheren Geste. »Schutz ... Perfektion ... Ich sehe den Vergleich auch nur als Metapher. Das Kastell wird, sobald es fertig ist, wie ein Korken in der Flasche stecken. Es wird rund hundert Meter hoch sein, wie ein bauchiges Fass, das oben und unten sechzig Meter durchmisst und in der Mitte sogar achtzig Meter.«
    »Eine Kontroll- und Überwachungsstation«, vermutete Zanabazar.
    Godolphin nickte. »In den letzten Tagen wurde schon einiges an technischem Gerät zu ersten Baugruppen zusammengefasst. Es geht vorab um die Energieversorgung und den Ortungsschutz. Daellian-Meiler, Sphärotraf-Speicher, Generatoren verschiedenster Bauart und dazu natürlich Dämpfungs- und Ortungsschutz.«
    »Und das alles im Geheimen«, vermutete die Robotikerin.
    »Die Besten der Besten sind daran beteiligt.« Stolz schwang in Godolphins Stimme mit. »Dein positronisches Ablaufnetz hat entscheidend geholfen, Anlieferungen und ihren Verwendungszweck umzuwidmen. Und OTHER und WISE werden die Spitze des Projekts sein.«
    »Ich weiß nicht, ob ich mich darüber freuen oder das bedauern soll. Niemand gibt seine Kinder gern her.«
     
    *
     
    Das Kastell wuchs schnell.
    Die forcierte Wiederherstellung Ganymeds im Untergrund von Galileo

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