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PR2617-Der dunkelste aller Tage

PR2617-Der dunkelste aller Tage

Titel: PR2617-Der dunkelste aller Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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lapidar.
    Banause, dachte die Robotikerin. Solche Objekte sind genau das, was wir Menschen brauchen, um mithalten zu können: Forschung, Entwicklung und Mut zu gewagten Projekten. Das denken, was kein anderer zu denken wagt, und dann anfangen, es zu verwirklichen.
    »Ich fliege näher heran. Das ist zwar nicht ganz ungefährlich, aber die LADY ist klein und schlüpft durch alle Maschen. Außerdem sehe ich, wie sehr dich die Neukonstruktion bewegt.«
    Toja schwieg. Sie beschränkte sich aufs Beobachten.
    Langsam näherte sich die betagte Springerwalze dem noch ungeborenen künstlichen Mond. Ein Fötus, gezeugt von Positroniken und Traktorstrahlern, mehr war der neue Ganymed bisher nicht. Die Rekonstruktion, das wusste Toja längst, war eine Jahrhundertaufgabe. Die Medien hatten sich vor vier Jahren geradezu überschlagen, als von hundert Jahren Bauzeit ausgegangen worden war. Hundert Jahre für eine ganze Welt ...
    Nur wenige zehntausend Kilometer war die Walze noch von der Hohlschale entfernt. Sie war ein Spinnengewebe aus Rippen, Versteifungen und Querträgern, aber schon in einzelnen Bereichen durch Andeutungen der künftigen Oberfläche aufgefüttert. Ringsum und vor allem im Innern wimmelte es von Raumfahrzeugen.
    Es mussten Tausende Schiffe sein, von der kleinen 30-Meter-Korvette bis hin zum 800-Meter-Kugelraumschiff. Bizarre Plattformen, überladen mit Energieerzeugern und Traktorstrahlern, bildeten zusammen große Pulks, die wie Inseln im Nichts trieben.
    »Terra lässt sich nicht unterkriegen!«, sagte der Plophoser betont. »Weißt du überhaupt, dass einer der Aktivatorträger die treibende Kraft hinter alldem war? Manchmal frage ich mich sogar, ob er als Geldgeber beteiligt ist. Solche Gerüchte kursieren immer wieder und sind nicht totzukriegen. Aber eigentlich hat Adams schon vor acht Jahren davon gesprochen, diese planetare Matrix zu erschaffen. Und Neo-Ganymed soll erst der Anfang sein.«
    »Homer Gershwin Adams?«, fragte Zanabazar nach.
    Surtland lachte. »Wenn jemand hinreichend wirtschaftlichen Weitblick aufbringt, dann wohl unser gewesener Residenz-Koordinator für Wirtschaft, Finanzen und Strukturwandel. Manchmal glaube ich, es wäre am besten gewesen, wenn Adams seinen Posten behalten hätte. Der neue Mond wird übrigens auf den Meter so groß wie der alte Ganymed sein, mit mehr als fünftausend Kilometern Durchmesser.«
    Die LADY LAVERNA trieb dichter an den Mond heran.
    Toja entdeckte die Strukturen mehrerer großer Krater. Sie waren unfertig, bislang nicht mehr als flache Schablonen, auf denen die Konstrukteure weiter aufbauen mussten.
    Die LADY schwenkte aus dem Kurs. Im ersten Moment fürchtete die Robotikerin, Surtland würde abdrehen, aber dann stabilisierte sich der neue Kursvektor auf den Nordpol des gigantischen Gebildes.
    Die ausgedehnte helle Struktur dort war Galileo City als Keimzelle der Konstruktion. Gebäude, Straßen und darüber die weit geschwungene Atmosphärekuppel. Einige Kunstsonnen schwebten im Orbit, winzige Sterne nur, doch ihr Widerschein tauchte die roh modellierte Mondoberfläche in geheimnisvolles rötlich orangefarbenes Licht.
    Sol verlor angesichts dieser Kunstsonnen seine herausragende Bedeutung. Nahe am Jupiter wuchs ein gewaltiges Stück Hoffnung.
    »Im Bereich der Stadt wimmelt es von Shuttles«, stellte der Plophoser fest. »Die Syndikat-Frachter transportieren Material aus dem Asteroidengürtel heran und sogar aus der Oort'schen Wolke. Alles wird unmittelbar vor Ort verarbeitet.«
    Er räusperte sich. »Zumindest war das bis vor zwei Wochen so. Ob jetzt, nach der Versetzung, alles wieder normal verläuft, wage ich zu bezweifeln. Aber selbst wenn das Baumaterial nicht von draußen geholt wird, zwei der Zwergmonde wurden ohnehin schon geopfert.«
    In wenigen hundert Kilometern Höhe glitt der Frachter über die Matrix hinweg. Toja zählte zweiunddreißig besonders massige, offensichtlich jeweils schon mehrere Kilometer breite »Rippen«, die sternförmig von Galileo City wegführten. Wie Längengrade gaben sie die Grundlage der künftigen Oberfläche vor, hatten aber bis auf wenige Ausnahmen längst nicht die Südpolregion erreicht, wo sie zusammenwachsen mussten. Die meisten Rippen reichten nur bis zum Äquator, waren aber schon durch Querverbindungen stabilisiert. An einzelnen Knotenpunkten wurden mehr oder weniger umfangreiche Materiebrocken eingefügt.
    »Wo werden unsere Maschinen aus der Antarktis installiert?«, fragte die Robotikerin

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