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PR2633-Der tellurische Krieg

PR2633-Der tellurische Krieg

Titel: PR2633-Der tellurische Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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es schon getan, nehme ich an.«
    »Ich habe die Galionsfigur einer der abgeschossenen Sternengaleonen. Der vierarmige Riese ist verletzt, aber er lebt, und es besteht Kontakt zu ihm.«
    Überrascht pfiff Bull zwischen den Zähnen hindurch. »Damit habe ich allerdings nicht gerechnet. Das bringt uns hoffentlich einigen Hintergründen näher.«
    »Der Riese gehörte zu dem Ovoid, das in den Golf von Mexiko gestürzt ist. Er befindet sich im Dschungel auf Yucatán, relativ nahe an der Küste. Ich halte es für sinnvoll, wenn du dich um Nachtaugs Beisohn kümmern könntest. Dahinter steckt sehr viel Potenzial, und du bist nun einmal der Terranische Resident.«
    »Ich soll Terrania verlassen? Ausgerechnet in der aktuellen Krise?«
    »Genau das meine ich«, bestätigte Adams. »Oft genug sind die Prioritäten anders zu setzen, als es den Anschein hat.«
    »Was weißt du, und warum verschweigst du es mir?«
    »Ich verschweige dir gar nichts.«
    Bull schüttelte den Kopf. »Wenn du so redest, werde ich misstrauisch, Homer. Du bist nicht zufällig als Bote einer Superintelligenz engagiert und sollst mir schonend ein paar Brocken der Wahrheit beibringen? Und der Rest ist leider viel zu brisant ...«
    »Brisant wird die Situation schneller, als uns allen lieb sein kann, falls die abgeschossenen Galeonen Nano-Kolonnen an Bord hatten. Schon deshalb solltest du dir die Entwicklung im Golf von Mexiko persönlich ansehen.«
    »Und was werde ich dort vorfinden? Heraus mit der Sprache, Homer!«
    Adams zögerte.
    Er redete erst stockend, doch schnell flüssiger. Er konnte die Besorgnis aus seiner Stimme nicht verbannen, und eigentlich wollte er das auch nicht. Mehrmals unterbrach der Resident ihn mit knappen Einwänden. Allerdings war schnell zu spüren, dass Bull Adams' Vorhaben zunächst als phantastisch empfand und schließlich als geradezu irrwitzig.
    Adams brauchte nur wenige Minuten. Als er schwieg, lehnte Reginald Bull sich im Sessel zurück und schloss die Augen.
    »Ich könnte ablehnen, weil zu viele Vermutungen im Spiel sind«, sagte der Resident nachdenklich.
    »Es gibt nur ein Entweder-oder.«
    »Ich bin noch nicht überzeugt, dass es richtig ist, was du vorschlägst, Homer – trotzdem akzeptiere ich. Terrania wird eine Weile ohne mich auskommen müssen, das dürfte kein Problem sein.«
    Homer G. Adams atmete erleichtert auf. Er verschwendete nicht mehr einen Gedanken an irgendwelche Alternativen.
    Keine zehn Minuten später betrat Reginald Bull den nächstgelegenen Käfigtransmitter in der Residenz. Das Gerät war für den Transport nach Mittelamerika justiert.
    Es war 17.30 Uhr Terrania-Standardzeit, als der Resident ans Ziel abgestrahlt wurde.
    Das entsprach 4.30 Uhr lokaler Zeit in der Zona Mexico. Nacht herrschte. Die Kunstsonnen würden sich bald am östlichen Horizont zeigen.
     
    *
     
    Mit beiden oberen Händen zog Fanom Pekking seinen Mundschutz straff, der sich in den letzten Minuten merklich gelockert hatte, mit einer der unteren Hände tastete er nach dem Nano-Werkzeug, das in seinem breiten Gurtband steckte.
    Ein Blick auf die Zeitanzeige ließ ihn zusammenzucken. Seit drei Stunden arbeitete er ohne Pause. Kein Wunder, dass der Schweiß an seinem Scheitelhaar entlangrann und ihm über die Lippen tropfte. Das war nicht nur lästig. Eine genetische Verunreinigung auf dem Werkstück hätte eine Katastrophe bedeutet.
    Noch einmal von vorn beginnen – dafür war mit Sicherheit nicht mehr die Zeit.
    Unruhig wetzte er auf dem Sitzkreuz, tastete mit den kurzen Beinen nach einem neuen festen Halt. Für wenige Augenblicke nahm er den Kopf zurück, dann beugte er sich wieder weiter nach vorn. Es gelang ihm nicht mehr, die optische Achse seiner Augen und vor allem den Brechungsindex auf den Bruchteil genau zu justieren.
    »Ich bin ganz einfach überarbeitet.« Pekking seufzte.
    Seine Bewegungen wurden fahriger. Beinahe wäre er mit dem Analysewerkzeug zu heftig angestoßen.
    »Genug für heute!«, mahnte er sich selbst. »Morgen ist ein neuer Tag.«
    Ein letzter Blick auf das Werkstück. Er schaffte es wenigstens, die Mikroskopsicht beider Augen auszulösen. Einige der Robotwinzlinge, die Polier- und Fräsarbeiten ausführten, waren in den Rillen zurückgeblieben. Das waren störende Fremdkörper, die er auf jeden Fall beseitigen musste.
    Minutenlang betrachtete er seine Arbeit. Nichts war daran auszusetzen, nicht der kleinste Kratzer aufzuspüren. Solche Maßarbeit, perfekt bis ins Detail, konnte nur ein Swoon

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