Prada Party und Prosecco - Roman
herrschten.
»Was meinst du?«
»Na ja, du siehst ja, wie es hier aussieht.«
Und ob.
»Wenn du dich darum kümmerst, dann vergessen wir das mit der Kaution.«
Nein!
Ich sah Eck an. Er warf mir einen hoffnungsvollen Blick zu.
»›Mich darum kümmern‹? Was willst du damit sagen?«, fragte ich, nur für den Fall, dass sie zum Beispiel »lange, entspannende Bäder nehmen« meinten.
Eck rieb sich den Nacken. »Na ja, du weißt schon. Staubsaugen. Schrubben. Vor allem eben sauber machen. Dafür haben wir meistens keine Zeit.«
Keine Zeit? Das war aber nicht das Studentenleben, wie ich es in Erinnerung hatte.
»Aber wir würden alle in die Bresche springen und die Kaution für dich zusammenlegen, damit du bleiben kannst.« Er wirkte schon wieder verlegen. »Wirst du denn in Zukunft Geld haben?«
»Natürlich«, versicherte ich ihm.
Es herrschte Stille. Nur für den Fall, dass ich etwas falsch verstanden hatte, stellte ich zum letzten Mal klar: »Ihr sagt also, dass ich bleiben kann, wenn ich putze?«
Die Jungen sahen einander an, dann nickte Eck. Na toll. Ich würde nicht nur in einer Virenhochburg wohnen, ich würde sie sogar eigenhändig desinfizieren.
»Ist das nicht sexuelle Diskriminierung?«, argwöhnte ich.
»Nein«, stellte Cal klar. »Das ist Diskriminierung Mittelloser.«
»Tut mir leid«, beteuerte Eck. »Aber wir haben nur versucht, eine Lösung zu finden …«
Ich bemühte mich angestrengt um positives Denken. Ich wollte nur noch die Flucht ergreifen, aber ich schlug beherzt ein.
»Wunderbar. So machen wir’s also.«
»Cool.« Eck seufzte erleichtert. »Sollen wir mit einer Tasse Tee darauf anstoßen?«
Wir sahen uns an.
»Ich glaube, ich hole lieber meine Sachen.«
»Ja«, meinte Eck. »Okay.«
Kapitel sieben
N atürlich hatte ich keine Ahnung, wie man packt. Bisher hatte Vogue keinen Artikel zum Thema »Minimalgarderobe für Ihr beschissenes neues Leben« gebracht. Wenn ich es logisch anging, dann waren wohl Gummistiefel, dreihundert Pullis und ein Chemikalienschutzanzug angebracht.
Ich warf einen Blick in meinen Schrank. Die Sachen waren nach Farben geordnet, sodass die einzelnen Töne sanft ineinander übergingen. Ich liebte meine Klamotten. Zum Beispiel das himbeerfarbene Temperley-Kleid aus Seide, das ich zu Theos einundzwanzigstem Geburtstag getragen hatte und mit dem ich im Springbrunnen gelandet war. Tatsächlich hatte ich es nur dieses eine Mal getragen, aber es war ein cooles und tolles Kleid und hatte nur etwa siebenhundert Pfund gekostet, wenn ich mich recht entsann. Himmel. Vielleicht konnte ich es verkaufen? Aber dann sah ich die Wasserflecken, die sie auch in der Reinigung nicht herausbekommen hatten. Also wohl eher nicht.
Oh, und dann dieses hübsche Modell aus blassgrünem Chiffon. Es war mein Ein und Alles gewesen, bis eine berühmte Fußballer-Frau zehn Tage später genau das gleiche Kleid trug und ich es für immer aufgeben musste. Wirklich traurig. Ach, egal, ich packte es trotzdem ein.
In der Eingangshalle beäugte Gail meine Taschen. Sie war um mich herumgeschlichen und hatte mir entschuldigende Blicke zugeworfen. Sehr weit ging ihr schlechtes Gewissen allerdings nicht, denn ich wartete vergeblich darauf, dass sie sagte: »Weißt du was, Sophie, ich habe meine Meinung geändert. Lass uns doch für das nächste halbe Jahr eine Junggesellenbude für dich im Keller einrichten. Denn bestimmt hat dein Vater eher so was gemeint.«
»Das sind nur Klamotten«, betonte ich, falls sie befürchtete, ich hätte irgendwelche Gemälde hinter den Futterstoff geschoben. »Und ich muss die Louis-Vuitton-Taschen nehmen, weil ich nichts anderes habe.«
»Viel Glück!« Sie lächelte nervös. »Ich konnte es gar nicht abwarten, zu Hause auszuziehen. Das war der aufregendste Tag meines Lebens.«
Ich starrte sie an.
»Mir ist schon klar, dass es nicht das Gleiche ist.«
»Das ist so ganz und gar nicht das Gleiche«, verkündete ich kläglich.
»Aber dein Dad war sich sicher, dass du es schaffst. Und weißt du was … ich bin davon überzeugt, dass du stur genug bist, um wirklich etwas daraus zu machen.«
Das war vermutlich das Netteste, was Gail je zu mir gesagt hatte.
»Ja, danke«, antwortete ich ein wenig unbeholfen, aber ich war wirklich überrascht. Sie kam auf mich zu, und ich dachte, sie würde mich vielleicht umarmen, aber im letzten Moment hielt irgendetwas uns zurück.
Dabei wäre es wahrscheinlich ganz einfach gewesen.
Aber jetzt kam der wirklich schwierige
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