Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Prada Party und Prosecco - Roman

Prada Party und Prosecco - Roman

Titel: Prada Party und Prosecco - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Colgan
Vom Netzwerk:

    Eck öffnete die Tür. Oh.
    Ich versuchte, mir auf die Zunge zu beißen, aber es platzte einfach aus mir heraus.
    »Aber das ist ja … wie eine Gefängniszelle.«
    »Das höre ich immer wieder«, sagte Eck. »Liegt es an dem Waschbecken aus Metall?«
    »Oder vielleicht auch an den Gitterstäben vor dem Fenster.«
    »Na ja, das ist, weil es nach vorn rausgeht.«
    »Verstehe. Ziemlich laut, oder?«
    Ein riesiger Zementlaster polterte vorbei, gefolgt von einem Autotransporter. Aus unerklärlichen Gründen hupten beide heftig.
    »Hm …«
    Es gab ein Bett mit einem Metallgestell; einen schäbigen Holzfasertisch; das Waschbecken aus Metall (warum nur?) und einen billigen Kleiderschrank, bei dem eine Tür schief in den Angeln hing. Und ein wenig Staub auf dem üblen pinkfarbenen Teppich. Und das war’s. Mehr war da nicht. Das war nicht nur der hässlichste Raum, den ich je gesehen hatte (und ich war in einem Internat gewesen); es war das Hässlichste überhaupt, was ich je im Leben zu Gesicht bekommen hatte.
    »Um ehrlich zu sein«, stellte Eck klar, »gibt es tatsächlich ein paar Interessenten für das Zimmer. Hör nicht auf Cal.«
    »Wirklich?«
    »Sicher. Viele Leute hatten noch nie ein eigenes Zimmer.«
    Ich dachte an meine schöne Suite zu Hause; an mein Himmelbett und die Wanne, die mitten im Badezimmer in den Fußboden eingelassen war, randvoll mit Jo-Malone-Seifenschaum. Jetzt nur nicht weinen. Bloß nicht weinen. Sechs Monate, sechs Monate, sechs Monate. Prinzessin, Prinzessin, Prinzessin. Halt durch! Hatte ich denn eine Wahl?
    »Bitte, ich nehme es«, sagte ich schnell und laut, damit meine Stimme nicht zitterte und bevor ich meine Meinung womöglich noch mal änderte. Es war ein erster Schritt. Trotz der Scheußlichkeit des Ganzen war es ein erster Schritt. Ich spürte einen kleinen Funken Genugtuung in mir entflammen. Es war ja nicht für lange. Eck schien nett zu sein.
    »Echt?«, fragte Eck. »Super! Super! Lass uns ins Wohnzimmer gehen und alles klarmachen.«
    »Bei einer Tasse Tee?«, fragte ich.
    Er setzte eine nachdenkliche Miene auf.
    »Früher oder später wirst du ja sowieso deine erste Tasse Tee hier trinken«, stellte er schließlich fest.
    »Ich weiß.«
    »Wenn du dir am Anfang die Nase zuhältst, ist es nicht ganz so schlimm.«
    »Außer, wenn eine Schnecke darin schwimmt.«
    »Ja. Mein Gott, ich wünschte wirklich, Cal hätte die Schnecken nicht erwähnt. Kannst du das nicht einfach vergessen?«
    »Dafür könntest du ja vielleicht mit der Miete etwas runtergehen?«
    »Hm«, machte er.
    Wir gingen zurück in die Küche. Durchs Fenster sah man auf einen Parkplatz, wo ein paar Kinder, die eigentlich in der Schule sein sollten, ein wenig lustlos mit einem Ball herumkickten. Ich blickte wieder auf das bunte Stuhlsammelsurium rund um den wackeligen Tisch.
    »Ziemlich cool«, bemerkte ich. »Der raue Vintage-Look.«
    Eck sah ein wenig gequält drein. »Ja, ›rau‹ ist das richtige Wort. Hier muss man auf Zack sein, wenn man beim Sperrmüll noch was finden will.«
    »Oh, ja, ganz klar«, stimmte ich zu.
    Eck versuchte, eine Ausgabe der Zeitschrift Front , auf deren Cover zwei nackte Mädchen ihre Brüste mit Motorradhelmen verdeckten, hinter eine schmutzige Teekanne zu schieben, was meine Aufmerksamkeit erst recht darauf lenkte. »Na ja, was soll’s.«
    Ich hockte mich nervös auf einen Stuhl, während Eck irgendwelchen Papierkram erledigte.
    »Warum wohnst du denn hier, Eck?«, fragte ich plötzlich.
    Er sah erstaunt hoch. »Oh. Na ja, ich bin Student. Offensichtlich. Sonst wäre ich ja wohl kaum um elf Uhr morgens zu Hause.«
    Plötzlich wurde mir klar, dass jeder, den ich kannte, um elf Uhr morgens meistens zu Hause war. Für mich war das nichts Ungewöhnliches.
    »Ich studiere an der Kunstakademie die Straße runter. Goldsmiths.«
    »Oh, du bist Künstler?«
    An den Wänden hing nicht ein einziges Bild, abgesehen vom Kalender im Badezimmer. Und der war von 2003. Ich hatte immer gedacht, dass Künstler in idyllischen Mansardenzimmern in Paris hausten, mit großen Staffeleien und einem wunderbaren, direkten Blick auf den Eiffelturm. Oh, wenn ich erst mal Zugriff auf meine Erbschaft hatte, konnte ich mir vielleicht so eine Dachkammer zulegen und zu einem Fotostudio umbauen. Ich war schon wieder drauf und dran, in Tagträumereien zu versinken, als ich merkte, dass Eck mit mir redete.
    »Ich wäre gerne einer. Ich arbeite mit Metall.«
    »Tatsächlich? Kann ich mal welche von deinen Arbeiten

Weitere Kostenlose Bücher