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PR2617-Der dunkelste aller Tage

PR2617-Der dunkelste aller Tage

Titel: PR2617-Der dunkelste aller Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Die Anstrengung würde ihn definitiv töten.«
    »Sterben wird er auch, wenn die AMATERASU untergeht«, sagte Reginald Bull. »Der Rettungsversuch würde ihm ebenfalls eine Chance geben.«
    »Es gibt keine andere Möglichkeit«, argumentierte Mofidul Huq.
    »Gut. Ich stabilisiere seinen Kreislauf so weit, dass er es versuchen kann. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es einen zweiten Versuch nicht geben wird.«
    Ohnehin hatte sich der Großteil der Plattformbesatzung in die Kommandozelle der Korvette zurückgezogen. Im Lauf der nächsten fünfzehn Minuten wurden die letzten Leute evakuiert.
    »Es könnte ein Problem geben«, wandte Huq sich an Bull.
    »Ich fürchte, ich weiß, worauf du hinauswillst. Es hat mit der Membran zu tun?«
    Der Sonnenphysiker nickte schwach. »Ich habe keine Ahnung, wie nahe wir dran sein müssen«, räumte er ein.
    »Wie nahe sind wir dran?«
    Huq antwortete mit einer unschlüssigen Geste. »Wenn ich das wüsste, wäre mir wohler.«
    »Er tut mir leid«, sagte Shanda Sarmotte, als der Mediker sich anschickte, Boko aufzuwecken.
    »Hast du Gewissensbisse?«, fragte Bull.
    Die Mutantin schüttelte stumm den Kopf.
    Wenige Minuten später drang sie in Bokos Geist ein. Er merkte es nicht, Shandas Berührung war zu sanft. Sie drängte ihm ihre Gedanken auf, überlagerte damit sein eigenes, schwach gewordenes Ich.
    Das Haus am Rand der Siedlung stand immer noch in hellen Flammen. Keiner der drei hatte es verlassen. Nur Boko allein war in der Lage, Lia und ihren Vater vor dem Flammentod zu retten.
    »Hilf mir, Korbi!«, schrie seine Zwillingsschwester.
    Shanda sah den Jungen zusammenzucken. Sie spürte seine Verzweiflung, seine Selbstvorwürfe, aber auch die entsetzliche Furcht ...
    »Korbi, rette mich! Ich bin dir nicht böse, aber hilf mir ... Hol uns aus der Feuersbrunst, die alles verbrennen wird!«
    Der verwirrte, todkranke Geist Korbinian Bokos nahm alle Kraft zusammen und drehte den Raum um ...
     
    *
     
    Shandas schwaches Nicken war Zeichen genug. Der Erste Pilot löste die Kommandozelle aus dem Inneren der Forschungsstation. Langsam stieg die Korvette auf.
    Boko erzeugte den inverten Raum. Er taumelte, drohte das Bewusstsein zu verlieren. Ein Medoroboter griff gedankenschnell ein und injizierte dem Koch ein Stärkungsmittel. Bokos letzte Reserven wurden mobilisiert, danach würde unweigerlich der psychische und physische Zusammenbruch folgen.
    Sarmotte hielt den mentalen Kontakt zu Korbinian. Sie allein konnte erkennen, auf welchen Kurs der Pilot gehen musste.
    Zwei Minuten hatte der inverte Raum Bestand. Nur Sekunden vor dem Zusammenbruch durchstieß das Schiff im Schutz des von Korbinian Boko erzeugten künstlichen Raumes die Ephemere Membran.
    Singh beschleunigte.
    Shanda Sarmotte war noch immer in Boko. Sie spürte, dass er sich das Letzte abverlangte. Er lächelte, und in dem Moment wurde der Mutantin bewusst, dass Boko sie durchschaut hatte.
    »Du bist nicht Lia«, hauchte er fast unhörbar. »Nicht die wirkliche Lia. Aber du wirst dich um sie kümmern, ja?«
    »Ja«, versprach Shanda.
    »Dann ist es gut.«
    Korbinian Boko schloss die Augen. Für ein paar Sekunden lag ein zufriedenes Lächeln auf seinem Gesicht, dann schien es sich aufzulösen.
    Boko starb.
    An Erschöpfung und multiplem Organversagen, wie Prak-Parlong später feststellte.
    Shanda Sarmotte spürte jedoch, dass Boko das Gefühl hatte, innerlich zu verbrennen.
     
    *
     
    16.22 Uhr
    Zum ersten Mal sahen die Geretteten die schwarze Sonne.
    Sol war um ein Vielfaches aufgebläht, ohne dass sich Masse oder Anziehungskraft verändert hätten.
    Fünfunddreißig Millionen Kilometer durchmaß die Sonne nun. Sie war zur riesigen schwarzen Kugel geworden, aber immer noch weit von der Umlaufbahn des inneren Planeten entfernt.
    Stumm stand Reginald Bull da und starrte auf das Bild, das sich ihm bot. Für einen Moment hatte er sich die Hände vors Gesicht geschlagen, weil er das Schreckliche nicht sehen wollte. Er konnte es nicht fassen, wollte das Geschehene nicht begreifen, doch fliehen konnte er davor schon gar nicht.
    Niemand war in der Lage gewesen, es zu verhindern: Der Fimbul-Winter hatte eingesetzt.
    Der dunkelste aller Tage hatte begonnen.
    Ein Tag, von dem niemand wusste, ob er jemals wieder enden würde.
    Der Tag, den die Menschen vielleicht für immer verfluchen würden.
    Der 30. September 1469 Neuer Galaktischer Zeitrechnung.
     
    ENDE
     
     
    Die Spenta scheinen ihrem ersten Etappenziel näher gekommen zu sein,

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