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PR2619-Planet der Formatierer

PR2619-Planet der Formatierer

Titel: PR2619-Planet der Formatierer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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Überwachungstechnik und nahmen den Blaustern, der auf seiner Stirn saß, als Siegel, dass Routh längst ins Eigentum der sayporanischen Zivilisation übergegangen war?
    Anicee hatte sich zur Nacht verabschiedet. Er müsse sich sicher von der Reise erholen, hatte sie gesagt.
    Routh war es recht. Er wusste sie in seiner Nähe, und er fürchtete nicht um sie. Was immer man gegen die Sayporaner vorbringen konnte: Sie machten nicht den Eindruck, als würden sie Leib und Leben der Terraner gefährden. Städte ohne jedes Risiko.
    Er würde die Zeit nutzen, sich von Puc erinnern zu lassen, was die Mikrosonde in den letzten Tagen seit Anicees Ankunft gesehen hatte.
    Was ihm ins Gedächtnis gerufen wurde, während er die Früchte aus dem Spender kaute, war zunächst wenig sensationell: die Verwirrung der Neuankömmlinge; die übliche, zusammenhanglos wirkende Rede eines Auguren; das Getön der Phenuben; Anicees Bekanntschaft mit einer Zofe, die sie zu einem Daakmoy fuhr; anderntags der Aufenthalt in der Ikonischen Symphonie.
    Auffällig war allerdings, wie Anicee von Anfang an die Nähe zu dem dunkelhäutigen jungen Mann suchte, Benat Achiary. Und dass das Interesse gegenseitig war.
    Offenbar hatten sich seine Tochter und Benat einmal auf der Onuudoy Mondspiegel getroffen, die in einem natürlich sehr niedrigen Orbit um die Stadt kreiste. Die höchsten Daakmoy der Stadt ragten bis in vierzehn Kilometer Höhe; einige hundert Meter darunter verlief die Bahn der fliegenden Landschaft.
    Die Onuudoy war genau, was ihr Name versprach: eine kreisrunde Fläche, kaum tausend Meter im Durchmesser. Ein See füllte gut zwei Drittel der Fläche aus. Der See schimmerte schwarz; ein wunderlicher Mond spiegelte sich darin, warm und ebenmäßig wie ein Gong auf Kupfer. Tatsächlich aber stand dem scheinbaren Spiegelbild kein Original am Himmel gegenüber. Der Mondspiegel präsentierte einen imaginären Trabanten.
    Der See war sehr niedrig, kaum knietief. Routh sah Anicee und Benat durch das Wasser waten, eng und Schulter an Schulter, aber nicht Hand in Hand, was Routh beinahe enttäuschte.
    Immerhin hob Benat ihr irgendwann das Haar aus dem Nacken und küsste sie dort. Sie stand still, betrachtete den kupferfarbenen Mond zu ihren Füßen und ließ es geschehen.
    Routh schlief ein, nicht ganz unzufrieden. Er hatte seine Tochter auf dieser wildfremden Welt gefunden; er hatte sie lebend gefunden. Er hatte, wenn er ganz ehrlich war, das Gefühl, durch den Bau der Pasine mit ihr gemeinsam mehr erlebt zu haben als in den letzten Monaten auf Terra. Und er konnte im Bewusstein schlafen, dass sie in seiner Nähe war, auf dieser durchaus friedlichen Welt. Auf einer Welt, die frei von den schockartigen Änderungen der Natur war.
    Was hinderte ihn eigentlich zuzugeben, dass Anicee die richtige Wahl getroffen hatte? Langsam und in Anbetracht merkwürdiger Bilder, zu denen Anicees Gesicht gehörte, Benats dunkle Augen, die auffliegende Pasine, aber auch der Hummer und sein Schlangenfraß in der Nebelschlucht, versank Routh in das dunkle Becken des Schlafs.
     
    *
     
    »Anicee lässt fragen, ob du sie in die Ikonische Symphonie begleitest«, sagte die Zofe, von der Routh annahm, dass sie Liuve sein müsste.
    »Natürlich.« Routh leckte ein wenig frisches Wasser von der Wand und nahm vom Spender eine der gurkengrünen, bananenähnlichen Früchte, die etwas mehlig und stark nach Zimt schmeckten. Er warf sie kurz hoch und fing sie wieder auf. »Wie nennt ihr diese Dinge?«
    »Ich genieße keine Sayporaner-Speise«, beschied ihm die Zofe.
    »Gut«, sagte Routh. »Gehen wir in die Symphonie.«
     
    *
     
    An diesem 21. September wie an den beiden folgenden Tagen ließ Routh die Behandlung der Sayporaner über sich ergehen. Er wusste sich durch Puc gefeit. Vorsichtige Andeutungen, für wie besorgniserregend ihm diese Veranstaltungen schienen, ignorierte Anicee.
    An den Abenden verabschiedete sie sich; das Haus betrat Routh allein. Er vermutete, dass sie sich mit Benat traf, vielleicht auf dem Mondspiegel. Fragen mochte er nicht.
    In der Ikonischen Symphonie lernten die Terraner hauptsächlich Saypadhi als Muttersprache. In Grenzen akzeptierte Routh diesen Unterricht. Es konnte nicht schaden, sich mühelos auf Gadomenäa zu verständigen.
    Wie in Whya wurde auch in Cherayba sayporanische Historie gelehrt – beziehungsweise indoktriniert, wie Rouths bevorzugter Ausdruck lautete. Aber die Darstellungen wichen von dem ab, was er in Whya gesehen und gehört hatte.

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