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PR2618-Flucht von der Brückenwelt

PR2618-Flucht von der Brückenwelt

Titel: PR2618-Flucht von der Brückenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Themsen
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hatte.
    Schließlich kam Bewegung in den langen Körper. Er steckte den Paralysator weg, kam herüber, schob den Schrank ein Stück beiseite und griff nach Jenkes Anzug, um sie beiseitezuziehen. In diesem Moment zog die Irmdomerin ihren Nadler und schoss.
    Das Sprechsegel des Favadarei knatterte, und sein Körper bäumte sich unter dem plötzlichen Schmerz auf. Das Lähmgift in den Nadeln ließ ihn nun seinerseits taumeln und in einer Ecke des Raumes zusammenbrechen. Ein leises Pfeifen entwich seiner Mundöffnung.
    Jenke versuchte sich aufzurichten. Der Paralysator hatte ihre ganze linke Seite und einen Teil des Beines betäubt. Keine guten Voraussetzungen für eine weitere Flucht. Geräusche drangen von außen herein, Schritte und scharfe Kommandos. Sie aktivierte den Anzugfunk in der Hoffnung, dass noch irgendjemand innerhalb der reduzierten und durch das Gebäude weiter eingeschränkten Reichweite war.
    »Schousboe an alle. Kode Rot. Finukuls hat uns verraten. Vorsicht am Sammelpunkt. Frequenzen und Verstecke wechseln! Wartet nicht auf mich! Ich wiederhole: Wartet nicht auf mich!«
    Ohne auf eine Antwort zu warten, desaktivierte sie das Gerät, löste es vom Anzug und legte es auf den Boden, um es mit einem gezielten Strahlerschuss zu zerstören. Anschließend löschte sie den Inhalt ihrer Anzugpositronik.
    Während sie mühsam zu Finukuls' Körper robbte, hörte sie, wie die Flügelklappe gehoben wurde. Hastig riss sie den Gurt mit dem Funkgerät so herum, dass sie das Gerät ohne Gefahr für den Favadarei zerstören konnte, und schoss.
    Hinter ihr stürzte der Schrank um.
     
    *
     
    Absolute Stille herrschte in der Zelle, die Jenke noch von ihrer Gefangenschaft vor einer Woche her vertraut war. Dämmerlichterfüllte Unendlichkeit in alle Richtungen, und doch konnte sie an jeder Seite nicht mehr als zwanzig Schritte gehen, ehe sie an eine unsichtbare Barriere stieß.
    In Wahrheit war der Raum hinter den Mauern nichts als eine Projektion, das wusste sie seit ihrer damaligen Befreiung durch die Glückswaisen. Doch das änderte nichts daran, dass es ein bedrückender Ausblick war.
    Jenke saß mit angezogenen Beinen in der Mitte der Zelle, die verschränkten Arme auf den Knien aufgelegt, und wartete. Für sie war die Einsamkeit ein gutes Zeichen.
    Ich bin die Einzige. Sie haben keinen der anderen gefasst.
    Jenkes Multifunktionsarmband war ihr ebenso wie alle Waffen bei der Gefangennahme abgenommen worden. Daher wusste sie nicht, wie viel Zeit verstrichen war, als das gleichförmige Bild um sie plötzlich einen Fehler bekam, sich an einem Punkt verzerrte und schließlich auseinanderriss.
    Ein leicht ovaler Gang wurde sichtbar, der im Gegensatz zur Zelle hell erleuchtet war. Vier Fagesy standen dort, hochgedrückt auf die Spitzen ihrer Arme und mit den Rüstgeleiten zu dem Zustand umgefaltet, der dem Kampf diente.
    Jenkes Mundwinkel zuckte. »Eine vierfache Ehrengarde. Zu viel der Ehre«, murmelte sie und stand auf.
    »Der Oberste Marschgeber will dich sehen«, schnarrte einer der Fagesy. »Du wirst uns folgen.«
    Die vorderen beiden traten zur Seite und winkten sie in die Mitte des Viererblocks. Jenke befolgte die Aufforderung.
    Die Fagesy brachten die Irmdomerin mehrere Stockwerke nach oben, ohne auch nur einmal in ihrer Aufmerksamkeit nachzulassen. Weitere Fagesy, aber auch Wesen anderer Völker begegneten ihnen auf dem Weg, ohne jedoch die geringste Neugier zu zeigen.
    Schließlich betraten sie einen hohen Raum, dessen Wände die Bauart des Stahlschirms im Kleinen nachahmten: Es wirkte, als wären einfach einige Stahlplatten gegeneinander gelehnt und miteinander verschweißt worden. Ringsum standen eine Reihe der kelchartigen Sitzgelegenheiten, die der Terranerin bereits im Casino begegnet waren. Sie waren allerdings alle leer bis auf die eine, die dem Eingang direkt gegenüberstand und etwas größer war.
    Ein Fagesy mit auffälliger Körperzeichnung ruhte darin, die Zentralscheibe ein wenig hochgedrückt und die Oberflächen der Arme ihr zugedreht. Violette Linien und irisierend grüne Spiralen umwoben die Stacheln der Arme und liefen im Zentrum zusammen.
    Hinter ihm stand im Halbschatten eine weitere Gestalt, in der Jenke beim zweiten Hinsehen den Perlmuttmann wiedererkannte, den sie bereits beim Auftreten des Avatars gesehen hatte.
    Unwillkürlich war Jenke in der Tür stehen geblieben. Die Wachen versetzten ihr einen leichten Stoß, um sie zum Weitergehen zu veranlassen. In der Mitte des Raumes wurde ihr

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