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PR2617-Der dunkelste aller Tage

PR2617-Der dunkelste aller Tage

Titel: PR2617-Der dunkelste aller Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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der Sonne, wie sie momentan erscheint, ist jedenfalls keine Option für uns.« Zum ersten Mal mischte sich die Stationskommandantin ein. Sie hatte nur angespannt den Ausführungen gelauscht. »Die AMATERASU wird dem energetischen Chaos nicht mehr lange widerstehen können.«
    »Wie viel Zeit bleibt uns deiner Meinung nach?«, fragte Bull.
    Shaveena Deb zuckte die Achseln. »Ein Tag vielleicht«, sagte sie. »Maximal fünfundzwanzig Stunden.«
     
    *
     
    Wieder war Shanda in die Welt der Spenta eingedrungen und versuchte, neue Informationen oder Hinweise zu finden. Sie verstand so vieles nicht, was die Sonnenhäusler dachten, doch letztlich konnte sie Huqs Äußerungen im Großen und Ganzen bestätigen.
    Die Spenta wollten die Sonne zwar löschen, um den Korpus aus seiner Verschränkung bergen zu können. Die Mosaikintelligenz wollte aber dennoch – so jedenfalls interpretierte sie das neu in Erfahrung Gebrachte – den Zugriff behalten. Einen Zugriff oder eine Öffnung, durch die der psimaterielle Korpus ARCHETIMS abtransportiert werden konnte.
    Es musste also einen Ort geben, an dem die Membran durchlässig war.
    »Haben wir eine Chance, diesen Ort zu finden?« Shaveena Deb schüttelte kaum merklich den Kopf. »Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass wir absolut keine Chance haben werden, wenn wir es nicht versuchen. Wir müssen es versuchen!«

7.
    AMATERASU
    30. September, gegen 16 Uhr
     
    Sie hatten gekämpft und ihr Bestes gegeben ...
    ... aber sie hatten verloren.
    Es ist vorbei.
    Bull war kein Telepath. Dennoch wusste er, was die Besatzung empfand. Er sah es an den Gesichtern – erschöpft, verzweifelt, mit aller Kraft am Ende. Ihm selbst erging es nur wenig anders.
    Es gab kein Weiter mehr. Nach dem Ausfall des Antriebs war die Plattform zum Spielball der Sonne geworden.
    Der Ausfall der Lebenserhaltungssysteme hatte die letzte Hoffnung genommen.
    Die Zweite Pilotin war vor einer halben Stunde zusammengebrochen. Hatte ihr zuversichtliches Lachen anfangs noch Optimismus versprüht, so war es doch bald umgeschlagen. In Verzweiflung erst. Dann in Hass. Prak-Parlong hatte Konnie Giverny ins Koma versetzt. »Es steht ihr zu. Wenigstens wird sie in Frieden sterben«, hatte er Bull zugeraunt.
    ARINNA meldete eine Explosion. Irgendwo am inneren Rand der Plattform. Es interessierte niemanden mehr. Shaveena Deb nickte rein mechanisch. Was spielte es für eine Rolle, welche Aggregate explodierten? Die AMATERASU war ohnehin längst ein Wrack.
    Nacheinander waren die Feldtriebwerke in der Sonnenwüste ausgefallen. Nur die Schutzschirme trotzten dem Ansturm der tödlichen Flut. Inzwischen versagten die ersten Meiler, und wenn die Ringspeicher leer waren, würden die Schirme kollabieren.
    »Was haben wir falsch gemacht?«, fragte die Kommandantin unvermittelt. »Hätten wir den Spenta sagen sollen: Nehmt euch, was ihr haben wollt! Löscht die Sonne, aber dann verschwindet mit dem verdammten Korpus!«
    »Nichts wäre anders!«, rief Ataur Singh heiser. »Glaub's mir. Nichts ... gar nichts.«
    »Huq!« Reginald Bull schnippte mit den Fingern. »Mofidul Huq, ich hab's. Ich habe die Lösung. Wenn die Ephemere Membran oder Fimbul-Kruste eine Art eigenes Universum ist ...«
    »Sie ist es, ganz sicher.«
    »... könnte die AMATERASU diese ganze Kruste dann nicht umgehen, indem wir einen Umweg nehmen? Eine Abkürzung durch den Hyperraum ... oder auch durch ein anderes Universum? Irgendwann gestern wurde das erwähnt.«
    »Fein«, sagte der Sonnenphysiker zögernd. »Wir haben nur ein einziges Problem damit.«
    »Welches?«, fragte Bull, als der Physiker hartnäckig schwieg.
    »Wir haben kein Überlichttriebwerk an Bord. In keiner Ecke ist eines versteckt, oder?« Er lachte heiser. »Um es rein wissenschaftlich zu sagen: Woher nehmen wir ein transportables Universum? Das wäre nämlich die entsprechende andere Lösung. An der habe ich mir schon vor einer Stunde den Kopf zerbrochen.«
    »Wir lassen es uns maßschneidern«, sagte Bull. »Von Korbinian Boko.«
    »Ich dachte, Boko läge im Sterben.«
    »Leider«, erwiderte Bull. »Nach allem, was ich bislang über ihn weiß, hat er ein ziemlich tragisches Schicksal. Aber noch lebt er.«
    »Wir müssen mit dem Mediker reden.«
     
    *
     
    »Ich kann nur davor warnen«, sagte der Ara. »Sein psychophysisches System ist extrem labil. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er wirklich die Kraft aufbringen kann, noch einmal eine Blase des inverten Raumes aufzubauen, die alles hier umfasst.

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