PR2618-Flucht von der Brückenwelt
kräftiges Grün. Sie hatte diese Farbe noch nie so klar an einem Favadarei gesehen und kannte ihre Bedeutung nur aus Blaspa Antublas' Erläuterungen.
Sie stand für Wut.
6.
Mit den langen Fingern der natürlichen Hand drückte Apatou Bousset den Deckel auf den letzten Probenbehälter und führte ihn in die Analyseeinheit ein. Ein gleichmäßiges Blinken markierte den Beginn der Analyse. Kurz koppelte er das Gerät mit den Sensoren der biomechanischen Prothese an seinem linken Unterarm, um auch die beim Pflücken der Probe aufgenommenen Daten hinzuzufügen. Anschließend ließ der Kosmobiologe das Gerät zurück in die Tasche des SERUNS gleiten und sah auf.
Dreißig Meter schroff aufsteigende Felsen markierten ihm gegenüber den Nordrand des Tales, in dem die VAHANA vor einer Woche Zuflucht gefunden hatte. Nichts wuchs an dieser Abbruchkante, die entstanden sein musste, als über eine Länge von mehreren Kilometern der Boden eingebrochen war. Auf Apatous Seite stieg der Hang in gleichmäßigen Wellen an, die üppiger Vegetation Halt boten.
Auch der Grund des Tals hielt mehr als genug Studienobjekte für den Ganymedaner bereit. Mächtige Baumriesen wurzelten im teilweise sumpfigen Boden. Unter ihren ausladenden Kronen hatte sich urwaldartig eine bunte, eng verflochtene Flora ausgebildet, die Heimat einer in den Dämmerstunden lautstarken Tierwelt war.
In der seit ihrer Landung verstrichenen Woche hatte Apatou regelmäßig Erkundungsausflüge gemacht, erst nur in unmittelbarer Umgebung des unter dem Blätterdach verborgenen SKARABÄUS, bis zum Wasserfall auf der einen Seite und einer ausgedehnten Lichtung auf der anderen. Schließlich hatte er sich jedoch bis hin zum Rand des Tales gewagt, um von oberhalb des Blätterdaches einen Überblick zu bekommen. Die Größe seines für terranische Verhältnisse überschlanken Körpers kam ihm dabei zugute, denn er konnte problemlos über die Büsche hinwegsehen, die hier den meisten Terranern die Sicht versperrt hätten.
Ein Stück weiter unten am Abhang standen Marcia Widengren und Jonas Zosimo. Die Soldatin hatte von Anfang an darauf bestanden, Bousset bei seinen Ausflügen als Wache zu begleiten. Sie hatten niemals den leisesten Hinweis auf die Anwesenheit anderer Intelligenzen in diesem abgelegenen und auch außerhalb des Tales von ausgedehnten Wäldern dominierten Landstrich entdeckt. Dennoch gab es die Möglichkeit, aggressiven Tieren zu begegnen. Bislang waren sie jedoch auch von solchen Attacken verschont geblieben.
Gelegentlich hatte sich auch Zosimo angeschlossen, angeblich weil er der einfarbigen Plastikonit-Wände des Schiffes überdrüssig war. Wenn er die beiden einander zugeneigten Köpfe betrachtete, konnte sich Apatou des Gefühls nicht erwehren, dass mehr als die Langeweile der vergangenen Tage dahintersteckte, wenn die beiden jungen Leute die Gelegenheit für ein paar einsame Momente miteinander nutzten.
Ein Piepen erklang vom Arm des Kosmobiologen. Mit einem Seufzen quittierte er die Benachrichtigung. In Kürze musste er Cyrus Smith bei der Überwachung der Geräte ablösen. Eine weitere Schicht tatenlosen Starrens, ohne den geringsten Hinweis darauf, wie es den anderen erging. Weitere Stunden, die an den Nerven zerrten und die Stimmung an Bord dem Punkt zutaumeln ließen, an dem irgendjemand einen Streit vom Zaun brach.
Er rief seine Begleiter.
*
»Autsch! Verf...«
Leise fluchend rieb Apatou das Knie, das er beim zu schnellen Aufsitzen angeschlagen hatte. Alles terranische Maße, für Ganymedaner ungeeignet. Mit der anderen Hand aktivierte er die Ausgabe des Funkempfängers. Rauschen schlug ihm entgegen, nur gelegentlich durchbrochen von Signalen, die eindeutig nicht zufällig waren.
»Jonas!«
Der Pilot war bereits auf dem Weg zur Funkkonsole. Bereitwillig räumte der Ganymedaner ihm den Platz.
»Eine kodierte Meldung«, stellte Jonas Zosimo fest. »Von der BOMBAY. Aber der Empfang ist nicht besonders gut.«
Apatou nickte. »Eher rauschend als berauschend. Soll ich Cyrus holen? Vielleicht kann er etwas an der Signalqualität machen?«
»Ich glaube nicht. Und er wäre vermutlich nicht besonders begeistert, wenn du ihn aus seinem Schlaf reißt. Da, sie wiederholen die Meldung. Die Positronik wird aus den Fragmenten ein Ganzes zusammensetzen und es für uns dekodieren. Kann aber unter diesen Umständen ein wenig dauern.«
»Und ich dachte, das Warten hätte endlich ein Ende.«
Der Pilot drehte mit einem angedeuteten Lächeln
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