Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Prada Party und Prosecco - Roman

Prada Party und Prosecco - Roman

Titel: Prada Party und Prosecco - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Colgan
Vom Netzwerk:
natürlich undenkbar. Meine Freundin hatte mir den Dolch mitten ins Herz gerammt, und ich konnte ihr nicht nur um einer Wohnung willen vergeben. Ich wusste nicht einmal, ob sie Wert auf eine Versöhnung legte. Ich versuchte, den Gedanken daran zu vertreiben, wie sie vielleicht gerade mit Rufus in der Stadt unterwegs war. Vor meinem inneren Auge zogen schreckliche Bilder der beiden vorbei, wie sie vor Lachen quietschten und sich vor exotischer Kulisse küssten. Und ich hatte … Loot .
    Zimmer zu vermieten. Alle suchten nach »netten Nichtrauchern«. Ich sah keine Anzeige, in der die gewünschte Mieterin »morgens ziemlich muffelig und gelegentliche Party-Raucherin« war.
    Alle Anzeigen setzten sechshundert Piepen im Monat voraus, und dass ich »sauber« sei. Aber ich wusste nicht einmal, ob ich die sechshundert Pfund überhaupt hatte. O Gott. Plötzlich wurde mir eiskalt. Mein Taschengeld. Ich hatte noch nie ohne Taschengeld auskommen müssen. Neben der Zeitung lag ein Umschlag. Ich griff danach. Darin fand ich einen Scheck über 1000 Pfund, ausgestellt von Gail. »Dein Startkapital«, stand da.
    Was sollte ich mit dem Geld anfangen, was hätte Daddy gewollt?
    Was das betraf, bestanden jedenfalls keinerlei Zweifel. Eine Wohnung finden, hart arbeiten und eine gute Show hinlegen, dann konnte ich in sechs Monaten wieder zurückkommen und Anspruch auf mein Erbe erheben. Er wäre begeistert gewesen. Und ich würde in meinem Leben die Zügel selbst in die Hand nehmen. Natürlich würde ich es schaffen, ich war schließlich nicht dumm. Gail und Leonard und alle wären wirklich beeindruckt, ich auf bestem Wege, die neue Annie Leibovitz zu werden, und alles wäre fantastisch. Oder etwa nicht, Dad? Vielleicht war das die Gelegenheit, es allen zu zeigen und aufzuhören, ein Leben als verwöhntes Opfer zu führen.
    Zum ersten Mal seit Wochen keimte so etwas wie Hoffnung in mir, und ich griff zum Telefon.
    O Gott, eine Wohnung zu suchen ist die reinste Hölle. Wer hat sich dieses Prozedere bloß ausgedacht – sich bei seltsamen, gruseligen Fremden vorzustellen, die ihre Popelsammlung auf dem Badezimmerspiegel aufbewahren, denen du aber irgendwie beweisen musst, dass du es wert bist, in ihrem Wäsche-Trockenschrank zu schlafen, und würdest du übrigens bitte auch das Putzen übernehmen, und zwar nackt?
    An jenem Dienstag im September begann ich voller Optimismus, bei den Annoncen aus der Zeitung anzurufen. Ich fing mit den netten Vierteln an, die mir was sagten – Notting Hill, Chelsea, Primrose Hill. Da war alles schon weg.
    Am nächsten Tag startete ich einen neuen Versuch, aber ohne Erfolg. Genauso am Tag danach.
    »Wie läuft es denn so?«, erkundigte sich Gail, als wir uns über den Weg liefen. Sie sah nervös aus, vermutlich aus Furcht, ich würde sie anbrüllen, weil sie mein Leben ruiniert hatte. Ihr war nicht klar, dass ich versuchte, eine ganz neue Sophie zu werden: stoisch und optimistisch und gelassen. Und das, nachdem mich ein Typ am Telefon gefragt hatte, ob ich Katzen mochte. Was ich bejaht hatte, bis er damit rausgerückt war, dass er vierzehn Katzen hatte.
    »Wunderbar!« , lautete jetzt meine unerschütterliche Antwort.
    »Gut«, sagte sie. »Mir ist klar, dass das nicht einfach ist. Als ich zu Hause ausgezogen bin, hab ich am Anfang bei einem Fischhändler gewohnt …«
    Sie versuchte offensichtlich, nett zu sein, aber ich hatte einfach keinen Nerv für ihre Geschichte. Wenigstens hatte sie damals eine Unterkunft gefunden – sie war nicht einfach von der Person, die sich eigentlich um sie kümmern sollte, auf die Straße gesetzt worden. Sie merkte, dass ich nicht zuhörte, und wechselte das Thema.
    »Hm, wunder dich nicht, wenn hier in den nächsten Tagen einige Leute vorbeischauen … die nehmen nur ein paar Schätzungen vor.«
    »Willst du etwa alles verkaufen?«, fragte ich panisch.
    »Nein, natürlich nicht«, beschwichtigte sie mich. »Das muss nur alles seine Ordnung haben, wegen der Versicherung. Es gibt viel Papierkram zu erledigen, Sophie. Ich habe versucht, dich da weitestgehend rauszuhalten. Hör mal, das klingt jetzt furchtbar, egal, wie man es ausdrückt, aber … du darfst aus den Räumlichkeiten nichts entfernen.«
    Zuerst wusste ich nicht mal, was sie meinte. Dann dämmerte es mir plötzlich, und ich wurde knallrot. Sie dachte, ich würde im Haus Sachen mitgehen lassen, um sie zu Geld zu machen. Und mir wurde mit einem Mal klar, dass das wirklich eine gute Idee war. Ich wünschte nur, ich

Weitere Kostenlose Bücher