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PR2618-Flucht von der Brückenwelt

PR2618-Flucht von der Brückenwelt

Titel: PR2618-Flucht von der Brückenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Themsen
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drückte sich in seinem Sitz hoch, bereit, herauszugleiten. Beim Zischen der Tür verharrte er jedoch und wandte seine Sehsinne dem Eingang zu. Erfreut begrüßte er den Neuankömmling.
    »Ghoolon! Wie angenehm, dich zu sehen. Heißt dein Kommen, dass dein Auftrag von Erfolg gekrönt war?«
    »So ist es, Oberster Marschgeber«, antwortete der Plaudermeister nach respektvoller Begrüßung, bei der er den Prokuristen ignorierte. »Das Subjekt war zwar ungewöhnlich zäh, doch ich habe wie immer meinen Auftrag erfüllt.« Er hob Facao eine Speicherplatte entgegen.
    »Ihr müsst wissen, Gaztraid, Ghoolon hat noch niemals versagt«, bemerkte der Oberste Marschgeber, während er die Platte entgegennahm und in einen Abspielschlitz an seinem Sitz einschob. Schriftzeichen und Bilder flackerten in der Luft auf. »Egal wie zäh und widerstandsfähig ein Opfer auch sein mag – Ghoolon hat immer Erfolg.«
     
    *
     
    Brutus Lanczkowski hasste es, sich zu verkleiden. Doch es gab Dinge, die waren es wert, solche Regungen zu unterdrücken.
    Eines davon war die Befreiung seiner Kommandantin.
    »Jemand riskiert sehr viel mit dem Dienst, den er uns erweist«, wiederholte der Alte Ship. »Mareetus Freigabe wird nur heute Nacht noch einmal wiederhergestellt werden. Nutzt eure Chance gut.«
    Der Major nickte knapp. Noch einmal prüfte er sein Aussehen in einem Spiegelholo. Falten überzogen seine Wangen, und sein Gesicht wurde von dichten grauen Locken umrahmt. Hohe Sohlen und aufgesetzte künstliche Hände auf seinen Fingern sorgten dafür, dass sein Körper auf den ersten Blick gestreckter wirkte, als er es wirklich war. Lediglich wenn er sich zu stark bewegte, mochte unter der weiten Folienkleidung auffallen, dass seine Proportionen nicht stimmten.
    Am fremdartigsten an seiner neuen Gestalt waren jedoch die Augen. Während seine eigenen wie gewohnt neben den Nasenwurzeln lagen, trug er nun noch ein zweites, identisch aussehendes Paar darunter, wo eigentlich die Wangenknochen lagen. Sie waren nur aufgemalt, doch das mit solcher Realitätstreue, dass es ihm selbst ein wenig schwindelig wurde, wenn er das Doppelpaar betrachtete.
    »Also gut«, sagte er. »Es geht los.«
    Mit einem Ruck wandte er sich ab und musterte die anderen Mitglieder seiner Rettungsexpedition. Pettazzoni war nach einem anderen humanoiden Volk modelliert worden. Eine knubbelige Glatze glänzte dort, wo er normalerweise dunkles Haar trug, und auch das Gesicht war voller Auswüchse, die wie Geschwüre wirkten. Sein SERUN war mit einem schwarzen Flexlack überzogen und mit verschiedenen Mustern bemalt worden. Laut den Glückswaisen ähnelte er nun der Uniform einer der Nachhut nahestehenden paramilitärischen Organisation.
    Shimco, den man um diese Zeit bereits wieder bei seinem Nachnamen Patoshin nennen musste, trug seine Verkleidung in einer langen, mehr als armdicken Röhre bei sich. Sie würde auf dem Weg zu ihrem Ziel zu viel Aufmerksamkeit erregen.
    Pia Aftanasia Clonferts Aufgabe erforderte eigentlich keine Verkleidung. Dennoch trug sie im Moment ein zeltartiges Stoffkonstrukt um ihren Körper – der neueste Schrei in einer der oberen Siedlungen, wie man ihr versichert hatte. Sie hatte es mit einem Knurren akzeptiert, aber nur, da sie sie ohnehin bald wieder ablegen würde.
    »Der Funkspruch ist abgesetzt, Pifa?«
    Die Halbertruserin nickte knapp. »Kodiert und gerafft. Leider nicht gerichtet, da wir inzwischen ja selbst nicht mehr wissen, wo die VAHANA steckt.«
    Brutus sah zu Alban Dodds, der bei den Glückswaisen bleiben würde. »Behalt das Funkgerät im Auge. Sollte es vonseiten der VAHANA Probleme geben, gib eine knappe Meldung durch. Abraham wird dich hören können.«
    Der Kamashite legte die Hand um die Figur seines Erbgottes. »Ich passe auf und werde schnell reagieren.«
    »Solange er damit nicht wartet, bis sein Schmollgott es ihm sagt«, murmelte Pifa gerade laut genug, damit er es hören musste. Die despektierliche Bemerkung trug ihr einen funkelnden Blick ein.
    »Der Treffpunkt ist bekannt«, sagte Lanczkowski. »Der Einsatz beginnt um 22 Uhr. Macht euch auf den Weg.«
    Er wandte sich ab und schritt auf den Durchgang zu, der hinaus zu einem stillgelegten Tiefbahntunnel gehörte. Von dort stieg er über einen Schacht hinauf, verließ den Untergrund in einem Nebenraum einer Ladenpassage und tauchte in der Menge unter.
     
    *
     
    Caroa hasste die Nachtschicht.
    Wie viel lieber hätte er in diesen Stunden eine Umarmung geteilt. Endlich hatte Fantra

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