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PR2618-Flucht von der Brückenwelt

PR2618-Flucht von der Brückenwelt

Titel: PR2618-Flucht von der Brückenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Themsen
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Leute, die ihr sucht!«
    Ein kurzer Blick zeigte Jenke, dass der Humanoide hinter dem Tresen so schrie und auf sie deutete. Ehe sie reagieren konnte, verdrehte der Mann allerdings bereits die Augen und sackte zusammen. Sie nahm die Hand wieder vom Paralysator.
    »Alles auseinander!«, brüllte jemand nahe dem Eingang. »Im Namen der Allgegenwärtigen Nachhut! Wir sind auf der Jagd nach Verrätern an ALLDAR, und wer uns dabei behindert, wird selbst als Verräter eingestuft.«
    Eine Kakofonie an Stimmen erhob sich, als die Gäste des Hauses gleichzeitig versuchten, in verschiedene Richtungen auszuweichen oder zu entkommen. Jenke nutzte die Verwirrung, um sich weiter auf den Vorhang zuzuschieben, und hielt nach den anderen Ausschau. Sie konnte gerade noch sehen, wie Alban Dodds schräg vor ihr zur Seite gedrängt wurde und das Gleichgewicht verlor. Im nächsten Moment packte Shimco den Kamashiten am Kragen und zerrte ihn wieder hoch. Die beiden Favadarei ragten hingegen aus der Menge wie Felsen in der Brandung, ungerührt von dem Gedränge, aber auch weithin sichtbar.
    »Shimco, Kulslin – nutzt den Sichtschutz der Treppe!«, rief Jenke in den SERUN-Funk. Sie konnte nur hoffen, dass ihre Stimme das Getöse ringsum übertönen würde. Zumindest Shimco steuerte im nächsten Augenblick den Schatten der Treppe an, und auch Kulslin drängte wenig später in diese Richtung.
    Plötzlich war über all dem Tumult ein durchdringendes Summen zu hören, dessen Intensität immer weiter anschwoll. Geistesgegenwärtig aktivierte Jenke den Falthelm ihres SERUNS, während ringsum vielfältiges Gezeter und Gejammer ertönte. Leute taumelten und hielten sich ihre Hörorgane zu, einige sackten mit verdrehten Augen zusammen.
    Schallwaffen. Und sie haben keine Hemmung, sie gegen die Menge einzusetzen und erst hinterher auszusortieren.
    Der Helm dämpfte den Schall etwas, doch ein schmerzhaftes Kreischen drang durch. Sie setzte alle Kraft ein, die sie dank der erhöhten Schwerkraft ihrer Heimat in die Wiege gelegt bekommen hatte, um sich weiter auf den Durchgang zuzukämpfen, der schon zum Greifen nahe war. Nur wenige Schritte ...
    Sie schob den Vorhang beiseite. Neben ihr stürzte Shimco mit hektisch flatterndem Sprechsegel in den Raum, Alban Dodds noch immer im Schlepptau. Die goldbraune Haut des Kamashiten wies eine ungewöhnliche Blässe auf, und seine Augen waren blutunterlaufen.
    Lanczkowski zog Jenke zur Seite, in die Deckung der Wand. Sofort ließ das ohrenbetäubende Kreischen nach und sank schließlich zu einem leisen Sirren herab, als auch der Vorhang wieder zufiel.
    »Hierher, schnell!«
    Rauch und eine Mischung schwerer Düfte erfüllten die Luft der runden Halle, in die sie der Durchgang geführt hatte. Überall standen Abbilder von Wesen, die teilweise an einzelne auf dem Shath heimische Rassen erinnerten, teilweise jedoch keinerlei Bezugnahme zu irgendetwas Bekanntem erlaubten. Verwirrende Holobilder mischten sich dazwischen, und überall sah sie Schalen, Urnen und Tischchen mit Devotionalien, Blumen und Früchte darauf aufgehäuft, Verdampfer, Räucherschalen oder Räucherstäbe jeder Größe. Teilweise waren die Statuen selbst kaum mehr zu erkennen unter all den Dingen, die ihnen von den Gläubigen verehrt worden waren.
    Vielleicht in der Hoffnung, göttliche Unterstützung beim Glücksspiel zu finden ...
    Erneut erklang die Stimme von schräg gegenüber, gerade laut genug, um über dem gedämpften Lärm von nebenan gehört zu werden.
    »Los, kommt! Hier geht es runter!«
    Ein Fato'Fa stand dort, ein Angehöriger des den Favadarei verwandten Volkes, das Namensgeber der Widerstandsorganisation gegen die Allgegenwärtige Nachhut war. Ein Glückswaise. Hektisch winkte er mit seinen blassen Armen, die zwar für die Terraner ebenfalls dürr wirkten, doch nicht ganz so fadenartig und in die Länge gezogen wie bei den Favadarei. Seine Sinneskrone glühte in hektischem Hellgelb.
    Jenke eilte durch den Raum, gefolgt von den anderen. Es blieb keine Zeit, zu überprüfen, ob sie vollzählig waren. Jeden Moment würde die Einheit der Allgegenwärtigen Nachhut den Tempel erreichen, und bis dahin mussten sie weg sein.
    Der Fato'Fa deutete auf eine offene Falltür im Boden. »Springt einfach rein und rennt weiter. Der Alte Ship wird euch entgegenkommen und führen. Ich schiebe eine der Statuen auf die Falltür, wenn ihr durch seid.«
    »Und du?«
    »Ich komme schon weg, keine Sorge.«
    Einen Moment überlegte Jenke, ob es eine Falle war.

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