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Prada Party und Prosecco - Roman

Prada Party und Prosecco - Roman

Titel: Prada Party und Prosecco - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Colgan
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man ihn gepflegt hätte oder wenn er – ich schnupperte argwöhnisch – tatsächlich funktionieren würde.
    Ich fand einen mit Eisspritzern übersäten Transistor – vielleicht würden sie bei Capital irgendwas Fetziges bringen, das mich wieder aufmunterte.
    »Willkommen zurück bei Indie Boys Radio«, ertönte eine Stimme. »Unser Smiths-Marathon geht jetzt mit Never Had No One Ever weiter.«
    Ich versuchte, irgendwas anderes reinzukriegen, aber sonst gab es nur Rauschen oder die lauten Piratensender von den Dächern der Hochhäuser in der Nachbarschaft. Egal! Es ging ja vor allem darum, eine positive Einstellung zu bewahren. Ich musste da jetzt durch, und auch durch die nächsten Monate, dann konnte ich mit meinem neuen, stählernen Bizeps wieder nach Hause, würde mein Erbe antreten und jedem zeigen, wie erstaunlich gut ich klarkam. Ich überlegte, dass ich vielleicht eine wohltätige Stiftung zu Ehren meines Vaters ins Leben rufen würde. Für Herzkrankheiten, zum Beispiel, oder nein, da gab es ja schon so einige. Na ja, mir würde sicher was einfallen. Irgendetwas in seinem Namen, und dann würde ich jedes Jahr eine große Spendengala veranstalten, sodass Daddy auf mich stolz gewesen wäre. Welch hehre Ziele ich doch hatte! Während ich mir die Haare zusammenband, konnte ich es beinahe vor mir sehen, wie ich erklärte: »Ich kann nachempfinden, wie es ist, wenn Menschen darum kämpfen, zu helfen und zu heilen – und sich jeden Tag aufs Neue der Herausforderung stellen. Auch ich bin auf Knien herumgerutscht und habe Fußböden geschrubbt …« Nein, Moment mal, das klang gar nicht gut. Vielleicht eher: »Auch ich kenne Blut, Schweiß und Tränen …«
    Ich hielt meine Hand unter den Hahn, weil ich Wasser in den Eimer füllen wollte, aber es schien einfach nicht wärmer zu werden. Das fing ja gut an. Rund um das Spülbecken stapelten sich Schälchen mit zementharten Cornflakesresten. Wie konnte jemand nur so was essen? Die mussten ja einen Magen wie ein Steinbruch haben.
    Ich überlegte gerade, wer wohl das Rennen machen würde – ich persönlich mochte ja Stephen Fry, aber im Notfall würde auch Neil Morrissey gehen –, als Cal sich mit einem ungezügelten Gähnen seinen Weg in die Küche bahnte. Er trug eine gestreifte Schlafanzugjacke, die nicht zugeknöpft war und ihn eigentlich ziemlich bescheuert hätte aussehen lassen müssen, aber nur seinen hageren Oberkörper – keine Brustbehaarung – und einen schmalen, flachen Bauch betonte. Die meisten Männer, die ich kannte, waren breitschultrige Typen mit mächtigem Brustkorb; riesige Kerle, Farmerssöhne, die jahrelanges Rugby-Training hinter sich hatten. Dieser magere Indie-Look eines Jungen, der mit Marmeladenbroten und Kleberschnüffeln aufgewachsen war, das war etwas ganz Neues. Ich konnte nicht anders, als es ein wenig sexy zu finden, besonders als ich bemerkte, wie ihm die dunklen Haare vom Kopf abstanden.
    Er sah verwundert und dann einen Augenblick lang sogar positiv überrascht aus, als er mich in seiner Küche entdeckte.
    »Hallo! Dich hatte ich ganz vergessen, Aschenputtel.«
    »Ich bin nicht Aschenputtel«, fauchte ich wütend.
    »Nein.« Er grinste. »Zumindest nicht, bis du nicht kapiert hast, dass du für warmes Wasser den Boiler einschalten musst. Sonst kannst du noch lange darauf warten, den Eimer vollzukriegen.«
    Ich hauchte bloß »Oh«, als hätte ich das die ganze Zeit schon gewusst, und drehte mich zu einer seltsamen weißen Maschine um, die erbebte und laut rumpelte und einen dünnen Strahl kochend heißes Wasser ausspuckte, der mich erschreckt quietschen ließ wie ein albernes reiches Mädchen. Ich versuchte, den Aufschrei in ein Hüsteln zu verwandeln.
    »Es ist zwei Uhr. Hast du etwa geschlafen?«
    Cal grinste breit. »Nein, diesen Look trage ich für meinen tollen Bürojob in der Stadt. Kriegt man hier vielleicht eine Tasse Tee?«
    »Es gibt keinen Kessel.«
    »Ach ja, damit haben wir gebatikt. Warte mal.«
    Er griff mit seinen langen Armen über mich. Er roch verschlafen – nicht schlecht, einfach nur warm und zerzaust und ein bisschen sexy. Ein guter Geruch.
    »Da haben wir ihn ja schon«, verkündete er und holte ihn aus einem Schrank. Er sah hinein, während er mich vom Spülbecken wegschob. »Dem würde ein Schuss Spüli auch guttun.«
    Innen war der Kessel völlig bedeckt mit Kalk, eine weiße Schicht, durchzogen von roten Streifen.
    »Was meinst du?«
    »Vielleicht sind das ja gutartige Bakterien?«, überlegte Cal

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