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PR2617-Der dunkelste aller Tage

PR2617-Der dunkelste aller Tage

Titel: PR2617-Der dunkelste aller Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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City überlagerte mit ihrer energetischen Störflut alles, was aus Richtung des Asteroiden kam.
    Toja Zanabazar sah das »Fass« wachsen. Gleichmäßig mit der Außenhülle nahm das Innenleben Gestalt an.
    Jeweils zwei Maschinendecks oben und unten gewährleisteten die notwendige Versorgung. Zehn Daellian-Meiler und Fusionsreaktoren für den Notfall, Antiortungs-Projektoren, Generatoren für den Aufbau eines starken Hochenergie-Überladungs-Schirms, dazu die Anlagen für die künstliche Schwerkraft und die unerlässlichen Lebenserhaltungssysteme sowie Hydroponiken und Nahrungsmittelproduktion.
    Für eines der Maschinendecks waren zwei Käfigtransmitter vorgesehen.
    Im Mittelbereich der Anlage wuchsen zehn Stockwerke mit jeweils fünf Metern Fertighöhe, von der Sohle ausgehend von 1 bis 10 durchnummeriert.
    Dort entstanden luxuriöse Suiten mit jeweils rund einhundert Quadratmetern Grundfläche, die zusammen eine problemlose Unterbringung von rund 480 Personen ermöglichten. Wahrscheinlich späteres technisches Personal, aber darüber zerbrach die Robotikerin sich nicht den Kopf. Ihr ging es eher darum, zu wissen, in welchem Umfeld OTHER und WISE künftig leben würden. Im Museum waren sie stets in ihrer Nähe gewesen.
    Ein wenig Wehmut war dabei. Dass andere Menschen sie für solche Empfindungen auslachen würden, war der Robotikerin nur zu gut bekannt. Trotzdem konnte sie nicht anders, als darüber nachzudenken.
    Die oberen Etagen würden künftig umfangreiche Depots, Lagerstätten sowie medizinische Einrichtungen, Sport- und Freizeiteinrichtungen beherbergen. Außerdem mit Akribie ausgestattete Laborräume und Werkstätten.
    Ring- und Radialgänge machten die einzelnen Etagen schnell zugänglich. Es würde keine Antigravschächte geben, deren permanente Streustrahlung eine erhöhte Ortungsgefahr bedeutet hätte. Sechs Hauptschächte zogen sich allerdings der Länge nach durch das Kastell, in ihnen würden elektromagnetisch betriebene Expresskapseln und Nottreppen helfen, die Verbindungen aufrechtzuerhalten.
    Die Zentrale entstand im Zentrum des Kastells, auf den mittleren Etagen 5 und 6. Die vierzig Meter durchmessende scheibenförmige Anlage mit ihrer Höhe von zehn Metern erinnerte Toja Zanabazar schon im Rohzustand an eine Raumschiffszentrale.
    Ein Heer von spezialisierten Robotern arbeitete rund um die Uhr.
    Der Tag, dem die Robotikerin immer noch mit ein wenig Zwiespalt entgegensah, an dem das Kastell einsatzbereit war, kam schnell.
    Toja Zanabazar hatte Grund, stolz zu sein. Aber auch ein wenig traurig, als erst OTHER auf sie zukam und die Berührung suchte und nach ihm WISE. Ihre Bioplasmakomponente, die immerhin einen Zylinder von achtzig Zentimetern Höhe und siebeneinhalb Zentimetern Durchmesser bildete, verlieh beiden ein individuelles Bewusstsein. Sie hatten Persönlichkeit, Intuition und Emotionen.
    »Macht mir keine Schande«, flüsterte Toja. So leise, dass wohl nur ihre Roboter es verstehen konnten.
    Die beiden stiegen ein wenig in die Höhe. Von Anfang an, bei der ersten Konstruktionsskizze, die Toja angefertigt hatte, waren die beiden Roboter in ihrer Eiszapfenform dafür vorgesehen, ihre Fähigkeiten in der Gemeinsamkeit zu potenzieren: OTHER, dessen abgerundete Spitze nach oben zeigte, und WISE, der wirklich wie ein Eiszapfen wirkte, weil seine Spitze der Schwerkraft folgte.
    Ihre jeweilige breite Basis bildete die gemeinsame Schnittfläche. Sie fügten sich zusammen, ohne danach aber wirklich fest miteinander verbunden zu sein. In der Sekunde, als sie einander fast berührten, gerieten sie in gegenläufig rotierende Bewegung.
    »Meine Denkmühle ist bereit«, sagte Zanabazar. Ihre Stimme klang in dem Moment bar jeder Regung. »Die Hochleistungspositronik OTHERWISE hat ihre Arbeit aufgenommen.«
     
    *
     
    »Sind im Kastell. Die anwesenden Freunde grüßen die Abwesenden.«
    Zweimal hörte Homer G. Adams den soeben eingetroffenen unverschlüsselten Hyperfunkspruch ab. Es war zehn Uhr Terrania-Standardzeit, der 29. September 1469 NGZ. Der Tag, an dem die Sonne starb, der dunkelste aller Tage.
    Innerlich erstarrt blickte Adams auf die weite Hügellandschaft hinaus. In Gedanken war er bei Reginald Bull. Er hatte das Kastell nicht nur für sich selbst errichten lassen, sondern auch für seinen Freund aus frühen Tagen. Aus einer Zeit, die ihm anmutete, als sei sie längst im Nebel der Geschichte versunken. Trotzdem erinnerte er sich. An alles, was gewesen war. An das Lachen, die Tränen, an die

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