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PR2618-Flucht von der Brückenwelt

PR2618-Flucht von der Brückenwelt

Titel: PR2618-Flucht von der Brückenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Themsen
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ihm nahm sie den beiden Soldaten die Last ab. Alle Straffheit war aus Schousboes Körper gewichen, und sie ließ sich willenlos von der Halbertruserin hochheben und über die Schulter legen.
    »Die ersten Gefangenen sind oben angekommen, und es ist ein Generalalarm ausgelöst worden«, berichtete Patoshin.
    »Dann dürfen wir keine Zeit verlieren. Deine Fagesy-Maske hat ausgedient, sie würde uns nur noch Zeit kosten. Wir müssen den Zeitraum größter Verwirrung nutzen, solange der Nachschub noch nicht angekommen ist. Mareetus Marke müsste uns und den Gefangenen einige Türen öffnen. Wir haben noch maximal eine knappe Stunde, ehe unser Helfer sie wieder sperrt – wenn es vorher nicht schon ein anderer tut. Also keine Zeit verlieren.«
    Lanczkowski nickte Pettazzoni zu, und der Captain übernahm mit gezogener Waffe die Führung.
     
    *
     
    Die Flucht aus den Kammern verlief so glatt, wie es unter den gegebenen Umständen nur möglich war. Chaos herrschte überall. Während die meisten Gefangenen lediglich versuchten, das Gebäude so schnell wie möglich zu verlassen, hatte bei anderen die Wut Vorrang. Sie zerstörten alles, was ihnen in den Weg kam, und lieferten sich erbitterte Gefechte mit den Wachen.
    Die Terraner verstärkten die Unruhe, indem sie die Zugänge zu inneren Bereichen des Stahlschirms öffneten. Sie selbst nutzten alle Lücken und Nebenwege, die sie aus den Gebäudeplänen extrahiert hatten, um die Kämpfe zu umgehen und möglichst unbemerkt zu bleiben. Der einzige Zwischenfall, der sie aufhielt, geschah bereits relativ früh und wurde durch Jenke Schousboe verursacht, als unvermittelt ein schwarzer Fagesy vor ihnen auftauchte.
    Clonfert wurde von der Kraft überrascht, mit der die Kommandantin sich plötzlich von ihr losmachte und ihr dabei den Strahler aus dem Holster riss. Mit einem Blick, der wirkte, als wolle sie damit Stahl durchbohren, richtete Jenke Schousboe die auf maximale Intensität eingestellte Waffe auf den Fagesy, der wie erstarrt vor ihnen stand.
    »Ghoolon!«, zischte sie und drückte ab.
    Nur Clonferts schnelle Reaktion, mit der sie Jenkes Arm nach oben schlug, ließ den Schuss Metall zerschmelzen anstatt den Körper ihres Gegenübers. Zugleich gab Lanczkowski einen Schuss aus seinem Paralysator auf den Fagesy ab, der augenblicklich zusammensackte.
    Der Anblick des schlaffen Körpers schien auch der Kommandantin die plötzlich gewonnene Energie wieder zu entziehen. Widerstandslos ließ sie sich die Waffe aus der Hand nehmen, und Clonfert nahm sie erneut hoch. Ohne weitere Zeit zu verlieren, setzten sie ihre Flucht fort.
    Als sie den Stahlschirm verließen, stellten sie fest, dass das Chaos sich auf den Straßen fortsetzte. Strahler erleuchteten alle Winkel, und Schwärme von Fagesy in Rüstgeleiten glitten vom Stahlschirm und den umgebenden Gebäuden her hinunter auf den Platz und in die Häuserschluchten.
    Die Terraner setzten ihre Paralysatoren nahezu ununterbrochen ein, während sie über den freien Platz und eine breite Straße zum Gassengewirr hin eilten, in dem sie leichter würden untertauchen können. Es musste eine Mischung aus Glück und der Ablenkung durch die anderen Flüchtlinge sein, die dafür sorgte, dass sie die Deckung der Gebäude unbeschadet erreichten.
    Erneut nutzten sie das Hinterzimmer, um sich von den Verkleidungen zu befreien. Von dort ging es weiter durch die verlassene Tiefbahnröhre, ein Stück des Abwassernetzes und einen schmalen Warentransportschacht, durch den Jenke Schousboe selbst kriechen musste. Als sie schließlich in einem Technikraum im untersten Kellergeschoss eines Hochhauses ankamen, wirkte der Blick der Kommandantin zwar noch immer erschöpft, aber klarer. Sie legten eine Pause ein. Ein Konzentratriegel und einige Schluck Wasser halfen ihr weiter, in die Realität zurückzufinden.
    Schließlich traf auch Alban Dodds ein, und die Expeditionstruppe stieg mit aller gebotenen Vorsicht hinauf zum Dach des Gebäudes. Im Schatten einer Brüstung kauerten sie sich nieder und schufen mit einem Seil eine feste Verbindung zwischen den Gruppenmitgliedern.
    Irgendwo heulten Sirenen. Eine Gleitereinheit jagte durch die Nacht, richtete helle Scheinwerferkegel in die Dunkelheit. Die Gleiter kamen näher, jagten immer einmal wieder hierhin und dorthin, als wollten sie das Ausbrechen eines gejagten Wildes verhindern, könnten die Zange jedoch nicht schließen.
    An weiteren Stellen der Stadt zeigten Lichterketten das Aufsteigen von Gleitergruppen an.

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