PR2618-Flucht von der Brückenwelt
hat.
Plötzlich tritt einer in ein verborgenes Loch. Er löst einen Mechanismus aus, der Millionen kleiner schwarzer Punkte durch ein nahes Fenster auf die Soldaten zuschießen lässt. Sie werfen sich in Deckung, doch der schwarze Regen hat die meisten bereits erwischt. Fluchend und schreiend springen sie herum oder rollen sich am Boden, wie irrsinnig jede Stelle kratzend, die getroffen wurde ...
Mit einem Zischen schaltete Phocallu den Projektor ab.
Es dauerte entschieden zu lang. Er hatte auf eine glorreiche Blitzschlacht gehofft, die seine zu Ende gehende Laufbahn krönen würde, ehe das Alter ihn in den Ruhestand zwang. Stattdessen war es, als wateten sie durch einen tiefen Sumpf. Überall wehrten sich die primitiven Lateralen mit sinnloser Entschlossenheit und zogen seinen Sieg unerträglich hinaus. Der dritte Tag der Invasion ... In seinen Plänen hatte er zu diesem Zeitpunkt bereits alle Hauptstädte der nördlichen Kontinente im Handstreich genommen und brannte das Totenhirn aus.
Stattdessen hatte es sie einen ganzen Tag gekostet, überhaupt bis an diese Stelle zu kommen. Obwohl niemand sie gewarnt haben konnte, hatten die Favadarei schnell begriffen, worauf sein Vorstoß abzielte, und ihm alles entgegengeworfen, was ihnen auf diesem Kontinent zur Verfügung stand.
Sie verteidigten die Stadt mit mehr Ressourcen, als sie es bei der Provinzhauptstadt Jintbas getan hatten, aus der die letzten Bilder stammten. Jintbas war am vorherigen Abend gefallen, der ganze Kontinent Jint Gojint somit in der Hand der Nachhut – bis auf Amgheuc.
Phocallu warf sich eine Glückskugel in den Mund, zerdrückte sie und spuckte die Hülle aus. Ein warmes, prickelndes Gefühl legte sich über seine Nerven und half ihm, die Dinge entspannt und klar zu betrachten. Stärke flutete durch seinen Körper und seinen Geist, wie er sie früher jederzeit empfunden hatte. Seit einiger Zeit benötigte er dafür die Kugeln. Doch was er gewann, war die Abhängigkeit von ihnen wert.
Flüchtig studierte er die Verhörprotokolle der Ältesten, die in Jintbas in ihre Hände gefallen waren. Sie alle behaupteten, nicht mehr zu wissen als das, was die Fagesy bereits am ersten Tag aus Prägebändern erfahren hatten, die ihnen in Karteka in die Hände gefallen waren. Aber er würde die Antworten, die er wollte, schon aus ihnen herauskitzeln. Aus ihnen oder irgendjemandem sonst.
Er war der Hohe Marschgeber Phocallu. Niemand hatte sich ihm jemals erfolgreich widersetzt.
Er würde auch die Favadarei brechen.
*
Als Phocallu aus seinem Befehlsfahrzeug trat, empfingen den Fagesy Rauch und Gestank. Ein weiterer Angriff mit den Feuerwerfern hatte begonnen.
Amgheucs Gebäude stanken bestialisch, wenn sie brannten. Von seiner Position auf halber Höhe des Hügels konnte er die aufsteigenden Schwaden sehen.
Skelette ausgebrannter Verteidigungstürme standen da und dort, und irgendwo kam ein dampfbetriebener Panzerschild rumpelnd zum Stillstand, als die Insassen in das Feld einer Schallkanone gerieten. Er konnte die Schreie nicht hören, mit denen sie aus dem Fahrzeug flüchteten, doch er konnte sie sich vorstellen.
Ein Fagesy eilte auf Phocallu zu. Er trug das Takter-Abzeichen an seiner Zentralscheibe, das ihn als Mitglied des Inneren Stabes auswies.
»Hoher Marschgeber! Ich habe eine wichtige Nachricht!«
»Takter Naeca. Sind wir endlich zum Totenhirn vorgestoßen?«
Der Takter sank ein wenig tiefer auf seinen Armen. »Leider noch nicht, Hoher Marschgeber. Alle Straßen, in denen wir den Widerstand der Favadarei gebrochen haben, werden stattdessen von den Würmern blockiert. Sie kommen in solchen Massen aus den Häusern und aus dem Stadtzentrum, dass wir sie nicht so schnell beseitigen können, wie sie sich uns entgegenwerfen.«
Phocallu unterdrückte ein unwilliges Zischen. Er durfte keinen Kontrollverlust zeigen.
»Also?«
»Wir haben einen Gefangenen gemacht. Er ist in der Nacht aus der Stadt geschlichen und wollte die Feuerwerfer beschädigen.«
»Was soll an diesem besonders sein?«
»Er sagt von sich, er sei ein Gheucen-Hüter. Lonmu Qavalon ist sein Name.«
»Ein Gheucen-Hüter. Was soll das sein?«
»Sie nennen diese Würmer ›Gheucen‹. Und da ihnen diese Würmer sehr wichtig sind, müssen auch die Leute, die über sie und das Totenhirn wachen, wichtige Leute sein. Das zumindest waren meine Gedanken dazu.«
Die Worte elektrisierten den Hohen Marschgeber. »Du hast sehr klar gedacht, Takter Naeca. Deine Vermutungen decken
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