Prada Party und Prosecco - Roman
Ladushka seufzte, und ihre Stimme wurde wieder sanft. Was zeigte, dass sie um ihren Sieg wusste und ihre Position deutlich genug gemacht hatte. »Du vermisst ihn sicher schrecklich.«
Aber nicht genug, um es ihr gegenüber zuzugeben.
»Äh, könnte ich bitte einfach nur mit Julius sprechen?«
»Tut mir wirklich leid, aber er ist bei einem Shooting in Reykjavik. Models unterm Eis, für Vogue Italia .«
Ich war in eine Sackgasse geraten.
»Und da gibt es auch keinen Handyempfang«, fügte Ladushka hastig hinzu, nur für den Fall, dass ich es immer noch nicht geschnallt haben sollte.
»Verstehe.« Ich schluckte.
Und ich hatte es tatsächlich begriffen. Wie gewonnen, so zerronnen.
Ich setzte mein Vertrauen in Eck. Auf irgendjemanden musste ich mich ja verlassen können, und er war der Einzige, den ich gerade zur Hand hatte.
»Ich hab meinen Job verloren«, verkündete ich.
» O nein!«, rief er. »Hatten sie dich etwa gebeten, die Klos zu putzen?«
»Was macht man denn, wenn man seinen Job verloren hat?« Mir war schon klar, wie erbärmlich das klang.
Eck zog die Augenbrauen hoch. »Na ja, man sucht sich einen neuen. Und wenn du sehr verzweifelt bist, könntest du dich auch arbeitslos melden.«
»Echt? Macht man das heutzutage immer noch?«, fragte ich und überlegte, ob mich auf dem Arbeitsamt wohl jemand erkennen würde, wenn ich mir ein Kopftuch umband.
Eck sah mich über Zeitung und Toast hinweg an.
»In deinem Alter nicht viele, die noch vier funktionstüchtige Gliedmaßen haben.«
»Willst du mir etwa ein schlechtes Gewissen einreden?«
»Eigentlich nicht. Hast du etwa eines?«
Ja, ich fühlte mich schuldig, und zwar die ganze Zeit. Aber das sagte ich nicht, ich saß einfach nur da.
»Möchtest du dir in meiner Zeitung die Stellenanzeigen ansehen?«
Er reichte sie mir. Mit meinen Qualifikationen, sprich wenig zu bieten, gab es so einiges an Stellenangeboten, aber sie schienen alle etwas mit einer Tätigkeit zu tun zu haben, die mit »Hostessdiensten« oder »exotischem Tanz« umschrieben wurden.
»Du solltest wirklich ein anspruchsvolleres Blatt kaufen«, sagte ich.
»Ich stelle mir eben gerne vor, dass ich die gleiche Zeitung wie exotische Tänzerinnen lese«, gab Eck zu. »Mach dir mal keine Sorgen, Sophie. Du findest schon einen Job. Du könntest kellnern, oder vielleicht wirst du als Putzfrau noch richtig gut …«
Ich hatte mir mit einer Dose Möbelpolitur alle Oberflächen vorgeknöpft. Gut, dabei hatte ich es vielleicht etwas übertrieben – wir waren alle ein wenig benebelt. Und ich hatte eine alte Hose von Agent Provocateur als Staublappen benutzt. Aus irgendeinem Grund passte die mir nämlich nicht mehr.
»Nein«, verkündete ich und stand auf. »Das mit dem Putzen hat jetzt ein Ende. Ich bin Fotografin. Das ist mein Ding. Das wollte ich immer werden. Ich bin fest entschlossen, und ich werde es schaffen.«
»Na also! Das wollte ich hören«, lobte Eck und wedelte mit seinem Toast herum. Ich grinste zurück, dann hielt ich plötzlich inne, weil ich mich fragte, ob mir wohl noch genug Geld blieb, um ein paar Filme für die Kamera zu kaufen.
Letztendlich schleppte sich die wild entschlossene Fotografin durch sämtliche Studios in ganz London. Das war gar nicht so schlimm, die Wohnungssuche hatte mich abgehärtet, und außerdem hatte ich auf die Art und Weise wenigstens mal den ganzen Tag lang etwas zu tun, abgesehen davon, auf dem Bürgersteig nach Münzen zu suchen. Ich konnte mich nicht darauf verlassen, dass die Jungs ihre Fish and Chips ewig mit mir teilen würden.
Ich wünschte nur, meine Mappe wäre umfangreicher. Mein Gott, dabei hatte Daddy mir zu Hause sogar meine eigene Dunkelkammer eingerichtet. Plötzlich fühlte ich mich schuldig und mies. Immerhin machte ich unterwegs jede Menge Aufnahmen; von einer unvermuteten Perle unter all den Graffiti und dem Müll an der Umgehungsstraße; von einer unbeirrbaren Osterglocke, die sich ihren Weg durch die Asphaltdecke bahnte, und einem finsteren Kind, das mit großen Augen auf ein Feuerwehrauto zeigte.
Im West End hatten sie nichts für mich. Dort kamen ihnen die Assistentinnen quasi schon zu den Ohren heraus, und bis zu den Ohren reichten bei denen rein zufällig auch die langen Beine. East London half mir genauso wenig weiter. Also landete ich am Ende noch weiter südlich als zu Beginn meiner Suche; ganz unten am Ende der endlosen Old Kent Road, in New Cross. Die Adresse hatte ich einfach aus den Gelben Seiten rausgesucht.
Es
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