PR2618-Flucht von der Brückenwelt
schwach erleuchtet und voller Regale.
»Nehmt die Kleidungsstücke von meiner Sänfte«, sagte Goccpru. »Eines davon ist ein weit geschnittenes Gewand, wie die Fato'Fa der Nordseite sie tragen. Wenn einer der Favadarei mit gebeugten Knien laufen kann, könnte es durchgehen. Dann ein Kleid und künstliche Haare, um eine Elidarierin darzustellen, und ein Geschäftsanzug. Eure Anzüge dürften inzwischen in allen Speichern des Überwachungsnetzes hinterlegt sein und würden zu einer sofortigen Identifizierung führen, wenn ihr nur in den Bereich einer einzigen Überwachungsoptik kommt.«
»Shimco, denkst du, du könntest dich klein genug machen?«
Der Favadarei ließ die Kopfknolle kreisen. »Ich kann es versuchen, aber ich werde wohl immer noch wie ein sehr großer und dünner Fato'Fa wirken.«
»Besser als nichts. Lanz, gehst du mit?«
Der Major nickte.
*
Einige Zeit später traten die drei aus dem Lagerraum in die Station einer unterirdischen Magnetbahn, deren Anblick die Sinneszacken des Favadarei vor Aufregung in dunkles Gelb tauchte.
Lebhaft erinnerte Jenke sich noch an die Fahrt mit der Röhrenbahn auf Faland. Der Erfinder dieser Druckluftbahn war dadurch zum berühmtesten Helden der Favadarei geworden. Die Magnetbahn müsste dem jungen Erfinder wie eine Steigerung dieser Heldentat vorkommen, ebenso wie all die anderen Technologien dieser Stadt etwas Wunderbares hatten.
Doch der Alte Ship scheuchte sie unerbittlich weiter, durch einen Hebeschacht mit schwebenden Plattformen nach oben zur Straße. Als sie ins Tageslicht traten, staunte Jenke nicht schlecht.
Das Gebäude, auf das sie zugingen, zählte selbst innerhalb der Megalopolis Alldar-Shath zu den ungewöhnlicheren. Ein wenig erinnerte es Jenke an die Hütten, die sie manchmal im Winter aus hartem Eis zu errichten versucht hatten – Iglus. Nur war dieser Iglu rabenschwarz, und feiner Dampf hob sich in einem unablässigen Strom von den Oberflächen der Blöcke. In die Halbkugel passte nach Jenkes Schätzung bequem eine Großarena.
Breite fünfeckige Türen gewährten in regelmäßigen Abständen Einlass in das halbdunkle Innere. Zu einer von diesen lotste Shipa Gajoship sie. Beim Passieren der Wände bemerkte Jenke einen weiteren Unterschied zum Eis ihrer heimischen Iglus: Die schwarzen Blöcke strahlten eine nicht unerhebliche Hitze ab, als würde das Licht Fas von ihnen nicht nur absorbiert, sondern dadurch zusätzliche Hitze erzeugende Prozesse im Inneren ausgelöst.
Das Klima im Gebäude mutete passend zu den Temperaturen tropisch an. Dampf drang aus vielen feinen Poren in den Wänden und schwängerte die Luft dermaßen mit Feuchtigkeit, dass das Atmen schwerfiel. Auch das Licht erinnerte an den Boden eines tropischen Regenwalds, den kein direkter Sonnenstrahl je erreichte. Stattdessen erhellte unregelmäßiges Streulicht die Gänge und Winkel, Rampen, Galerien und Hallen, die ohne erkennbares System oder irgendwelche Symmetrie zueinander angeordnet waren.
Zielsicher führte der Fato'Fa sie durch das verwirrende Labyrinth in einen Raum, der aus lauter Nischen und Ecken zu bestehen schien, wie ein unregelmäßig gezacktes Zahnrad. Die Decke war in mehrere Teile unterschiedlicher Neigung aufgeteilt, was Jenke veranlasste, sie nicht allzu lange anzusehen. Wenigstens war das Licht etwas heller und die Luft trockener.
Jenke ließ sich in einer wie ein Pflanzenkelch geformten Sitzgelegenheit nieder. Shimco Patoshin kam zu ihr und setzte sich auf den Boden.
»Ich mache mir ein wenig Sorgen um Kulslin«, sagte er.
»Kulslin? Was ist mit ihm?«
Der Favadarei bog die Kopfknolle zur Seite. »Er ist nicht so alt wie Blaspa, aber auch nicht so jung wie ich, und er hat sein Leben lang alle Gefahr und Aufregung vermieden. Ich fürchte, das alles wird irgendwann zu viel für ihn.«
»Ich verstehe. Allerdings gibt es nicht viel, was wir deshalb im Moment unternehmen könnten. Er kann nicht allein zur VAHANA zurück.«
»Das ist mir klar. Ich dachte nur, vielleicht könnte man ihn aus weiteren Unternehmungen heraushalten. Du sagtest, du hoffst, dass wir anderswo noch Informationen finden können. Er könnte hierbleiben, bis wir wieder zum FATROCHUN zurückkehren.«
Jenke nickte. »Wenn das sein Wunsch ist und die Fato'Fa zustimmen, sicher.« Sie musterte Shimco. »Und du? Willst du auch lieber hierbleiben?«
»Nein.« Die Antwort kam ohne Zögern. »Wir haben erfahren, dass wir Verwandte der Fato'Fa sind. Unsere Vorfahren haben das Leben auf
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