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PR2617-Der dunkelste aller Tage

PR2617-Der dunkelste aller Tage

Titel: PR2617-Der dunkelste aller Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Schirmfeldbelastung, aber keine unmittelbare Gefahr. Die AMATERASU war zum Strandgut geworden, das sich dem wachsenden Druck der tobenden Energien unterordnete, sich besser immer treiben ließ, als mit aller Kraft dagegen anzukämpfen.
    Mühsam versuchten die Spezialisten, die schnell wechselnden Ortungsdaten in einen sinnvollen Kontext zu bringen. Aber selbst die Bordpositronik reagierte merklich langsamer als gewöhnlich. Unter den herrschenden Gegebenheiten war ARINNA an zu vielen Brandherden involviert.
    Shanda Sarmottes Brandwunden waren nicht ganz so schlimm gewesen wie die des Residenten, daher war ihre Behandlung deutlich schneller abgeschlossen gewesen. Er fand die Mutantin in dem an die Zentrale angrenzenden Besprechungsraum. Shandas Geist griff schon wieder weit hinaus, das war ihr anzusehen. Sie suchte die Spenta, versuchte ihre Aktivitäten aufzunehmen und in ihre bizarre Gedankenwelt einzudringen.
    Sobald er auf den Schirmen das optisch erfassbare brodelnde Chaos ebenso wie die teils verwirrenden Ortungsstrukturen sah, fühlte Bull sich um gut eineinhalb Jahrtausende zurückversetzt. In seiner Erinnerung wühlte sich die damalige Entwicklung der Sonne zur Nova wieder in den Vordergrund.
    Der Todessatellit der Cappins gewann auf einmal wieder Bedeutung. Im schlimmsten Fall waren dem Solsystem damals drei Wochen geblieben, bevor die Sonne in einer gewaltigen Explosion ihre Planeten verschluckt hätte.
    Keine Nova-Entwicklung diesmal, besann sich der Resident. Die Spenta wollten den psimateriellen Korpus aus Sol lösen, dazu mussten sie die Sonnenaktivität löschen. Sie erreichten wenig, wenn ihnen der Stern mit einem gewaltigen Bums um die wohl ohnehin nicht vorhandenen Ohren flog.
    Nein. Die Vergangenheit zurate zu ziehen brachte diesmal herzlich wenig.
    Nach beinahe einer Stunde war Shanda wieder ansprechbar.
     
    *
     
    Wiederholt war die Mutantin bei ihrer Suche nach verwertbaren Mustern mit hyperphysikalischen Effekten konfrontiert worden, die sogar die sonderbaren Phänomene übertrafen, die nach der Versetzung des Solsystems aufgetreten waren. Sie sprach von Erscheinungen, die Mofidul Huq mit einigermaßen »wissenschaftlicher Freiheit«, wie er sich ausdrückte, als Zeit-, Raum- und Masseanomalien identifizierte, sogar als Veränderung der Energie an sich, was immer er damit auch meinte.
    Es gab keinen Funkverkehr nach außen. Von der Zentrale aus wurde mit wachsender Verzweiflung versucht, Informationen abzusetzen, die ihren Empfänger auch erreichten. Nur sah es nicht danach aus. Keine Ortungen, kein Funkverkehr. Es grenzte schon an ein Wunder, wenn die AMATERASU noch nicht ganz oben auf einer Vermisstenliste stand, womöglich schon unter Totalausfall verzeichnet war.
    Nur für einen Moment hatte Bull sich ablenken lassen.
    Der Sonnenphysiker Huq sprach davon, dass er die Ephemere Materie der Spenta als Hintergrund der verstärkten Anomalie ansah, integrierte sie doch physikalische wie hyperphysikalische Komponenten, also fünfdimensionale und in Spuren sogar sechsdimensionale Energie.
    Was die Mosaikintelligenz betrieb, basierte auf einem Technologieverständnis, das eigentlich jeden vor Neid erblassen lassen sollte, der nicht darüber verfügen konnte. Die Spenta entnahmen einer Sonne Energie und erzeugten damit quasi-materielle Schablonen. Dieser Stoff war von einer vergleichsweise flüchtigen Konsistenz, hatte also eine ephemere, flüchtige oder auch vergängliche Stabilität.
    Vorgefertigte Proto-Maschinen, die mit den Nagelschiffen kamen, waren solche Schablonen, die mit solarer Energie vor Ort angereichert und damit zur Einsatzbereitschaft gebracht wurden.
    »Genügend Zeit ist vergangen«, sagte Huq nachdenklich. »Die Spenta werden in der Zwischenzeit aus Ephemerer Materie einen wirklich gigantischen Maschinenpark hergestellt haben. Ich bezeichne diese Maschinen der Einfachheit halber als Transformatoren. Sie verwandeln Energie der Sonne in weitere, hyperphysikalisch extrem aufgeladene Ephemere Materie und pumpen diese anschließend in den Sonnenkern. Ab einem gewissen Grenzwert wird dieses Vorgehen eine rapide Inflation bewirken, ein Aufblähen des Sonnenkerns auf mehr als das Hundertfache seines normalen Durchmessers.«
    »Dreißig Millionen Kilometer nach diesem Eingriff«, wandte Reginald Bull ein. »Zuvor waren es rund 312.000 Kilometer, also etwas mehr als eine Lichtsekunde. Wenn sich der Sonnenkern derart inflationär aufbläht, lässt der Druck nach. Dann kommt die Kernfusion

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